Warum Gemeinschaft und Gemeinde? Warum Hauskreise bzw. Hausgemeinde?

Warum die Gemeinschaft der Gläubigen so wichtig ist für ihr geistliches Wachstum, für ihre Heiligung und für ihre Umgestaltung in das Bild Christi.

 

 

© 2003  Joachim Hübel für Exegesa-Bibel-Lehrdienst - überarbeitet 2014 u. 2019

 

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Inhaltsverzeichnis:


Einleitung

I. Der Mensch – geschaffen für die Gemeinschaft (heilsgeschichtliche Grundlage)

1. Mensch werden - so wie Gott uns meint

2. Der Mensch - geschaffen nach dem Bilde Gottes - geschaffen zur Gemeinschaft

3. Der Verlust (bzw. die Beeinträchtigung) der Beziehungsfähigkeit

4. Der Mensch in der sozialen Wüste der modernen Gesellschaft (Individualismus und Kollektivismus)

5. Erlöst zur Gemeinschaft

II. Das Volk Gottes – die Gemeinschaft der Heiligen

1. Der Plan Gottes: er möchte ein Volk für sich

2. Das Volk Gottes = die Gemeinde Jesu

3. Die Gemeinschaft - eine der vier Hauptsäulen der Jüngerschaft Jesu

4. Die Gemeinde Jesu nach dem Muster ihres Gründers

III. Die Hausgemeinde / der Hauskreis – eine Erfindung Gottes

1. „Häuser des Heils“, die die Welt veränder(te)n

a.  Kleingruppen im Test der Geschichte                                                      

b.  Die Hausgemeinden der frühen Christenheit                                          

2. Ein Stück Kirchengeschichte - die Rückkehr zur Idee Gottes

3. Sinn und Zweck der Hauskreise

a.  Die agape-Liebe wird konkret

b.  Die Gemeinde kommt nach Hause

c.  Die Gemeinschaft - das verwandelnde Kraftfeld des Heiligen Geistes

IV. Der Hauskreis - Auftrag und Chance

Die vier Hauptbereiche des Gemeindelebens

1.  Anbetung / Gebet

a.  Gemeinsam beten und anbeten

b.  Gegenseitige Fürbitte

 2.  Lernen / Wachsen

a.  Von einander und miteinander lernen

b.  Einander lehren / gemeinsam lernen, auf Gottes Wort zu hören

c.  Gegenseitiges Dienen in den Gaben des Geistes

d.  Gegenseitige Seelsorge

 3.  Diakonie / Hilfeleistung

a.  Der Dienst der gegenseitigen Hilfeleistung

 4.  Mission / Sendung

a.  Der Missionsauftrag Jesu Christi und seine Erfüllung

b.  Multiplikation durch das evangelistische Glaubenszeugnis

V.  Der Hauskreisleiter – die Hauskreisleiterin

1.  Eine Form des Hirtendienstes

2.  Die Motivation

3.  Die Aufgabe der Hauskreisleiter/innen

4.  Die Qualifikation der Hauskreisleiter/innen

VI.  (Ausklang) Die Hauskreise sind nicht Anhänger, sondern Motoren der Gemeinde!

 Persönlichkeitsprofil des Autors / Copyright und Verbreitung

 

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Einleitung

Ich möchte in dieser Schrift anhand biblisch-neutestamentlicher Lehre sorgfältig aufzeigen, was „Gemeinde“ (griech.: ecclesia = die „Herausgerufene“) ist und welche Bedeutung die geistliche „Gemeinschaft“ (griech.: koinonia) für den einzelnen Gläubigen hat. Daraus ergibt sich, dass wiedergeborene Christen - die durch eine persönliche metanoia-Herzens-Bekehrung die Erlösung erfahren haben - beides dringend nötig haben, um auf ihrem Weg der Jüngerschaft und „Heiligung“ das ewige Ziel zu erreichen (Lk 13,23.24;  Mt 7,13.14).

Der Mensch ist geschaffen für die Gemeinschaft (1.Mo 2,18; Pred 4,9) – für die Gemeinschaft mit Menschen (Apg 2,42;  1.Joh 1,7), und für die Gemeinschaft mit Gott (1.Joh 1,3.9;  1.Kor 1,9). – Gemeinde, wie wir sie kennen, verhindert oftmals Gemeinde, wie Gott sie möchte!

 

Dass sich eine Christen-Versammlung „Gemeinde“ (o. „Kirche“) nennt, bedeutet noch lange nicht, dass dort in den Veranstaltungen auch wirklich geistliche Gemeinschaft zu finden ist. Aber dort, wo erweckte Christen sich zusammenfinden, um miteinander geistliche Gemeinschaft zu haben, da ereignet sich ganz spontan „Gemeinde Jesu“. Die kürzeste und treffendste Definition von dem, was „Gemeinde Jesu“ ihrem Wesen nach ausmacht, hat uns der Herr Jesus Christus als „Haupt der Gemeinde“ selbst gegeben: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ICH in ihrer Mitte.“ (Mt 18,20)

Wie erhebend ist die Erfahrung, wenn einige Jünger Jesu beisammen sind, um gemeinsam   das biblische Wort zu lesen, zu beten und sich gegenseitig mit guten Worten zu ermutigen,    zu trösten und zu ermahnen - und sie dann unvermittelt spüren: Der Herr ist hier! - der auferstandene Christus ist im Heiligen Geist unter uns gegenwärtig! Viele haben die Erfahrung gemacht: Seine Anwesenheit bewirkt eine Atmosphäre der Klarheit, des Friedens, der Freiheit, der Liebe, der Heiligkeit und der Freude (Röm 5,5;  14,17;  2.Tim 1,7). In solchen Situationen ereignet sich „Gemeinde Jesu“. Genau so erlebten es die Jünger ganz am Anfang: „[Da] kam Jesus und trat in die Mitte und spricht zu ihnen: Friede euch!“ (Joh 20,19) Auch wir können heute solch eine unmittelbare Gemeinschaft erleben.

Leider zeichnete sich bereits ab dem ersten Jahrhundert nach der Himmelfahrt Christi eine verhängnisvolle Entwicklung ab. Im Laufe der Kirchengeschichte bildeten sich diverse konfessionelle Institutionen heraus, die sich zwar als „Kirche Christi“ bezeichneten, aber nur   noch ein trauriges Zerrbild - eine Pervertierung - dessen waren (bzw. sind), was uns die neutestamentliche Lehre als wahre „Gemeinde“ (ecclesia) vor Augen stellt. Daraus wurden die so genannten „Volkskirchen“. Der Begriff „Kirche“ ist abgeleitet von „kyriake oikia“ (= „des Herrn Haus“). [Weil diese Institutionen gravierend von dem abweichen, was uns im Neuen Testament über Gemeinde gelehrt wird, unterscheide ich hier begrifflich zwischen „Kirche“ einerseits und „Gemeinde“ andererseits.] Auch die so genannt „Reformation“ eines Martin Luthers kehrte nicht zum neutestamentlichen Muster von Gemeinde zurück, sondern hat sowohl am unbiblischen Konzept der „Volkskirche“ als auch am unseligen Sakramentalismus* festgehalten.

Bei der nüchternen (und ernüchternden) Betrachtung stellen wir fest: Der überwiegende Teil der orthodoxen, römisch-katholischen und evangelischen Kirchenmitglieder sind leider keine lebendigen Gliedmaßen am universalen „Leib Christi“. Denn sie wurden nicht auf dem schriftgemäßen Weg der Heilsübermittlung zur geistlichen Wiedergeburt geführt, sondern durch den Sakramentalismus* in die Irre geleitet. Die Betreffenden bleiben deshalb geistlich tot (Offb 3,1b;  Röm 8,9;  2.Tim 3,5). Denn nur jene, die eine authentische Bekehrung vollziehen und durch den schriftgemäßen, persönlichen Glauben an Jesus Christus die verheissene Erlösung erfahren empfangen den Heiligen Geist (= „Geistestaufe“ - Apg 1,5;  11,16). Dadurch werden die Betreffenden geistlich wiedergeboren („erweckt“) und zu lebendigen Gliedern des „Leibes Christi“. (1.Kor 12,12.13 – siehe auch Joh 1,12.13;  3,3.6-8.15.16;  4,14;  7,38.39;  11,25;  Röm 3,22-26;  10,8-17;  Mk 1,14.15;  Apg 2,38;  3,19;  17,30.31;  Lk 15,7; Hes 36,26. 27;  Tit 3,5;  1.Petr 1,23;  Gal 3,14.26;  4,6;  Eph 2,1.4-6;  Kol 2,13)

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* Die Irrlehre des Sakramentalismus bestimmt seit der „Konstantinischen Wende“ (4. Jh.) die frühkatholische und später die röm.-kath., orthodoxe und evangelische Theologie und Praxis der Volkskirchen. Der Sakramentalismus entstand durch die unbiblischen Lehrpositionen diverser Kirchenlehrer wie Augustinus  (4. Jh.) und Thomas von Aquin (13. Jh.) sowie durch konziliare Fehlentscheidungen. Beim Sakramentalismus geht es im Wesentlichen um eine (vermeintliche) Heilsübermittlung durch kirchliche Rituale – insbesondere durch das Tauf-Sakrament, das als „Sakrament der Wiedergeburt“ bezeichnet und in der Regel an Säuglingen vollzogen wird.

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Wohlgemerkt! Es geht hier nicht darum, die volkskirchlichen Institutionen und deren Angehörige zu verurteilen, sondern darum, die ganze notvolle Problematik in nüchterner Weise zu analysieren und zu diagnostizieren. - Wenn ein Arzt einem Patienten die Diagnose „bösartiger Tumor“ oder „Lungenemphysem“ stellt, dann will er dadurch den Kranken nicht verurteilen. Eine zutreffende sachlich-nüchterne Diagnose ist der erste Schritt – und meist auch der Schlüssel – für die Aufstellung einer wirksamen therapeutischen Hilfsmaßnahme und Heilfürsorge. Der Patient hat natürlich die Freiheit, die Diagnose in den Wind zu schlagen oder sich einen anderen Arzt zu suchen, der ihm etwas anderes erzählt … Doch ein Arzt tut dem Patienten keinen Gefallen, wenn er Diagnose einer lebensbedrohlichen Krankheit verschweigt!

Hier sei noch einmal betont: Nur der biblische Weg der Heilübermittlung – durch persönliche Bekehrung und schriftgemäßen Glauben an Jesus Christus – führt zur Sündenvergebung, zur Rechtfertigung und zur geistlichen Wiedergeburt („Erweckung“), welche durch den Empfang des Heiligen Geistes bewirkt wird (Apg 2,38;  Joh 3,3.6-8.15.16;  4,14;  7,38.39;  Tit 3,5). Auf diese Weise werden die Betreffenden zu wahren Kindern Gottes (Joh 1,12.13). Sie sind zunächst einmal geistliche Säuglinge (1.Petr 2,2) und „Unmündige in Christus“ (1.Kor 3,1.2). Damit nun das neue erworbene geistliche Leben in den neugeborenen Gotteskindern nicht wieder abstirbt, sondern erhalten bleibt, genährt wird und wächst, möchte der himmlische Vater sie in eine geistliche „Familie“ integrieren – in die lebendige Gemeinde Jesu. Diese ist keine Organisation, sondern ein lebendiger Organismus. Geistliche Kinder brauchen keine spektakulären Glaubens-Konferenzen oder die Integration in einen Fan-Club, der sich um einen großsprecherischen Super-Apostel schart, sondern die einfache, familiäre Gemeinschaft mit normalen, gereiften Christen. [Kirchen-Institutionen, die mit ihrem „magischen“ Sakramentalismus kein neues Leben zu wecken vermögen, sind ebenso wenig in der Lage, neues Leben zu bewahren und zu fördern. Daher wäre eine „Kirche“, die überwiegend aus geistlich toten Mitgliedern besteht, eine schlechte „Kinderstube“ für frisch Bekehrte und geistlich Wiedergeborene.]

Geistliche Säuglinge und Kinder sollen nicht bei der Unmündigkeit stehen bleiben (Eph 4,14;  Hebr 5,12-14). Damit sie geistlich wachsen, brauchen sie eine geistliche Familie. Genau dafür hat Gott die Gemeinde vorgesehen. Dort finden sie geistliche Väter, Mütter, Brüder und Schwestern (1.Tim 5,1.2;  Mk 10,29.30,  1.Joh 2,14), die ihnen dabei helfen, sich zu entwickeln und später selbst zu reifen Vätern und Müttern zu werden. Und genau darum geht es bei der Gemeinde: um die Förderung, Pflege und Ernährung des geistlichen Lebens der Gläubigen - dass diese im Glauben bleiben, im Glauben wachsen und die Frucht des Glaubens bringen (Joh 14,21;  Jak 2,20.26;  1.Joh 2,4;  5,3). Der Apostel Paulus forderte die Christen (im Auftrag Gottes!) auf: „Prüft euch, ob ihr im Glauben seid, untersucht euch!“ (2.Kor 13,5) Er erklärte: Jesus hat euch „versöhnt in dem Leib seines Fleisches durch den Tod, um  euch heilig und tadellos und unsträflich vor sich hinzustellen, sofern ihr im Glauben gegründet und fest bleibt und euch nicht abbringen lasst von der Hoffnung des Evangeliums“ (Kol 1,22.23 – vgl. 1.Kor 15,1.2;  Hebr 10,36-39). Das begonnene geistliche Leben kann auch wieder absterben (Röm 8,12.13). Und das geschieht nicht immer durch einen spektakulären „Abfall vom Glauben“ (2.Thess 2,3;  1.Tim 4,1;  Hebr 6,4-6). Das Leben kann auch langsam austrocknen. Die Betreffenden behalten zwar eine äußere „Form der Gottseligkeit“ bei (2.Tim 3,5), aber sie sind längst einem „stillen Herzinfarkt“ erlegen – einem geistlichen Herzstillstand. Daher ermahnte Jesus eine Gemeinde: „Wach auf und stärke das Übrige, das im Begriff stand zu sterben!“ (Offb 3, 2.3) Jesus stellte die entscheidende Frage: „Doch wird wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den (rechten und den lebendigen!) Glauben finden auf der Erde?“ (Lk 18,8) Und genau dafür hat er die Gemeinde eingesetzt: Damit das Glaubensleben der einzelnen „Gläubigen“ nicht abstirbt, sondern erhalten bleibt und wächst (2.Kor 10,15;  2.Thess 1,3) und „gesund“ verläuft (Tit 1,13;  2,2).

Den Parolen mancher Christen, die Mission/Evangelisation und die „Errettung“ von Menschen sei der allerwichtigste Auftrag der Gemeinde Jesu, müssen wir mit Zurückhaltung begegnen. Das käme im natürlichen Lebensbereich der Aussage gleich, die Zeugung von Kindern sei das Allerwichtigste. Aber das rechte Versorgen und Aufziehen von Kindern ist mindestens(!) genauso wichtig. Das gilt ganz besonders auch für den geistlichen Sektor. Der schriftgemäße(!) Gemeindebau ist mindestens genauso wichtig wie die Zeugung geistlicher Kinder durch die Verkündigung des Evangeliums (siehe 1.Kor 4,5;  Röm 10,8-17).

Der Gemeindebau ist – neben der Errettung kostbarer Menschenseelen – ein Herzensanliegen Gottes. Nur bei der schriftgemäßen Errichtung des neutestamentlichen „Tempels des Heiligen Geistes“ aus „lebendigen Steinen“ (1.Petr 2,5;  Eph 2,21;  1.Kor 3,16) dürfen wir damit rechnen, dass die „Herrlichkeit des HERRN“ ihn erfüllt und der dreieinige Gott darin Wohnung nimmt (Joh 14,32;  2.Mo 39,32.42.43 >>> 40,33-35;  2.Chr 5,13.14;  7,1;  Ps 26,8). Das ist verbunden mit einer ernsten Warnung: „Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr [d.h. die geistl. wiedergeborenen Kinder Gottes].“ (1.Kor 3,17). Gott wohnt nicht in Mauerkirchen, Kathedralen und Institutionen!*

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* Ich will hier gar nicht näher eingehen auf die vielen übrigen Verirrungen der Kirchen – insbesondere die der römisch-katholischen Kirche durch Kreuzzüge, Glaubenskriege, Juden-Pogrome, gewaltsame Missionierung, Inquisition, ihren Anspruch als exklusive Heilsmittlerin und alleinige wahre „Kirche Christi“ (corpus Christi), Altäre, Bilder- und Reliquienkult, Fegefeuerlehre, Ablässe, Pflichtbeichte, Papsttum, unfehlbares Lehramt, Ergänzung der Bibel durch Apokryphen und mündliche Tradition, Aufstellung unbiblischer Dogmen durch Konzilsbeschlüsse, Klerikalismus (Priesterstand), Ordensleben (Mönche/Nonnen), Zölibat, Unauflösbarkeit der Ehe (auch bei Ehebruch), Ritualmagie inform von Sakramenten, Säuglingstaufe, Messe, Transsubstantiation, Rosenkranz, Weihrauch, Weihwasser etc., Marien- und Heiligenverehrung, Selig- und Heiligsprechungs-Verfahren, pflichtmäßige Kirchensteuer ... 

 

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Nur die lebendige „Gemeinde Jesu“ - bestehend aus erweckten, lebendigen Gliedern – kann für sich den Anspruch erheben, der universale „Leib Christi“ und das neutestamentliche „Volk Gottes“ zu sein – die wahre „Gemeinschaft der Heiligen“ (siehe Apostolisches Glaubensbekenntnis). Diese weltweite „Großfamilie“ Gottes manifestiert sich in vielfältigen örtlichen Gemeinden und Gemeinschaften. Bisher dienten evangelikale freikirchliche Gemeinden weitgehend der verantwortungsvollen Aufgabe, die Neubekehrten geistlich zu betreuen und im Glauben und in der heilsamen Erkenntnis der Wahrheit zu ertüchtigen (1.Petr 2,2;  2.Petr 3,18;  Eph 4,11-14;  1.Kor 12,12-28). Hier fanden sie Anleitung, wie man/frau geistlich wachsen und ein Leben mit Gott führt. Doch inzwischen hat auch dort ein kontraproduktiver Prozess der Institutionalisierung und Erstarrung eingesetzt. Mancherorts sind andere Dinge in den Vordergrund getreten: die Versammlungsstätten (Gebäude), elektronisches Equipment, professioneller Lobpreis, die Erfüllung einer festgeschriebenen „Liturgia“ (Gottesdienst-Ordnung), unterhaltsame Gemeinde-Programme, diakonische Hilfsprojekte, die Erhaltung des Spendenflusses, Machtgerangel in der Leiterschaft und anderes. Begleitet wird diese bedenkliche Entwicklung nicht selten von der Verkündigung eines populärtheologisch verkürzten Evangeliums, das die Menschen nicht mehr zur entschiedenen metanoia-Herzen-Bekehrung und zur „Heiligung“ anhält. Obendrein wird der geistliche Elan gebremst durch die lähmende Einbindung in Allianzen und Akzeptanz-Bündnisse, durch die man sich mit geistlich toten oder verirrten Institutionen/Gemeinden verbündet und verlinkt hat (ÖRK-Ökumene, ACK etc. – siehe dazu 2.Kor 6,14-18;  11,3.4.13-15;  2.Mo 34,12;  Ri 2,2;  Offb 18,4;  Jes 52,11;  2.Joh 8-11). Durch diese Faktoren ist auch die weiterführende Unterweisung in der „gesunden Lehre“ – durch die die Gläubigen in die tieferen Gründe der biblischen Weisheit Gottes geführt werden (Hebr 5,12-14;  6,1-8;  Eph 1,15-19;  3,16-19) - vernachlässigt worden. Auch der Gebrauch der geistlichen Gaben im gegenseitigen Dienst (1.Kor 12,1-12;  14,12.26;  1.Petr 4,10) ist zwar vielerorts weiterhin ein Programmpunkt (durch „Gabentests“), aber der praktische Einsatz derselbigen ist oftmals auf der Strecke geblieben. Vor allem aber ist die wesentlichste Funktion und Aufgabe der Gemeinde vielfach verdrängt und verschüttet worden: die unmittelbare familiäre geistliche Gemeinschaft (koinonia) der Kinder, der Söhne und Töchter Gottes sowie der Väter und der Mütter in Christus!

Das ist schon im natürlichen Bereich so: Menschenkinder brauchen Familie, in der sie im Kreise der Eltern und Geschwister Liebe, Schutz und Geborgenheit erfahren. Eine einigermaßen intakte Familie bietet ihnen einen geschützten Raum, in dem sie aufwachsen und sich und ihre Anlagen entfalten können. Kinder brauchen Vorbilder und gereifte Bezugspersonen, die sie anleiten und die ihnen dabei helfen, sich in dieser Welt zurechtzufinden. Der pädagogische Erziehungsprozess vollzieht sich dabei in mehreren Richtungen: Eltern erziehen ihre Kinder – und Kinder „erziehen“ (formen) ihre Eltern – aber auch alle anderen Personen, die mit ihnen zu tun haben (Geschwister, Großeltern, Lehrer etc.). Was im Natürlichen gilt, das gilt in besonderer Weise gerade auch für das geistliche Leben der „wiedergeborenen“ Kinder Gottes. Sie brauchen eine geistliche Familie, damit sie geistlich wachsen und ihre Anlagen entfalten können.

Die Antwort Gottes auf dieses existenzielle Bedürfnis lautet Gemeinschaft (koinonia) und neutestamentlich gestaltete Gemeinde (ecclesia). Von den ersten Christen heißt es: „Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel [= Wort Gottes] und in der Gemeinschaft (koinonia), im Brechen des Brotes (Gedächtnis-Abendmahl) und in den Gebeten.“ (Apg 2,42) – so lautet die prägnante zweite Definition von „Gemeinde“ (neben Mt 18,20).

Für die Gemeinde-Familien gilt, was auch im Natürlichen gilt: Es gibt keine vollkommene Familie! - Eine unvollkommene Familie ist immer noch besser als keine Familie! – Aber keine Familie ist immer noch besser als eine schlechte Familie! – Eine schlechte Familie ist eine Familie, in der Kinder und Heranwachsende nicht ausreichend mit gesunder Kost versorgt werden, sondern mangelernährt werden oder Hunger leiden oder gar schädliche Nahrung verabreicht bekommen. Eine schlechte Familie ist eine Familie, wo keine liebevolle, freiheit-liche, entspannte Gemeinschaft gepflegt wird, sondern Überwachung, Kontrolle und Lieblosigkeit herrschen und laufend Konflikte das Familienleben vergiften. Eine schlechte Familie ist eine Familie wo die Erziehungsberechtigten ihre Autorität missbrauchen und Unterdrückung, Misshandlung und/oder Missbrauch verüben. - Da ist es immer noch besser, wenn die Kinder solcher Familien „ins Heim kommen“ oder zu ordentlichen Pflegefamilien gegeben werden.

Für Gläubige gilt in übertragenem Sinne: wenn sie keine akzeptable Gemeinde finden, dann  ist es immer noch besser, wenn sie ihren Weg allein mit dem Herrn gehen und mit IHM innige Gemeinschaft pflegen. Doch sie sollten dabei immer Ausschau halten nach der Gemeinschaft mit anderen entschiedenen Gläubigen und dabei im Gebet die Führung des Herrn suchen. Neben den etablierten Kirchen und Gemeinden gibt es immer mehr freie Hauskreise und Haus-Gemeinden, die auf allen äußeren Schnickschnack verzichten und sich in kleinen Gruppen „in den Häusern“ treffen, so wie es am Anfang war: Apg 5,42;  Röm 16,3.5;  1.Kor 16,19;  Kol 4,15;  Phlm 2. Und wer ein gewisses Maß an geistlicher Reife erlangt hat, der sollte in Betracht ziehen, sich mit gleichgesinnten Gläubigen zusammenzutun, um selbst eine Hauskreis-Gemeinde ins Leben zu rufen, die frei ist vom Ballast konventioneller Gemeinde-Organisationen.

Viele Gemeinden (und Kirchen) haben die Notwendigkeit von Kleingruppen erkannt und fördern die Hauskreisarbeit. Doch die Erfahrung hat gezeigt: wenn die Einführung von Hauskreisen nicht das Resultat eines systemkritischen Umdenkens und einer Neubesinnung auf die wesentlichen Funktionen der Gemeinde ist, dann stagniert diese Unternehmung. Dann ist die Hauskreisarbeit lediglich ein weiterer Programmpunkt in einer langen Liste von Gemeinde-Projekten. Dann sind die Hauskreise nur Anhängsel und schematische Kleinausgaben des Sonntags-Gottesdienstes, in denen die gottesdienstliche Liturgie nachgestellt wird. Oder sie degenerieren zu reinen Psycho-Runden, wo reihum jeder endlos seine Probleme ausbreitet. - Denn das Entscheidende an der Sache ist und bleibt die geistliche Gemeinschaft (koinonia) der wiedergeborenen Gotteskinder – vor allem aber die Anwesenheit des auferstandenen Herrn Jesus Christus und des himmlischen Vaters im Heiligen Geist. Die radikale Rückkehr zu diesem wesentlichsten Auftrag der Gemeinde Jesu ist das zentrale Anliegen der Hausgemeinden-Bewegung (Home-Churches).

Den Blick für diese Zusammenhänge zu schärfen und ein tieferes Verständnis dafür zu wecken, was „Gemeinde“ (ecclesia) gemäß der Absicht Gottes ist, das ist das Anliegen dieser Schrift.

Joachim Hübel - Bamberg im April 2019 

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Warum Gemeinschaft und Gemeinde? – Warum Hauskreise bzw. Hausgemeinde?

(Warum bedürfnisorientierte Kleingruppen?)

„Gott hat den Menschen so geschaffen,

dass der Mensch andere Menschen braucht,

um Mensch zu werden und Mensch zu sein.“

I.  Der Mensch – geschaffen für die Gemeinschaft

     (heilsgeschichtliche Grundlage)

 

1.  Mensch werden - so wie Gott uns meint:

[ … ]

2.  Der Mensch - geschaffen nach dem Bilde Gottes - geschaffen zur Gemeinschaft

 

Gott ist ein persönlicher Gott und ein Gott der Liebe (1.Joh 4,8)  -  deshalb ist er ein Gott der Beziehung und Gemeinschaft. Gott hat Beziehung und Gemeinschaft in sich selbst.

 

 

 Jesus Christus erklärte:

 
"... erkennt und glaubt, dass der Vater in mir ist und ich in ihm." (Joh 10,38)
 
"Und der mich gesandt hat, ist mit mir; er hat mich nicht allein gelassen ..." (Joh 8,29)

                                         

Gott, der Schöpfer, erschuf sich ein entsprechendes Gegenüber - ein Abbild - ein DU - den Menschen.

 

 Und Gott sprach: Lasst uns Menschen (hebr.: adam) machen in unserem Bild, uns ähnlich! ... Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn, als Mann und Frau schuf er sie.“ (1.Mo 1,26.27)

 

 In die menschliche Seele pflanzte der Schöpfer sowohl die Beziehungsbedürftigkeit als auch die Beziehungsfähigkeit.

lBeziehung zu Gott  -  Der Mensch braucht Gott, um vollständiger Mensch zu sein.

„Gott, mein Gott bist du; nach dir suche ich. Es dürstet nach dir meine Seele (Ps 63,2)

„Und Henoch wandelte (lebte beständig) mit Gott.“ (1.Mo 5,24)

„Noah war ein gerechter Mann ... Noah lebte (o. ging beständig) mit Gott.“ (1.Mo 6,9)

lBeziehungen zu Menschen  -  Der Mensch braucht Menschen, um Mensch zu sein.

„Und Gott, der HERR, sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei ...“ (1.Mo 2,18)

Als Adam die Eva zum ersten Mal sah, rief er voller Begeisterung: „Dies endlich ist Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch.“ (1.Mo 2,23)

„Gott ist es, der Einsame zu Hause wohnen lässt (d.h. in der Geborgenheit einer sozialen Gemeinschaft wie Familie, Nachbarschaft und Ortsgemeinschaft) ...“ (Ps 68,7) 

Zwei sind besser dran als ein einzelner, weil sie einen guten Lohn für ihre Mühe haben. Denn wenn sie fallen, so richtet der eine seinen Gefährten auf. Wehe aber dem einzelnen, der fällt, ohne dass ein zweiter da ist, ihn aufzurichten.“ (Pred 4,9.10)

Selbst die Nichtgläubigen erkennen aus der alltäglichen Erfahrung die Notwendigkeit der Gemeinschaft. Der griechische Philosoph Aristoteles zum Beispiel bezeichnete den Menschen  als „zoon politikos“ (staatsbürgerliches Wesen) – d.h. als Wesen, das für die menschliche Gemeinschaft (Gesellschaft) geschaffen ist. Der Mensch braucht das geordnete Zusammenleben mit anderen, um existieren zu können.

Der Mensch braucht die „Wärme“ der menschlichen Gemeinschaft. „Dem einzelnen aber, wie soll ihm warm werden?“ (Pred 4,11)

Dort empfängt man von einander - und gibt einander  Zuwendung, Liebe, Geborgenheit, Anerkennung, Hilfe, Leitung, Belehrung, Ermutigung, Trost, Korrektur etc..

Wer allein gelassen wird oder sich von den anderen isoliert, der vereinsamt und verkümmert in seinem Menschsein. Denn der Mensch definiert sich hauptsächlich über seine sozialen Beziehungen und seine Funktionen/Aufgaben in der menschlichen Gesellschaft.

Das Eremitentum – ein frühchristliches Ideal als (vermeintliches) Zeichen besonderer Heiligkeit – ist von der Schrift her als Verirrung anzusehen. Einsamkeit ist kein Segen, sondern ein Fluch – siehe Kla 1,13.

3.  Der Verlust (bzw. die Beeinträchtigung) der Beziehungsfähigkeit:

Gott hatte das erste Menschenpaar - Adam und Eva - in den Garten Eden gesetzt. Dieser paradiesische Ort war der Ort der Gemeinschaft:  Gott - Mensch / Mensch - Mensch.

„Und sie hörten die Stimme Gottes, des HERRN, der im Garten wandelte bei der Kühle des Tages.“ (1.Mo 3,8)

 

Der Schöpfer hat die Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen und mit einem freien Willen (mit freier Entscheidungsfähigkeit) ausgestattet. Um ihre Liebe und Treue zu prüfen (Spr 17,3;  2.Mo 20,20;  5.Mo 8,2;  Jer 17,10) gab er ihnen ein Verbot (1.Mo 2,16.17). Durch den bewussten Ungehorsam zerbrach die innere, geistliche Gemeinschaft zwischen Mensch und Gott (1.Mo 3,6.24). Adam und Eva wurden durch diese Ursünde von Gott geschieden. Sie erlitten den geistlichen Tod (siehe Röm 5,12;  Eph 2,5a;  1.Kor 15,21), durch den auch der physische Tod und alles andere Leid (Schwachheit, Krankheit, Schmerzen usw.) in die Welt kam (1.Mo 2,17;  Röm 8,20-22). Seitdem kann der sündige Mensch mit dem heiligen Gott nur noch in eingeschränkter Weise kommunizieren.

„... eure Vergehen sind es, die eine Scheidung gemacht haben zwischen euch und eurem Gott, und eure Sünden haben sein Angesicht vor euch verhüllt, dass er nicht hört.“ (Jes 59,2)

Durch die Sünde ist der Mensch seinem Schöpfer „entfremdet“ und ein Feind Gottes geworden (Kol 1,21;  Röm 5,10;  8,7).

 

Alle Menschen gehören der „Familie Adam“ an – d.h. sie sind Nachkommen von Adam und Eva. Das bedeutet aber, dass jeder Mensch durch die „Erbsünde“ automatisch in den fatalen Zustand der Entfremdung von Gott hineingeboren wird (Röm 3,23;  5,18.19;  Ps 51,7). 

Durch den Sündenfall ist der Mensch aber nicht nur für die unmittelbare Gemeinschaft mit Gott untauglich geworden. Er hat auch einen Großteil der Beziehungsfähigkeit zu anderen Menschen eingebüßt. Sein Herz ist vergiftet von Egoismus inform von Neid, Untreue, Argwohn, Gleichgültigkeit, Unbarmherzigkeit, Spott, Missgunst, Konkurrenzkampf, Feindschaft, Hass und Gewalt (siehe Mk 7,21-23). Das belastet das menschliche Miteinander und führt häufig zu Verletzung, Bitterkeit, Unversöhnlichkeit und Einsamkeit (Isolation/Ausgrenzung).

4.  Der Mensch in der sozialen Wüste der modernen Gesellschaft (Individualismus und Kollektivismus)

In der modernen Gesellschaft ist die soziale Entfremdung (die ihren Ursprung im Sünden-fall hat) zur vollen Entfaltung gelangt. Einerseits sind die Menschen (durch Bevölkerungsexplosion, Metropolisierung, Globalisierung, Technisierung, Mobilität, Hektik, Wohlstands- und Konsummentalität, usw.) in der Anonymität der Masse (Kollektivismus) versunken, andererseits hat die kulturelle Entwicklung (vor allem im Westen) die totale Individualisierung des Menschen gefördert. Viele „Individuen“ haben den Bezug zu organischen Lebensgemeinschaften (z.B. Großfamilie, Dorfgemeinschaft) weitgehend verloren. Sie haben oftmals nur noch ihre Selbstverwirklichung im Blick und können sich nicht mehr mit dem „Gemeinwohl“ identifizieren. Viele sind aufgrund ihrer egoistischen und egozentrischen Haltung noch nicht einmal fähig, eine stabile fortgesetzte Lebenspartnerschaft aufrecht zu erhalten oder sich in eine Familie zu integrieren (siehe die wachsende Anzahl der Single-Haushalte und Alleinerziehenden).

 

Einerseits sehnt man sich nach der unkomplizierten, herzlichen Gemeinschaft mit anderen (z.B. Freundschaft), andererseits ist man oftmals nicht bereit (o. nicht fähig), die Kosten dafür zu bezahlen (Rücksichtnahme, Kooperationsfähigkeit, Kompromissbereitschaft, Anpassungsfähigkeit, Gesprächsbereitschaft, Demut, Geduld, Toleranz, Verbindlichkeit usw.). 

             Der Schöpfer möchte Menschen wiederherstellen - für die Gemeinschaft - und innerhalb der Gemeinschaft

5.  Erlöst zur Gemeinschaft:

In seiner Liebe hat Gott einen Ausweg aus dem Dilemma des Sündenfalls (mit all seinen fatalen Folgen) geschaffen:

„Gott aber erweist seine Liebe gegen uns darin, dass Christus, als wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist. Vielmehr nun, da wir jetzt durch sein Blut gerechtfertigt sind, werden wir durch ihn vom kommenden Zorn gerettet werden. Denn wenn wir, als wir Feinde waren, mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes, so werden wir viel mehr, da wir versöhnt sind, durch sein Leben gerettet werden.“ (Röm 5,8-10)

 „... er (Jesus Christus) hat Frieden gemacht durch das Blut seines Kreuzes ... Und euch, die ihr einst entfremdet und Feinde wart nach der Gesinnung in den bösen Werken, hat er aber nun versöhnt in dem Leib seines Fleisches durch den

 

Wer Jesus Christus als persönlichen Erlöser, Herrn und Heiland annimmt, der empfängt völ-lige  Sündenvergebung (Eph 1,7) - das ist die Beseitigung der Schuld-Barriere zwischen Gott und Mensch – und erlangt vollkommene Gerechtigkeit (Röm 3,22-26;  2.Kor 5,21) und dadurch das Wohlgefallen Gottes (Eph 1,3-7). Und mehr noch: er wird durch den Heiligen Geist „von neuem geboren“ (Joh 3,3.4.5) und erfährt eine umfassende geistliche Erneuerung.

„Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“
(2.Kor 5,17)

„Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, hat um seiner vielen Liebe willen, womit er uns geliebt hat, auch uns, die wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht - durch Gnade seid ihr errettet! Er hat uns mitauferweckt ...“ (Eph 2,4-6) 

Durch diese „Waschung der Wiedergeburt“ und „Erneuerung des Heiligen Geistes“ hat er unser Herz gereinigt und erneuert (Tit 3,5;  1.Kor 6,11;  Hes 36,26.27). Dadurch sind wir wieder befähigt, mit Gott Gemeinschaft zu haben. Diese Gemeinschaft beginnt bereits hier und heute(!) und setzt sich nach der Auferstehung fort in einem ewigen Zusammensein mit Ihm in der kommenden Herrlichkeit seines Himmelreiches (Joh 10,28;  11,25.26).

Nicht aufgrund eines vollkommenen Wandels, sondern durch den Glauben an das Blut Jesu haben wir jederzeit Zugang zum liebenden Vaterherzen Gottes (Hebr 10,19-23). Das ist der Vorzug des „Neuen Bundes“, den Gott durch Christus Jesus mit uns Menschen geschlossen hat (Mt 26,28;  Hebr 10,14-17;  1.Tim 2,5.6). Durch den Glauben (Bekehrung – Apg 3,19) werden wir in diesen neuen Bund mit hineingenommen und haben als Kinder Gottes das Vorrecht, mit dem himmlischen Vater in engster Verbundenheit zu leben. Diese unmittelbare Nähe Gottes geht soweit, dass wir seinen Geist ständig in uns haben (1.Kor 3,16;  Joh 14,17).

„... und zwar ist unsere Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Und dies schreiben wir euch, damit eure Freude vollkommen sei.“ (1.Joh 1,3.4) 

„Gott ist treu, durch den ihr berufen worden seid in die Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn.“ (1.Kor 1,9)

„Und siehe, ich bin bei euch (in eurer nächsten Nähe!) alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.“ (Mt 28,20)

„Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ (2.Kor 13,13)

Die Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott erfahren wir besonders intensiv im ganz persön-lichen Gespräch mit Ihm in der „stillen Kammer“ (Mt 6,6) und beim Lesen und Hören Seines biblischen Wortes (Mt 4,4;  Kol 3,16). Aber nicht nur dann -  Gott ist uns immer nahe (Ps 139, 1-6;  Mt 28,20), auch wenn wir das nicht fühlen.

Nicht nur zu Gott hin, auch zu unseren Mitmenschen („Nächsten“) hin sind wir wieder beziehungsfähig geworden. Ja, wir sind dazu aufgerufen, mit den Menschen um uns her (besonders mit anderen Christen) in Beziehung zu treten und Gemeinschaft mit ihnen zu haben (Apg 2,42;  Röm 14,7).

 

„Wenn wir aber im Licht wandeln, ... haben wir Gemeinschaft miteinander ...“ (1.Joh 1,7)

Durch Christus werden wir  -  erlöst zur Gemeinschaft  -  befreit zur Beziehungsfähigkeit.

Wir sind dazu aufgerufen, von dieser neugewonnenen Gemeinschaftsfähigkeit Gebrauch zu machen.

Deshalb lassen sich die Gebote Gottes in zwei Hauptgebote zusammenfassen:

Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand. Dies ist das größte und erste Gebot. Das zweite aber ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten (aktiv!) lieben wie dich selbst.“ (Mt 22,37-39)  

 

Echte Liebe beschränkt sich nicht auf Gefühle. Echte Liebe wird aktiv. (Das sehen wir an der Liebe Jesu, der für uns den Himmel verließ!) Die geistliche Liebe (agape) hat Interesse am anderen. Wer von dieser agape-Liebe erfasst ist geht auf andere zu und baut Beziehungen. Die Liebe nimmt den anderen mit seinen Ecken und Kanten an. Sie nimmt Anteil an Freude und Leid des anderen. „Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses.“ (Röm 13,10) -  sie tut ihm vielmehr (aktiv) Gutes (siehe  Eph 2,10;  Gal 6,10;  1.Joh 3,18;  Jak 4,17). 

                                            Die Liebe Gottes ruft die Erlösten in die Gemeinschaft.

 

 

II. Das Volk Gottes – die Gemeinschaft der Heiligen

 

1.  Der Plan Gottes: er möchte ein Volk für sich haben:

 

Als der dreieinige Gott den Menschen ins Leben rief, hatte er den Wunsch, ein Volk für sich zu schaffen, das in engster Gemeinschaft mit ihm zusammenlebt. Es sollte ein Volk sein, das IHN von ganzem Herzen liebt, das IHN kennt, das IHN verehrt und anbetet, das Seine Absichten versteht und IHM mit Freuden dient. Es sollte ein „königliches Priestertum“ sein, eine „heilige Nation“ (1.Petr 2,9;  2.Mo 19,6), das im Umgang miteinander den wunderbaren Charakter Gottes zum Ausdruck bringt. Und es sollte ein Volk sein, dem sich Gott in seiner ganzen Herrlichkeit offenbaren kann.

[ … ] 

 

Durch das Erlösungsopfer Jesu hat Gott einen ganz neuen Weg bereitet, Menschen in seine Gemeinschaft zurückzurufen und seinem Volk hinzuzufügen. Der Apostel Paulus stellt das im Bild vom „edlen Ölbaum“ dar (Röm 11,16-29). Der edle Ölbaum ist das eine Volk Gottes. Die ungläubigen Juden wurden als Zweige ausgeschnitten, während die Gläubigen aus den Nationen (= Zweige des wilden Ölbaums) eingepfropft wurden. Es gibt also nur ein Volk Gottes! Dieses besteht im Neuen Bund aus den Christusgläubigen des Volkes Israel (= messianische Juden) und  den Christusgläubigen aus den Nationen (Eph 2,11-22). Von diesen heißt es:

 

„Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum, damit ihr die Tugenden dessen verkündigt, der euch aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat; ...“ (1.Petr 2,9)

 

„Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen (o. erlöst) hat in seinem Blut und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater: Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit! Amen.“ (Offb 1,5.6)

 

„Denn wir sind der Tempel des lebendigen Gottes; wie Gott gesagt hat: 'Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.'“ (2.Kor 6,16)

2.  Das Volk Gottes = die Gemeinde Jesu:

Das eine Volk Gottes ist heute die eine universale Gemeinde Jesu. Durch den Neuen Bund hat Gott sich kein anderes, neues Volk erwählt. Was Gott mit Israel begonnen hat, setzt sich nun in der Gemeinde Jesu fort. Betrachten wir noch einmal das Bild vom „edlen Ölbaum“: Abraham ist die Wurzel, das historische Volk Israel ist der Stamm, und die Zweige sind die Gläubigen aus allen Nationen (einschließlich Israel).

 

[Israel ist heute zwar nicht das „Volk Gottes“, aber es ist das „auserwählte Volk der Verheißung“! Gott hat Israel nur vorübergehend „verworfen“ - d.h. beiseite gesetzt (Röm 11,15)! Die ganze Nation Israel hat jedoch die Verheißung, zur gegebenen Zeit wieder durch den Glauben an „Joshua HaMaschiach“ (= Jesus Christus) in den „edlen Ölbaum“ integriert zu werden - Röm 11,23-29.]

Wenn heute jemand durch den Glauben an Jesus errettet und „von neuem geboren“ wird, dann wird er durch den Heiligen Geist in den einen „Leib Christi“ eingepflanzt.

 

„Denn wie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, ob-gleich viele, ein Leib sind: so auch der Christus. Denn in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen (= Nationen) ... und sind alle mit einem Geist getränkt worden.“ (1.Kor 12,12.13)

Die Zugehörigkeit zum Leib Christi konkretisiert sich in der verbindlichen Zugehörigkeit zu einer Ortsgemeinde

Jesus Christus definierte Gemeinde folgendermaßen: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.“ (Mt 18,20) Das ist die kleinste Zelle des Leibes Christi. Die weltweite Gemeinde Jesu ist keine religiöse Organisation/Kirche, sondern ein lebendiger Organismus, bestehend aus wiedergeborenen Christen, die miteinander in Beziehung treten.

3.  Die Gemeinschaft - eine der vier Hauptsäulen der Jüngerschaft Jesu:

„Sie (= die Christen) verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes (= Abendmahl) und in den Gebeten.“ (Apg 3,42)

1. Säule: die Lehre der Apostel (= das Gesamtbild der neutestamentlichen Lehre; nicht

               nur einzelne Fragmente des Wortes Gottes! - siehe Apg 20,20.27;  Ps 119,160)

2. Säule: die Gemeinschaft (nicht als kollektive Menschenmenge, sondern als lebendiges

              Beziehungsgeflecht / als sozialer Organismus – siehe 1.Kor 12,24-27)

3. Säule: das Brechen des Brotes (= Abendmahl – in dem Bewusstsein: wir sind erlöst und

              zusammengefügt als gemeinsame Teilhaber des Neuen Bundes – siehe 1.Kor 10,16.17)

4. Säule: die Gebete (der ganz persönliche Dialog mit dem himmlischen Vater und dem 

               Herrn Jesus Christus – Eph 6,18;  Lk 18,1;  Mt 6,5-15)

 Warum ist die Gemeinschaft (griech.: koinonia) so wichtig?

Der Ort der Wiederherstellung, Heilung und Umgestaltung (Heiligung) eines Christen ist die „Gemeinschaft der Heiligen“ - die Gemeinde Jesu.

Durch die geistliche Wiedergeburt sind wir zwar vollständig „erlöst“, aber wir sind noch  nicht in der Weise erneuert worden, dass wir sofort alle Verletzungen, charakterlichen Fehlhaltungen und Untugenden automatisch verloren haben. Wir sind aber dazu aufgerufen, sie im Rahmen der Jüngerschaft „abzulegen“ (Kol 3,8). Auch die neuen, christusähnlichen Eigenschaften (die „Frucht des Geistes“ - Gal 5,22) sind nicht sofort da. Sie müssen „angezogen“ und eingeübt werden (Kol 3,12).

Durch unsere Bekehrung sind wir - d.h. unser „alter Mensch“ - mit Christus gestorben und in der Taufe mit ihm begraben (Röm 6,1-11). Wir haben also im Geist bereits den „alten Menschen“ grundsätzlich abgelegt und den „neuen Menschen“ angezogen (Kol 3,9.10;  Eph 4,22-24 - Elberf. Übers.). Diese geistliche (potentielle) Realität muss aber nun in die sichtbare, konkrete Realität umgesetzt werden. (Weil wir in Christus“ die geistliche Erneuerung erlangt haben, ist deren Verwirklichung als erfahrbare, konkrete Realität möglich geworden!) Das ist die Bedeutung von „Jüngerschaft“ und „Nachfolge Jesu“.

Der Prozess der Umgestaltung unserer Person in das „Bild Christi“ (Röm 8,29) verläuft schrittweise. Dabei geht es um die Wiederherstellung des göttlichen Ebenbildes im Menschen. Es ist der so genannte Weg der „Heiligung“ (Hebr 12,14.15). Es ist ein Wachstums-prozess, der uns vom Stadium eines „Neugeborenen“ (Baby-Christen) zur „vollen Mannesreife“ und geistlichen Mündigkeit führt (1.Petr 2,2;  Eph 4,13).

Es gibt zwei Hauptfaktoren, die diesen Prozess fördern:

l  die fortgesetzte Gemeinschaft mit Gott (Gebet, Anbetung, Stille, Wort Gottes, Gottesdienst, usw.)

l  die regelmäßige Gemeinschaft mit anderen Christen (Zusammensein, persönlicher Austausch, geistliche Gespräche, gegenseitige Ermutigung, Tröstung, Ermahnung, gemeinsames Gebet und Bibellesen, Ausübung der Geistesgaben, usw.)

4.  Die Gemeinde Jesu nach dem Muster ihres Gründers:

    (Gemeinde, so wie wir sie kennen, verhindert oftmals Gemeinde, so wie Gott sie will!)

Wie stellt sich Jesus seine Gemeinde vor? Und was möchte Er nicht haben?

lGemeinde Jesu konkretisiert sich in Ortsgemeinden, die nach dem Muster der neu-

testamentlichen Lehre aufgebaut werden.

Gemeinde Jesu ist kein tot-organisierter Mechanismus, sondern ein lebendiger Organismus aus wiedergeborenen Christen, die miteinander in Beziehung treten, Gemeinschaft haben und einander in Liebe mit ihren Gaben und Fähigkeiten dienen!

„Denn wie der Leib einer ist und viele Glieder hat ...: so auch der Christus. Denn in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden ...“ (1.Kor 12,12.13)

„Lasst uns aber ... in allem hinwachsen zu ihm, der das Haupt ist, Christus. Aus ihm wird der ganze Leib gut zusammengefügt und verbunden durch jedes Gelenk des Dienstes ...; und so wirkt er das Wachstum des Leibes zu seiner Selbstauferbauung in Liebe.“ (Eph 4,16)

Gemeinde Jesu erschöpft sich nicht im Gottesdienst (als Veranstaltung), wenn Christen am Sonntag zusammenkommen, um das angebotene Programm mitzumachen (zu konsumieren?) und anschließend wieder nach Hause zu gehen.

 

Gottesdienste sind zwar ein wichtiger Bestandteil des Gemeindelebens (z.B. um die Gemeinde-Identität aufrecht zu erhalten), aber sie vertiefen nicht unbedingt die Gemeinschaft der Gläubigen unter einander (das geschieht schon eher nach dem Gottesdienst bei einer Tasse Kaffee).

                      Gott hat nicht verheißen, unsere Programme zu segnen, sondern unsere Gemeinschaft,

                     wenn wir im Namen Jesu zusammenkommen, um das zu tun, was er uns aufgetragen hat. 

l Der Herzschlag der Gemeinde Jesu ist die enge Verbundenheit und die Gemeinschaft der

 

Gläubigen. Das kommt zwar auch in den gemeinsamen Gottesdienstfeiern zum Ausdruck, aber mehr noch beim Zusammenkommen in Kleingruppen (Hauskreise, Kinder- und Jugend-kreise, Frauenkreise, Männerkreise, Seniorenkreise, Gebetskreise, Workshops usw.).

      Jesus Christus: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.“ (Mt 18,20)  

Jesus hat das ausdrückliche Versprechen gegeben, dass er sich dort offenbaren werde, wo seine Jünger in seinem Namen zusammenkommen. Dabei ist nicht die Anzahl (Quantität) entscheidend, sondern die Qualität des Zusammenseins.

Was bedeutet das, im Namen Jesu zusammen zu kommen?

lwiedergeborene Christen versammeln sich ganz bewusst zu Jesus hin

lJesus wird als Herr über alles andere erhoben (z.B. durch Lobpreis/Anbetung)

ldie Gegenwart Jesu wird sehnlich erwünscht und erwartet; deshalb gibt man Jesus Raum (u. Zeit), sich zu offenbaren und ist auf unvorhersehbare Dinge gefasst

lman praktiziert miteinander Gemeinschaft (koinonia), in der die Liebe Jesu zum Ausdruck kommt (man nimmt sich an, obwohl man sich kennt!) 

ldas Zusammensein (das was man redet und tut) ist vom Geist Christi geprägt (nicht vom „Fleisch“)

ldeshalb herrscht eine Atmosphäre des Glaubens und des Vertrauens

lman hört gemeinsam auf das Wort Christi (Bibel) - mit der Absicht, es zu befolgen

 

lgemeinsam betet man im Namen Jesu zum himmlischen Vater

                    Diese Art Gemeinschaft wird idealerweise in Kleingruppen (Hauskreisen) verwirklicht.  

„... dient einander durch die Liebe.“ (Gal 5,13)

„Denn keiner von uns lebt sich selbst, und keiner stirbt sich selbst.“ (Röm 14,7)

„Aber Gott hat den Leib zusammengefügt und dabei dem Mangelhafteren größere Ehre gegeben, damit keine Spaltung im Leib sei, sondern die Glieder dieselbe Sorge füreinander hätten. Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit; oder wenn ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit. Ihr aber seid Christi Leib, und einzeln genommen, Glieder.“ (1.Kor 12,24-26)

„Wir aber, die Starken, sind verpflichtet, die Schwachheiten der Kraftlosen zu tragen und nicht uns selbst zu gefallen. Jeder von uns gefalle dem Nächsten zum Guten, zur Erbauung. ... Der Gott des Ausharrens und der Ermunterung aber gebe euch, gleichgesinnt zu sein untereinander Christus Jesus gemäß, damit ihr einmütig mit einem Munde den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus verherrlicht. Deshalb nehmt einander auf, wie auch der Christus euch aufgenommen hat, zu Gottes Herrlichkeit.“ (Röm 14,1.2.5-7)

„Wie jeder eine Gnadengabe empfangen hat, so dient damit einander als gute Verwalter der verschiedenartigen Gnade Gottes. Wenn jemand redet, so rede er es als Aussprüche Gottes; wenn jemand dient, so sei es als aus der Kraft, die Gott darreicht, damit in allem Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus ...“ (1.Petr 4,10.11)   

„Wenn ihr zusammenkommt, so hat jeder einen Psalm, hat eine Lehre, hat eine Sprachenrede, hat eine Offenbarung, hat eine Auslegung; alles geschehe zur Erbauung.“ (1.Kor 14,26)

Gemeinde Jesu wird also ganz besonders dort verwirklicht, wo Christen in kleinen, überschaubaren Kreisen zusammenkommen und ...

... sich gegenseitig annehmen, wie Christus jeden einzelnen angenommen hat

... einander ganz persönlich durch die Liebe dienen und Sorge füreinander tragen

... die Gnadengaben ausüben, um einander individuell zu erbauen und zu fördern

... einmütig den Herrn Jesus Christus und den himmlischen Vater verherrlichen (zu preisen)

Warum ist der kleine Kreis (zwischen 2 und 12 Personen) für die Gemeinschaft förderlicher als die Großveranstaltung (der Hauptgottesdienst)?

Vertrauen, der Schlüssel zur Seele des Menschen:

Die menschliche Seele steht im Spannungsverhältnis zweier Bedürfnisse: einerseits möchte sich eine Person gerne öffnen und mitteilen, andererseits möchte sie sich verschließen, um sich vor etwaigen Verletzungen durch andere zu schützen. Dieser Schutzmechanismus der Seele ist in einer gefallenen Welt durchaus sinnvoll und darf auch in einer christlichen Gemeinde nicht einfach übergangen werden. (Manipulierende Vorgehensweisen, durch die  Personen zur Selbstoffenbarung genötigt werden sollen, entsprechen nicht der Freiheit des Heiligen Geistes - siehe 2.Kor 3,17 - und sind daher strikt abzulehnen!)

Um unsere innersten Regungen preisgeben zu können brauchen wir eine Atmosphäre des Vertrauens. Vertrauen kann nicht erzwungen werden. Besonders im kleinen Kreis (Haus-kreis) kann eine Vertrauensbasis hergestellt werden.

Der freie, unverkrampfte Umgang miteinander fällt uns aber selbst im kleinen Kreis oftmals nicht leicht. Er kann aber eingeübt werden, indem man sich der Gemeinschaft stellt (und sich diese etwas kosten lässt!). Durch regelmäßige Treffen kommt man sich näher und lernt sich mit der Zeit kennen. Dadurch wächst Vertrauen. Besonders die HK-Leiter sind aufgerufen, die HK-Besucher hierbei anzuleiten. Personen, die eine Leitungsgabe empfangen haben (1.Kor 12,28), sind dazu befähigt, den gruppendynamischen Prozess positiv zu fördern.

Die Stufenleiter der Kommunikation:

 

Die Menschen begegnen einander auf verschiedenen Kommunikationsebenen. Fehlt die  persönliche Beziehung und das Vertrauen, dann findet Kommunikation auf den unteren Ebenen statt. Das gilt besonders für Erstkontakte. Da spricht man über belanglose Dinge (z.B. über das Wetter) und tauscht allgemeine Informationen aus (Haben Sie schon gehört, dass ...?). Bei einer höheren Stufe teilt man in bestimmten Fragen seine persönliche Meinung mit (Also ich bin der Ansicht, ...). Begibt man sich auf die nächsthöhere Ebene, beginnt man über sich selbst zu sprechen (Weißt du, letztens ist mir was ganz dummes passiert ...). Auf der höchsten Ebene öffnet man seine Seele und teilt ehrlich seine innersten Herzensregungen und Probleme mit (Ich bin echt enttäuscht darüber, dass du ...).

Der Schöpfer, der die menschliche Seele durch und durch kennt (weil er sie erschaffen hat), weiß um all diese Zusammenhänge. Deshalb ist die Kleingruppe bzw. der „Hauskreis“ (als „geistliche Familie“) die geniale Erfindung Gottes, der die Menschen zur Gemeinschaft berufen hat.

III. Die Hausgemeinde / der Hauskreis – eine Erfindung Gottes

1. „Häuser des Heils“, die die Welt veränder(te)n:

Gott hat die Menschen von Anfang an zu „Kleingruppen“ (Zellen) zusammengefügt. So schuf er die Ehe und Familie als Ort intimster Lebensgemeinschaft. Dort erfahren Kinder und die Erwachsenen Geborgenheit. In dieser Schutzzone kann sich ihre Persönlichkeit entfalten und wachsen. Der „Hausbau“ gelingt aber nur mit der Hilfe des HERRN. Denn: „Wenn der HERR das Haus nicht baut, arbeiten seine Erbauer vergebens daran.“ (Ps 127,1)

In der Familie - in einem „Haus“ - möchte der HERR Heil und Segen schaffen. Wohl denen, die dem Herrn die Türe ihrer Familie öffnen und ihm Wohnung gewähren (vgl. Offb 3,20;  Mt 7,24-29).

a.  Kleingruppen im Test der Geschichte

- Das Überleben der Menschheit durch die Familie Noah:

„Und der HERR sprach zu Noah: Geh in die Arche, du und dein ganzes Haus; denn dich habe ich gerecht vor mir erfunden in dieser Generation.“ (1.Mo 7,1)

- Die Familie Abraham - das Volk Gottes im Keimstadium:

„Der HERR aber sprach bei sich selbst: sollte ich vor Abraham verbergen, was ich tun will? Abraham soll doch zu einer großen und mächtigen Nation werden, und   in ihm sollen gesegnet werden alle Nationen der Erde! Denn ich habe ihn erkannt, damit er seinen Söhnen und seinem Haus nach ihm befehle, dass sie den Weg des HERRN bewahren, Gerechtigkeit und Recht zu üben, damit der HERR auf Abraham kommen lasse, was er über ihn geredet hat.“ (1.Mo 18,17-19)

         

- Befreiung und Abwendung des göttlichen Strafgerichts:

Beim Auszug Israels aus der Knechtschaft Ägyptens verordnete der HERR das Passahmahl. Es musste im engsten Familien- und Bekanntenkreis eingenommen werden. Das Passahfest sollte hinfort jedes Jahr zum Andenken an die wunderbare Befreiung Israels gefeiert werden. Diese Feier ist ein prophetisches Bild auf das Erlösungsopfer Jesu Christi, des „Lamm Gottes“, und damit auf das Abendmahl der Gemeinde Jesu. Durch dieses Gedächtnismahl werden wir an das gnadenvolle Heilshandeln Gottes erinnert.

 „Und der HERR sprach zu Moses und Aaron im Land Ägypten: ... nehmt euch ein jeder ein Lamm für ein Vaterhaus, je ein Lamm für das Haus! Wenn aber das Haus für ein Lamm nicht zahlreich genug ist, dann nehme er es mit seinem Nachbarn, der seinem Haus am nächsten wohnt, nach der Zahl der Seelen; nach dem Maß dessen, was jeder isst, sollt ihr ihn auf das Lamm anrechnen. ... Und sie sollen von dem Blut nehmen und es an die beiden Türpfosten und die Oberschwelle streichen an den Häusern, in denen sie es essen. ... Ein Passah für den HERRN ist es. ... Aber das Blut soll für euch zum Zeichen an den Häusern werden, in denen ihr seid. Und wenn ich das Blut sehe, dann werde ich an euch vorübergehen: so wird keine Plage, die Verderben bringt, unter euch sein, wenn ich das Land Ägypten schlage.“ (2.Mo 12,1.3.4.7.11.13)

Durch „Häuser des Heils“ schrieb und schreibt Gott Heilsgeschichte. Das gilt aber nicht nur  für „Familienhäuser“, sondern auch für „Hauskreise“ (= geistliche Großfamilien der Gemeinde Jesu).

Gott knüpft die Verheißung seines Segens ganz besonders an das einmütige Zusammensein der Angehörigen seines Volkes:

„Siehe, wie  gut und wie lieblich es ist, wenn Brüder (und Schwestern) einträchtig beieinander wohnen. ... Denn dorthin hat der HERR den Segen befohlen, Leben bis in Ewigkeit.“ (Ps 133,1.3)

In den Evangelien finden wir Beispiele für den besonderen Segen, der auf kleinen, vertrauten Gemeinschaften ruht:

„Und er (= Jesus) steigt auf den Berg und ruft zu sich, die er wollte. Und sie kamen zu ihm; und er bestellte zwölf, damit sie bei ihm seien und damit er sie aussende, zu predigen und Vollmacht zu haben, die Dämonen auszu-treiben.“ (Mk 3,13.14)

„Dann entließ er (= Jesus) die Volksmengen und kam in das Haus; und seine Jünger traten zu ihm und sprach: Deute uns das Gleichnis ...“ (Mt 13,36)

„Es geschah aber ..., dass er (= Jesus) Petrus und Johannes und Jakobus mitnahm und auf den Berg stieg, um zu beten. Und als er betete, veränderte sich das Aussehen seines Angesichts, und sein Gewand wurde weiß, strahlend. ... (und es) kam eine Wolke und überschattete sie. ... und es geschah eine Stimme aus der Wolke ...“ (Lk 9,28.29.34.35) 

„Und als Jesus aus dem Schiff trat, sah er eine große Volksmenge (über fünftausend!) und wurde innerlich bewegt über sie; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er fing an, sie vieles zu lehren. ... (Als sie hungrig wurden) befahl er ihnen, dass sie sich nach Tischgemeinschaften (in Gruppen zu je fünfzig und hundert) auf dem grünen Grase lagerten. ... Und sie aßen alle und wurden gesättigt.“ (Mk 6,34.39.42)

„Es bat ihn aber einer der Pharisäer, dass er mit ihm essen möchte; und er ging in das Haus des Pharisäers und legte sich zu Tisch.“ (Lk 7,36)

„Und nach acht Tagen waren seine Jünger wieder drinnen ... da kam Jesus (nach der Auferstehung), als die Türen verschlossen waren, und trat in die Mitte und sprach: Friede euch!“ (Joh 20,26)

Auch das Kommen des Heiligen Geistes erfüllte sich im Rahmen einer Hausgemeinschaft.

Die „Verheißung des Vaters“ (Apg 1,4.5.8) wurde nicht irgendwo ausgegossen (nicht einmal im Jerusalemer Tempel!), sondern auf die Gemeinschaft der Jünger, die „einmütig im Gebet verharrten“ und „alle an einem Ort (im Obergemach) beisammen waren“ (Apg 13.14;  2,1)

b.  Die Hausgemeinden der frühen Christenheit

Im Neuen Testament werden immer wieder die Haus-Gemeinden erwähnt. In den ersten Jahrhunderten waren vor allem die Wohnhäuser der Gläubigen der Ort, an dem sich die Gemeinde Jesu versammelte. Die ersten Christen wussten: Die „Gemeinde“ sind wir! Gott wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind! (Apg 17,24; 1.Petr 2,5; 1.Kor 3,16.17)

„... und sie (= die Apostel) hörten nicht auf, jeden Tag im Tempel und in den Häusern zu lehren und Jesus als den Christus zu verkündigen.“ (Apg 5,42)

„Grüßt Priska und Aquilla, meine Mitarbeiter in Christus Jesus ... und die Gemeinde (o. Versammlung) in ihrem Haus.“ (Röm 16,3.5 - siehe auch 1.Kor 16,19)

 

„Grüßt die Brüder in Laodicea und Nymphas und die Gemeinde in seinem Haus.“ (Kol 4,15) 

 „... Philemon, dem Geliebten und unserem Mitarbeiter ... und der Gemeinde, die in deinem Haus ist ...“ (Phim 1.2)

 

 

 

Die ersten Christen versammelten sich zwar auch im Tempel (d.h. im Vorhof des Tempels in Jerusalem) und unter freiem Himmel, aber im weiteren Verlauf wurden die Wohnhäuser zu den zentralen Orten der Zusammenkünfte. Dort spielte sich im Wesentlichen das spirituelle Leben ab.

 

 

                                      Hauskreise und Hausgemeinden sind die Erfindung Gottes!  

2.  Ein Stück Kirchengeschichte - die Rückkehr zur Idee Gottes:

Als Jesus nach seiner Auferstehung wieder in den Himmel auffuhr, ließ er eine Schar Jünger (Nachfolger) zurück, die an Pfingsten alle mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden. Die ersten Christen bildeten keine tote Organisation, sondern einen lebendigen Organismusden „Leib Christi“ (1.Kor 12,27). Sie versammelten sich meist in Wohnhäusern zu „Haus-Gemeinden“ (z.B. Apg 5,42; Röm 16,3.5; Kol 4,15), um gemeinsam ihren Herrn anzubeten, seine Worte zu hören (Kol 3,16), das Abendmahl zu feiern, Gemeinschaft miteinander zu haben (Apg 2,42) und die Gnadengaben des Geistes auszuüben (= Charismen – 1.Kor 12,1-14). Dort erlebten sie das, was Jesus ihnen verheißen hatte: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt 18,20)

 

Die Kirche, wie wir sie heute kennen, entwickelte sich erst im Laufe der Jahrhunderte. Sie entfernte sich dabei mehr und mehr von ihrem Ursprung. Das 4. Jahrhundert stellt für die Gemeinde Jesu wohl einen der einschneidensten Geschichtsabschnitte dar. Bis dahin wechselten für die Christen im Römischen Reich die Phasen der Duldung mit Wellen grausamer Verfolgung. Oftmals waren die Gläubigen gezwungen, in den Untergrund zu gehen (z.B. in der Zeit der Katakomben). Doch dann kam die „Konstantinische Wende“.

 

Als Kaiser Konstantin im Jahr 312 im Zeichen des Kreuzes einen spektakulären Sieg über seinen Gegner Maxentius errang (In hoc signo vinces), neigte er sich dem christlichen Glauben zu. Aus diplomatischen Gründen erließ er jedoch ein Toleranzedikt, das die freie Ausübung der heidnischen Religionen garantierte. Durch Vergünstigungen bewirkte er im Volk nach und nach eine Sympathie für den christlichen Glauben. Doch bereits die Söhne Konstantins, christlich erzogen, begannen mit der Verfolgung von Heiden. Die Tempel wurden geschlossen und die heidnischen Opfer bei Todesstrafe verboten. Die christliche Taufe wurde zur Vorbedingung der Bürgerrechte und lösten völlig oberflächliche Massenbekehrungen aus. Ein Strom von Weltförmigkeit und materiellem Reichtum zogen in die Kirche ein.

 

 

Aber erst Kaiser Theodosius erhobt im Jahr 380 das Christentum zur offiziellen Staatsreligion. Die Kirche wurde nun zu einer mit dem Staat verbundenen Rechtsanstalt. Die Ausbreitung des „Glaubens“ erfolgte nun oftmals durch staatliche Druckmitteln und rohe Gewalt. Nicht nur Heiden wurden unterdrückt und verfolgt, sondern auch alle christlichen Gruppierungen, die von der orthodoxen „katholischen“ Dogmatik abwichen. Aus der verfolgten Gemeinde Jesu wurde eine verfolgende Kirche. 

 

Ab dem 5. Jh. wurde die generelle Säuglingstaufe eingeführt. Dadurch wandelte sich die „Gemeinde der Heiligen (= Abgesonderten) endgültig zur „Volkskirche“, der – ungeachtet der Herzenseinstellung - alle Staatsbürger einverleibt wurden.

Im 4. und 5. Jahrhundert geschah also die geistige Wende, in der die „Gemeinde Jesu“ zur „Kirche“ wurde. Diese Wende kann auch an den Gebäuden beobachtet werden, in denen die Mitglieder der Kirche von da an ihre Gottesdienste feierten. Bereits Konstantin hatte ein großes, prunkvolles Kirchengebäude errichten lassen. Er hielt auch die Bischöfe dazu an, solche Prachtbauten zur Ehre Gottes zu errichten. Damit hatte die Zeit der Mauerkirchen und Kathedralen begonnen. Bald schon kam die Vorstellung auf, diese geweihten „Gotteshäuser“ seien als heilige Tempel Gottes anzusehen. Es setzte sich die Auffassung durch, dass vor allem diese Gebäude die rechten Orte seien, an denen der HERRN in der Messe und im Gebet in gottgefälliger Weise verehrt werden müsse.

 

Zusätzlich wurde in aller Konsequenz die Aufteilung der Christen in „Geistliche“ und „Laien“ vollzogen. Das brachte die Entmündigung der Gläubigen und die Abschaffung des „allgemeinen Priestertums“, das wir im Neuen Testament finden (1.Petr 2,9). Wer nicht dem Klerus - dem berufsmäßigen Priesterstand - angehörte, hatte jetzt nicht mehr das Recht, irgendwelche gottesdienstliche Handlungen („Sakramente“) zu vollziehen. 

Im weiteren Verlauf wurden von der katholischen Kirche insgesamt alle gottesdienstlichen Versammlungen im privaten Rahmen (Hauskreise) verboten, weil sie sich der Aufsicht und Kontrolle der Kirchenführung entzogen. Predigt, Auslegung der Heiligen Schrift, Abendmahlsfeier, Taufe, Anhören der Beichte usw. waren allein den ausgebildeten, geweihten Priestern vorbehalten. Diese waren ihrerseits wiederum einer strengen Hierarchie und Aufsicht unterstellt. Aus Angst vor Häresie und Ketzerei wurde das geistliche Leben in die Bahnen strikter Kontrolle und starrer Rituale gezwängt und abgewürgt. Als Ersatz dafür wurden unbiblische Lehren und Praktiken eingeführt (Reliquien- und Bilderkult, Altäre, Weihrauch, Weihwasser, Rosenkranzgebet, Lehre vom Fegefeuer, Ablasshandel, Totenmessen, Beichtzwang, Heiligenverehrung, Mariengebet, Sakramentalismus, Zölibat, Papsttum und viele andere Menschengebote).

Im 13. Jh. wurde dann sogar allen Laien das Lesen der Bibel strengstens verboten (Konzil von Valencia). Es sollte verborgen bleiben, wie weit sich die Kirche inzwischen von der Wahrheit des Evangeliums und des neutestamentlichen Gotteswortes entfernt hatte.

Jesus Christus sagte über solches Pharisäertum: „Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist weit entfernt von mir. Vergeblich aber verehren sie mich, indem sie als Lehren Menschengebote lehren. (Mt 14,8.9)

 

Obwohl die katholische Kirche mit allen Mitteln versuchte, ihren Monopolanspruch auf die Heilsvermittlung (durch Sakramente – d.h. durch sakrale Rituale) durchzusetzen, gelang es ihr doch nicht, den lebendigen Glauben und das neutestamentliche Gemeindeleben voll-ständig auszulöschen. Durch all die Jahrhunderte hinweg gab es immer wieder unerschrockene Menschen und Gruppen, die sich der Autorität der katholischen Kirche nicht beugten. Sie versammelten sich in verborgenen Hausgemeinden, lasen gemeinsam in der Heiligen Schrift, predigten das Wort Gottes, beteten in freier Form, feierten das Abendmahl und vollzogen die Erwachsenentaufe als Zeichen der echten Herzensbekehrung zu Jesus. Da wären vor allem die Paulizianer, Bogumilen, Waldenser, Bömischen Brüder, Hussiten, Täufer, Mennoniten und manche anderen zu nennen. Diese Glaubensbewegungen und Aufbrüche wurden von der Staatskirche meist mit grausamer Schärfe verfolgt. Tausende von ihnen wurden bestialisch gefoltert, als Ketzer verurteilt und umgebracht. In ihrer Verblendung meinten die Kirchenführer sogar, Gott mit diesen Gräueltaten – die „in nomine patris et filii et spiritus sancti“ vollbracht wurden - einen Dienst zu erweisen (Joh 16,2).

 

Im 16. Jh. trat Martin Luther auf den Plan. Als junger Mönch erlebte er einen geistlichen Durchbruch, als er erkannte, dass ein Sünder nicht durch gute Werke vor Gott gerechtfertigt wird, sondern allein durch die Gnade Gottes und durch den Glauben an Jesus Christus (Röm 1,16.17;  3,22-24;  5,1.2). Die Aktionen Martin Luthers (Thesenanschlag an der Schlosskirche in Wittenberg, Auftritt beim Reichstag in Worms, Verbrennung der Bannbulle, etc.) und seine unnachgiebigen Ablehnung des Papsttums führten zur Reformation. Durch eine gute Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache hat er dem Volk einen neuen Zugang zum Wort Gottes eröffnet. (Obwohl die Luther-Bibel keineswegs die erste deutschsprachige Bibel war!) Später goss Luther  den neuen Wein seiner Rechtfertigungs- und Gnadenlehre jedoch leider wieder in die alten Schläuche volkskirchlicher Strukturen.

 

Obwohl Luther den Grundsatz „sola scriptura“ vertrat - d.h.: allein die Schrift (hat bindende Autorität) -, wich er in entscheidenden Positionen seiner Theologie dennoch von der neutestamentlichen Lehre ab. Im Disput gegen die katholische Kirche war Luther anfangs noch vehement für das „allgemeine Priestertum“ eingetreten, später kehrte er dann aber doch wieder zum alten klerikalen System der strikten Trennung zwischen Geistlichen und Laien zurück. Auch die reformatorische Kirche wurde zu einer traditionellen Volkskirche. Luther meinte, die Zeit sei noch nicht reif, die Gemeinde nach neutestamentlichem Vorbild aufzubauen.

 

Was den Gemeindebau anbelangt, brachte die Reformation also keine konsequente Rückkehr zur Lehre des Neuen Testaments. Was so hoffnungsvoll begonnen hatte, endete abermals in einem dogmatisch erstarrten, klerikalen System und in einer „Mauerkirche“. 

 

In den beiden Volkskirchen hat es jedoch immer wieder geistliche Aufbrüche gegeben. Ein-drucksvolle Männer und Frauen versuchten wieder und wieder die restliche Glut in der Asche zu entfachen und ihre Kirchen von innen her zu verändern.

Seit dem 18. / 19. Jhd. entstanden durch eine neu gewonnene Glaubensfreiheit in Europa immer mehr „Freikirchen“ - also christliche Gemeinden außerhalb der Großkirchen (z.B. Baptisten, Brüdergemeinden, mennonitische Gemeinden). Dort wurden Versammlungen meist im kleineren Kreis abgehalten. Die Idee der Hausgemeinden und Hauskreise begann neu aufzublühen. In diesen freikirchlichen Gemeinschaften wurde ein Christsein eingeübt, das sich wieder mit seinen neutestamentlichen Wurzeln verband.

Etwa in den 60'er und 70'er Jahren des 20. Jh. sorgten verschiedene geistliche Aufbrüche (z.B. die Jesus-People-Bewegung, Charismatische Bewegung) für einen breiten Durchbruch der Hauskreis-Idee in allen Denominationen. Christen aller Glaubensrichtungen begannen sich vermehrt in den Häusern zu treffen, um gemeinsam die Bibel zu studieren und zu beten, Lobpreis zu machen und einander in den Gaben des Geistes zu dienen. Auf diese Weise wurde das Priestertum aller Gläubigen neu entdeckt und praktiziert. Der Segen inni-ger Gemeinschaft hat seitdem das geistliche Leben unzähliger Christen nachhaltig beeinflusst.

 

In den 80'er und 90'er Jahren kam dann die Hauszell-Bewegung auf. Sie vertritt noch radikaler den Standpunkt, dass sich das eigentliche Gemeindeleben nicht in den Gemeinde-Programmen und im Sonntagsgottesdienst entfaltet, sondern vor allem in den Hauszellen (Hauskreisen / Kleingruppen). Das Hauszell-Modell hat sich außerdem als hervorragendes Instrument für die Erfüllung des Missionsauftrages erwiesen. In den Ländern der Christenverfolgung (z.B. China) ist es für die Gemeinde Jesu die einzige Möglichkeit zu überleben – und trotz Verfolgung zu wachsen.

 

Wir erleben heute eine „Erweckung“ ganz besonderer Art – die Erweckung der ursprünglichen Idee Gottes für seine Gemeinde. Es ist die Rückkehr zu dem, wozu Gott seine Gemeinde berufen hat – zur Gemeinschaft (koinonia).

 3.  Sinn und Zweck der Hauskreise:

a.  Die agape-Liebe wird konkret

Jesus Christus: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt,

damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ (Joh 13,34.35)

Wir erfüllen das Gebot der Liebe nicht, indem wir über einen Bruder oder eine Schwester (in der Ferne) liebevolle Gedanken oder Gefühle hegen.

 

Echte Liebe wird aktiv. (Das sehen wir an der Liebe Jesu, der für uns den Himmel verließ!) Die Liebe hat Interesse am anderen. Sie geht auf andere zu und baut Beziehungen. Die Liebe nimmt den anderen mit allen Ecken und Kanten an. Die Liebe nimmt Anteil an Freude und Leid des anderen. Die Liebe tut dem anderen Gutes.

„Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern (aktiv) in Tat und Wahrheit.“ (1.Joh 3,18)

Personen, die durch Sünde (Lieblosigkeit) verletzt worden sind, erfahren durch die Liebe und Annahme Gottes innere Heilung. Das kann unmittelbar geschehen (1.Joh 4,16; Röm 5,5). Oftmals gebraucht der Herr jedoch Menschen aus Fleisch und Blut, um seine Liebe mitzu-teilen (1.Joh 4,7.11).

Wer sich der Gemeinschaft mit anderen entzieht, der beraubt nicht nur sich selbst, er enthält gleichzeitig anderen das vor, was Jesus ihnen durch seine Anwesenheit vermitteln möchte.

„... und lasst uns aufeinander achthaben, um uns zur Liebe und zu guten Werken anzureizen, indem wir unser Zusammenkommen nicht versäumen, wie es bei einigen Sitte ist, sondern einander ermuntern (o. ermutigen, ermahnen, trösten), und das um so mehr, je mehr ihr den Tag herannahen seht.“ (Hebr 10,24.25)

b.  Die Gemeinde kommt nach Hause

Oft besteht bei den einzelnen Christen eine mehr oder minder große Kluft zwischen dem natürlich-alltäglichen Leben und dem geistlichen Leben. Wenn die geistliche Gemeinschaft der Gläubigen nicht nur in den Gemeindegebäuden stattfindet, sondern in die Wohnhäuser getragen wird, dann kann sich das natürliche und das geistliche Leben noch mehr miteinander verbinden. Das Ergebnis: Christsein total!

[ … ]

An Jesus Christus können wir sehen, wie das in der Praxis aussieht. Er nutzte jede Gelegenheit, um seinen Jüngern und Zeitgenossen in Wort und Tat zu dienen: bei den Mahlzeiten, auf der Hochzeit, beim Wandern, beim Stadtbummel, und sogar beim Grillen (Joh  21,9). Jederzeit war er bereit, zu trösten, zu ermutigen, zu ermahnen, zu helfen, zu lehren, zu heilen ... - an Ort und Stelle. Er beschränkte das geistliche Leben nicht auf bestimmte „Sprechzeiten“. Auch seine Jünger (wir!) sollten das nicht tun.

 

Es ist nicht der Sinn der Hauskreise, das geistliche Leben vom Sonntagmorgen auf den Dienstagabend zu verlegen, sondern in den Alltag hineinzutragen!

 

 

c.  Die Gemeinschaft - das verwandelnde Kraftfeld des Heiligen Geistes

„Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.“ (Mt 18,20)

Wenn Christen im Namen Jesu zusammenkommen, dann offenbart sich in ihrer Mitte der auferstandene Herr (Joh 20,26). Durch seine Präsenz (Anwesenheit) wird die Gemeinschaft zu einem wirkungsvollen Kraftfeld des Heiligen Geistes, in dem jeder Einzeln durch das Anschauen der Herrlichkeit Christi verwandelt wird in dasselbe Bild (Jesu) von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht.“ (2.Kor 3,18) Wenn wir genau dieses geheimnisvolle Wirken für unsere Zusammenkünfte und Hauskreise erwarten, dann wird es sich auch erfüllen (siehe Ps 133,1.3).

 

Vertrauensvolle Beziehungen sind die „Leitungen“, durch die das Leben Gottes pulsiert – auferbauend, reinigend, verwandelnd, heilend, erquickend.

       „Gott ist Licht ... Wenn wir aber im Licht wandeln, wie Er im Licht ist, haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, reinigt uns von jeder Sünde.“ (1.Joh 1,5.7)

IV. Der Hauskreis - Auftrag und Chance

      Die vier Hauptbereiche des Gemeindelebens:

Der Hauskreis (bzw. die Kleingruppe) ist - neben der Ehe- und Familiengemeinschaft - die kleinste Zelle der Gemeinde Jesu. Dort finden die wesentlichen geistlichen Lebensprozesse statt.

Im Hauskreis spiegelt sich der universale Leib Christi wieder. Kleingruppen sind zwar nicht vollkommen im Sinne von Gaben und Ämtern, aber vollkommen im Blick auf ihren Auftrag als Gemeinde Jesu.

 

Der Auftrag Jesu an seine Gemeinde kann in vier Hauptbereiche unterteilt werden. Die vier Segmente des geistlichen Lebens können zwar getrennt betrachtet, aber niemals getrennt voneinander erfüllt werden. Sie gehören unauflöslich zusammen! Es können jedoch unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden.

1.  Anbetung / Gebet:

a.  Gemeinsam beten und anbeten

Auf dem gemeinsamen Gebet liegt eine besondere Verheißung: „Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen werden, irgendeine Sache zu erbitten, so wird sie ihnen werden von meinem Vater, der in den Himmeln ist.“ (Mt 18,19 - siehe auch Jak 5,16)

Im vertrauten Kreis ist eine größere Freimütigkeit im Gebet möglich. Viele haben nicht den Mut vor einer größeren Versammlung zu beten. Außerdem gibt es manches Gebetsanliegen, dass nicht für die Ohren der Allgemeinheit bestimmt ist.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass man das Beten am besten beim entspannten Beten im kleinen Kreis lernt. Da hat man die Möglichkeit, ausgiebiger und im schnelleren Wechsel zu beten. Durch die Gebete der anderen wird man selbst zum Beten inspiriert. Und die Gebetsanfänger können von den erfahrenen Betern eine Menge „abhören“ und lernen.

Der gemeinsame Lobpreis im vertrauten Hauskreis wird bei dem einen oder anderen zu einem freieren Ausdruck in der Anbetung führen.

„Durch ihn (= Christus) lasst uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist: Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.“ (Hebr 13,15)

„... die wahren Anbeter werden den Vater in Geist und Wahrheit anbeten; denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten.“ (Joh 4,23.24)

 

b.  Gegenseitige Fürbitte

 

[ … ]

2.  Lernen / Wachsen:

 

a.  Voneinander und miteinander lernen

 

[ … ]

b.  Einander lehren / gemeinsam lernen, auf Gottes Wort zu hören

 

[ … ]

c.  Gegenseitiges Dienen in den Gaben des Geistes

 

[ … ]

d.  Gegenseitige Seelsorge

 

[ … ]

3.  Diakonie / Hilfeleistung

a.  Der Dienst der gegenseitigen Hilfeleistung

[ … ]

4.  Mission / Sendung

a.  Der Missionsauftrag Jesu Christi und seine Erfüllung

[ … ]

b.  Multiplikation durch das evangelistische Glaubenszeugnis

Auch die Hauskreise (bzw. bedürfnisorientierten Kleingruppen) können in hervorragender Weise dazu dienen, den Missionsauftrag zu erfüllen.

Der Missionsauftrag „Gehet hin in alle Welt ...“ (Mk 16,15) beginnt vor unserer Haustür. Erwiesenermaßen geschehen die meisten Bekehrungen durch Freundschaftsevangelisation    – ca. 70 % (Quelle: Grundlagen der Evangelisation, Christian Schwarz). Durch persönliche Beziehungen entsteht eine tragfähige Vertrauensbasis, auf der das Evangelium durch ein persönliches Glaubenszeugnis auf höchst wirkungsvolle Weise weitergegeben werden kann. Dieser Personenkreis - Nachbarn, Arbeitskollegen, Mitschüler, Freunde, Verwandte etc. - ist erfahrungsgemäß und statistisch das effektivste „Missionsfeld“. Da ist es nahe liegend, jene Personen, die Interesse am Glauben zeigen, zum Hauskreis einzuladen. Für viele ist die Hemmschwelle, in einen Hauskreis zu gehen, geringer als die, einen Gottesdienst in einer Gemeinde zu besuchen.

Das entspannte, herzliche Miteinander eines Hauskreises ist oftmals überzeugender als tausend überredende Worte. Dort können Nichtgläubige erleben, wie der Glaube an Jesus leibhaftige Gestalt annimmt. Die Gemeinschaft der Gläubigen ist ein „Licht auf dem Leuchter“ - „eine Stadt auf dem Berg, die nicht verborgen bleibt“ (Mt 5,14.15)

 

„Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ (Joh 13,35)

„Wie du mich in die Welt gesandt hast, habe auch ich sie in die Welt gesandt; ... Aber nicht für diese (Apostel) allein bitte ich, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben, damit sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir, dass auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.“ (Joh 17,18.20.21)

_______________________________

 

 

Das alles - was oben in den Punkten 1-4 genannt wurde - kann sich in den Hauskreisen ereignen, wenn Gebet, Glaube, Zeit, Kraft, Geduld und Vorbereitung investiert werden.

                                                           Von allein wächst nur das Unkraut!  

Ob die Hauskreise ihren Sinn und Zweck erfüllen, das hängt von unserer Sichtweise (Vision) und von dem Maß der Motivation ab, mit der wir unsere Hauskreistreffen gestalten.

 

 

V.  Der Hauskreisleiter – die Hauskreisleiterin

 

1.  Eine Form des Hirtendienstes:

Jesus Christus ist der Oberhirte (o. Erzhirte – 1.Petr 5,4). Die Pastoren und Ältesten einer Gemeinde sind die Hirten (Apg 20,17.28). Aber auch die Hauskreisleiter befinden sich gewissermaßen in der Stellung von Hirten, die im Auftrag der Gemeindeleitung handeln.

   „Und er (Jesus Christus) hat die einen als Apostel gegeben und andere als Propheten   und andere als Evangelisten und andere als Hirten und Lehrer, zur Ausrüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes Christi ...“ (Eph 4,11.12) 

 

   „Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist ... Gott gemäß, ... nicht als die da herrschen über die ihnen anvertrauten Anteile der Herde, sondern indem ihr Vorbilder der Herde werdet. Und wenn der Oberhirte   (o. Erzhirte) offenbar geworden ist, so werdet ihr den unverwelklichen Siegeskranz der Herrlichkeit empfangen.“  (1.Petr 5,2-4) 

 

 

2.  Die Motivation:

Die Hauskreisleiter sollen bei der Erfüllung ihrer Aufgabe von der Liebe (agape) motiviert sein – von der Liebe zu Jesus und von der Liebe zu den ihnen anvertrauten Menschen. Darin ist Jesus das große Vorbild.

„Ich bin der gute Hirte, der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.“ (Joh 10,11)

„Petrus wurde traurig, dass er (Jesus) zum dritten Mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb? Und sprach zu ihm: Herr, du weißt alles; du erkennst, dass ich dich lieb habe. Jesus spricht zu ihm: Weide meine Schafe! (Joh 21,17).

„Hieran haben wir die Liebe erkannt, dass er für uns sein Leben hingegeben hat; auch wir sind schuldig, für die Brüder (und Schwestern) das Leben hinzugeben.“ (1.Joh 3,16)

[ … ]

3.  Die Aufgabe der Hauskreisleiter/innen:

Sie „weiden“ und „hüten“ die ihnen anvertrauten Seelen (bzw. helfen den Pastoren und Ältesten bei der Erfüllung dieser Aufgabe). Aus dem prophetischen Wort im Buch Hesekiel können wir den Hirtendienst noch weiter differenzieren: „das Schwache stärken“, „das Kranke heilen“, „das Gebrochene verbinden“, „das Versprengte zurückbringen“, „das Verlorene suchen“ (Hes 34,4)

Die Hauskreisleiter/innen übernehmen die Leitung und Verantwortung für eine Gruppe von Menschen. Sie übernehmen die verantwortungsvolle Aufgabe, Menschen auf ihrem Weg der Christusnachfolge - in ihrem geistlichen und persönlichen Wachstum - zu begleiten und zu fördern. Sie dienen diesen Personen, indem sie sie leiten, schützen und für sie sorgen. Dazu ist es erforderlich, dass sie zu den Einzelnen ganz persönliche, vertrauensvolle Beziehungen aufbauen.

Die Hauskreisleiter/innen bemühen sich darum, den einzelnen HK-Teilnehmer kennen zu lernen, ihn zu unterstützen, in seiner geistlichen Entwicklung zu fördern, ihn für bestimmte Aufgaben im HK einzusetzen (damit die Entwicklung seiner Gaben und Fähigkeiten gefördert wird) und für ihn zu beten.

Im Hinblick auf den gesamten Hauskreis sollten die Hauskreisleiter/innen die Zusammensetzung der Gruppe erfassen (Stand der einzelnen Hk-Teilnehmer), die Zielsetzung der HK-Arbeit im Blick behalten, geistliches Wachstum anstreben, gesunde Beziehungen fördern, zum missionarischen Christsein motivieren, aber auch Gefahren und bedenkliche Entwicklungen erkennen und dem entgegenwirken.

 

Weitere Aufgaben:

-  im Gespräch bleiben mit den Verantwortlichen für die HK-Arbeit in der Gemeinde

-  Ziele und Werte, die im HK-Leiter-Treffen erarbeitet werden, umsetzen

-  Brücken schlagen zur Gesamtgemeinde (und damit der Gefahr der Isolation wehren)

 

[ … ]

4.  Die Qualifikation der Hauskreisleiter/innen:

 

 

[ … ]

VI. (Ausklang) Die Hauskreise sind nicht Anhänger, sondern Motoren der Gemeinde!

Indem die Gemeindeleitung der Gemeinde eine klare, inspirierende Hauskreis-Vision vermittelt, werden die Hauskreise tatsächlich zu Motoren der Gemeinde.

 

Aber auch die Hauskreisleiter haben eine wichtige Schlüsselposition inne. Ihre Persönlichkeit und ihr Engagement beeinflussen in starkem Maße das Hauskreisklima und -leben. Gelingt es ihnen, die HK-Teilnehmer positiv zu motivieren und anzuleiten, dann wird die Gemeinschaft in den Hauskreisen zu einem Ort des geistlichen Aufbruchs.

Zudem ist jeder einzelne HK-Angehörige aufgerufen, sich mit ganzem Herzen auf das Wagnis Gemeinschaft einzulassen

   Durch Hauskreise nach dem Gedanken Gottes fließt die Lebensfülle des auferstandenen Christus in die Gemeinde.  

*           *           *

 „Lasst euch auch selbst als lebendige Steine aufbauen,

als ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum,

um geistliche Schlachtopfer darzubringen,

Gott wohlannehmbar durch Jesus Christus.“

1.Petrus 2,5

„Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid

und der Geist Gottes in euch wohnt?“

 

1.Korinther 3,16

              Die Gemeinde Jesu ist …

 

·         die Braut Christi  -  2.Kor 11,2;  Offb 19,7;  Mt 22,2;  25,10

·         der Leib Christi  -  1.Kor 12,7;  Eph 1,22.23;  2,16;  5,23;  4,15

·         das eine Volk Gottes  -  1.Petr 2,9.10;  Tit 2,14;  Mt 1,21;  Offb 21,3;  2.Kor 6,16

·         die Reben am Weinstock Christi  -  Joh 15,5.1-6 – vgl. Jes 5,1-7

·         die Schafsherde Christi  -  Joh 10,1-18.27-29;  Ps 23,1-6;  Jes 40,11;  53,6.7; 
                                        Hes 34,11-16;  Lk 15,3-10;  1.Petr 2,25  

·         der edle Ölbaum  -  Röm 11,16-24 – vgl. Jer 11,16

·         der Tempel des Heiligen Geistes  -  1.Kor 3,16.17;  2.Kor 6,16; 

  1.Petr 2,5;  Eph 2,20-22;  1.Tim 3,15;  Hebr 3,6 

 

 

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