Kommt die große Erweckung?

Joachim Hübel

 

Wird es eine große endzeitliche Erweckung unter den Nichtgläubigen geben, weil Gott nach Joel 3,1 und Apostelgeschichte 2,17 verheißen hat „in den letzten Tagen seinen Geist auf alles Fleisch auszugießen“?

Soll durch eine triumphierende, vollmächtige Gemeinde Jesu in den Gesellschaften der Nationen eine spirituelle Transformation herbeigeführt und die Herrschaft Gottes aufgerichtet werden bevor Jesus Christus sichtbar wiederkehrt?

 

Ist die Theologie der „Kingdom-now“-Bewegung (der Dominionismus) eine schriftgemäße Lehre?

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[Die Darstellung in Form eines offenen Briefes als Antwort auf eine Anfrage.]

Hallo, lieber Bruder S…,

danke für deine Email mit dem Hinweis auf den Link zum Corona-Vortrag von Martin Baron, dem Leiter des christlichen Werkes Gotteshaus, mit seiner darin enthaltenen Prophetie zur Corona-Krise > https://www.youtube.com/watch?v=yS8nbcTftv4.

Du hattest mich um eine Einschätzung gebeten.

 

Der genannte Vortrag ist ein „update“ zu den bisherigen Beiträgen von Martin Baron vom     4. April 2020 https://www.youtube.com/watch?v=RhRPJLRuOgo und vom 1. April 2020 https://www.youtube.com/watch?v=o67w6w_bE1M.

In letzterem Beitrag wird deutlich, aus welchen prophetischen Quellen Martin Baron schöpft: Er ist ein Vertreter und Multiplikator der Lehren und Prophetien von Rick Joyner. Dazu bekennt er sich ganz offen und ausdrücklich. Martin Baron bezieht sich in seinem Buch „Das Reich, die Kraft und die Herrlichkeit“ auf dessen Prophetien, Träume und Visionen. In der tendenziösen Prophetie von Martin Baron zur Corona-Krise (oben im ersten Link) wird deutlich, wie sehr er die Prophetie und Endzeit-Theologie von Rick Joyner verinnerlicht hat.    Rick Joyner ist ein Prophet aus den USA und hat 15 Bücher geschrieben. Ich selbst habe mehrere davon gelesen. Ich lehne Rick Joyner ab und warne vor ihm. Aus der Prophetie von Martin Baron höre ich nicht die Stimme Gottes heraus, sondern unverkennbar die Stimme von Rick Joyner.  

Rick Joyner (siehe Link in englische Sprache) ist einer der bekanntesten Propheten der so genannten Propheten-Bewegung. Diese Bewegung geht über Paul Cain, den „Patriarchen“ der Prophetenbewegung, auf William Branham zurück. Joyner gibt für seine Bekehrung das Jahr 1971, bzw. 1972 an. Er sagt, dass er seit seiner Bekehrung „prophetische Eindrücke“ bekäme und die Zukunft richtig vorhersagen könne, wenn auch gewöhnlich nicht sehr spezifisch. Nach einigen Jahren im vollzeitlichen Dienst entschied er sich, diesen Dienst aufzugeben, da seine Beziehung zum Herrn und sein Dienst „oberflächlich“ gewesen sei. Nachdem er zwischendurch als Pilot gearbeitet hat, habe er einen Ruf zurück in seinen Dienst vernommen, sonst – so habe ihn Gott wissen lassen - würde seine Berufung einer anderen Person gegeben. Diesem Ruf folgte er dann im Jahre 1982. Seitdem erhalte er immer wieder längere Prophezeiungen. Heute ist er Leiter der MorningStar-Ministries und des MorningStar-Verlages in den USA sowie der Autor von über 15 Büchern (deren Inhalt mehrheitlich detaillierte Schilderungen seiner Visionen und Träume sind); außerdem ist er ein internationaler Konferenzredner (besonders in der pfingstlerisch-charismatischen Szene). Außerdem bietet er TV-Beiträge an.

Rick Joyners Bücher und Vorträge enthalten sehr umstrittene Aussagen. Er prophezeit eine bevorstehende superlative große Erweckung, die alles in den Schatten stellen werde, was die Welt bisher gesehen habe. Es werde eine riesige Menge an Zeichen und Wundern geben, die dazu führen, dass sich Millionen von Ungläubigen bekehren würden. Zitate:

 „Von jetzt an bis zum Ende aller Zeiten werden mehr Menschen Jesus kennen lernen, als dies von Pfingsten bis heute geschehen ist.“ (R. Joyner: „Die Ernte“, S.17)

 „Wir brauchen Einheit, wenn wir für die große Ernte vorbereitet sein wollen, die das Ende dieses Zeitalters kennzeichnen wird.“ (R. Joyner: „Die Vision“, S.105)

„Das Erscheinen von Engeln wird so alltäglich sein, dass die Leute dies nicht mehr als bedeutsames Ereignis ansehen. Bei Versammlungen der Apostel und Ältesten wird der Herr selbst erscheinen und die Richtung weisen.“ (R. Joyner: „Die Ernte“, S.2)

„Sehr bald werden wir nicht mehr voller Neid auf die Urgemeinde zurückschauen, weil sie damals so große Taten vollbrachten. Alle werden darin übereinstimmen, dass der Herr seinen besten Wein bis zum Ende aufgehoben hat. … Wir, die wir davon geträumt haben, eines Tages einmal mit Petrus, Johannes und Paulus reden zu können, werden überrascht sein, wenn wir sehen, dass sie alle darauf gewartet haben, endlich mit uns reden zu können!“ (R. Joyner: „Die Ernte“, S.23)

„Wenn wir ihn [= Gott] erkennen wollen, müssen alle Mauern zwischen Juden und Christen, Schwarzen und Weißen, Charismatikern, Pfingstlern, Baptisten, Methodisten, Katholiken und allen anderen niedergerissen werden.“ (R. Joyner: „Die Ernte“, S. 145)

 

„…Pastoren und Leiter, die diesem Strom der Einheit weiterhin Widerstand leisten, werden abtreten müssen.“ (R. Joyner: „Die Ernte“, S.30)

Rick Joyner prophezeit, dass die Gemeinde Jesu am Ende eine alles überragende, triumphie-rende Gemeinde sein werde. In seinem Buch „Die Engel, die Ernte und das Ende der Welt“ deuten gewisse Aussagen darauf hin, dass er der Auffassung ist, dass die Wiederkunft Jesu gar kein leibhaftiges Erscheinen Christi sein werde, sondern eine mystische Inkarnation in seinem herrlich gemachten Leib – d.h. in seiner triumphalen Gemeinde. Und die verherrlichte, voll-mächtige Gemeinde Jesu werde in den Gesellschaften ganzer Nationen eine spirituelle Transformation bewirken. Dadurch erfülle sich der Missionsauftrag in seiner ganzen Fülle. Denn Jesus hat ja seinen Jüngern aufgetragen: „Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern“ (Mt 28,18.19). Die Gläubigen dieser glorreichen Gemeinde täten dann die verheißenen „größeren Werke“ (Joh 14,12) und vollbrächten viele Zeichen und Wunder. - Auf diese Lehrpositionen gehe ich unten näher ein.

In seinem Buch „Die Vision“ findet sich die äußerst gefährliche Aussage, dass es gar nicht verwerflich sei, das Malzeichen des Tieres an der Hand oder an der Stirn anzunehmen, sondern es sei verwerflich, dieses Malzeichen anzunehmen und das Tier und sein Bild anzubeten. Er stützt sich bei dieser Interpretation auf die buchstäblichen Formulierungen in Offb 14,9;  19,20 und Offb 20,4. Diese Darstellung ist verhängnisvolle Irreführung!

Ich kann mich der übersteigerten Vision von der glorreichen Endzeit-Gemeinde, der Martin Baron und Rick Joyner anhängen, nicht anschließen. Ich vertrete die Sicht von einer abgesonderten, verfolgten, gereinigten, geheiligten Endzeit-Gemeinde, die durch das Festhalten an der gesunden Lehre der Bibel zur Mündigkeit geführt sein wird – siehe Lk 13,24;  Mt 7,14.22. 23;  10,22;  22,14;  24,9;  Eph 4,11-14;  5,8-11.27;  2.Kor 6,14-18;  7,1;  Offb 18,4;  2.Tim 4,3.4;  2.Thess 2,3;  Lk 12,32. 

 

Außerdem vertreten Rick Joyner und Martin Baron die Auffassung, dass es in der Endzeit   eine riesige Erweckung geben werde, weil Gott - wie in Joel 3,1-5 und Apg 2,16-21 verheißen - „seinen Geist auf alles Fleisch ausgießen werde“. In dieser letzten großen Erweckung würde sich ein Großteil der Weltbevölkerung, ja ganze Nationen (d.h. Nationalstaaten) zu Jesus bekehren und gerettet werden. Diese spezifische Endzeit-Vision hat unter evangelikalen, pfingstlerischen und charismatischen Christen viele Anhänger.

Diese Vision stützt sich auf eine spezifische Auslegung der biblischen Verheißung in Joel 3,1-5, die in Apg 2,16-21 wiederholt wird. Doch ist diese Interpretation richtig? Wird sie vom Gesamtzeugnis biblischer Lehre bestätigt? - Lesen wir dazu einmal die relevanten Textstellen:

„Und danach wird es geschehen, dass ich meinen Geist ausgießen werde über alles Fleisch.“ (Joel 3,1)

Die Ausgießung des Heiligen Geistes an Pfingsten auf alle der etwa 120 versammelten Jünger Jesu erregte unter der Bevölkerung Jerusalems großes Aufsehen (Apg 1,15;  2,1-13). Dann trat Petrus auf und erklärte ihnen, was da vor sich ging:

„Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint …, sondern dies ist es, was durch den Propheten Joel gesagt ist: »Und es wird geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, dass ich von meinem Geist ausgießen werde auf alles Fleisch (Joel 3,1), und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, und eure jungen Männer werden Gesichte sehen, und eure Ältesten werden in Träumen Visionen haben; und sogar auf meine Knechte und auf meine Mägde werde ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie werden weissagen. Und ich werde Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf der Erde: Blut und Feuer und qualmender Rauch; die Sonne wird ver-wandelt werden in Finsternis und der Mond in Blut, ehe der große und herrliche Tag des Herrn kommt. Und es wird geschehen: Jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird, wird gerettet werden.« …  Nachdem er [d.h. Jesus] nun durch die Rechte Gottes erhöht worden ist und die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater empfangen hat, hat er dieses ausgegossen, was ihr seht und hört.“ (Apg 2,15-21;  2,33)

Es fällt auf, dass sich die Joel-Prophetie von der zitierten Version des Petrus darin unterscheidet, dass es bei Joel nicht heißt „es wird geschehen in den letzten Tagen, sondern einfach nur danach wird es geschehen“ – d.h. nach der Rückkehr Israels aus der babylonischen Gefangenschaft und anschließenden Wiederherstellung – siehe Joel 2.

Als Petrus erklärte, was an Pfingsten bei der Ausgießung des Heiligen Geistes geschehen ist, betonte er: „dies ist es, was durch den Propheten Joel gesagt ist: »Und es wird geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, dass ich von meinem Geist ausgießen werde auf alles Fleisch«“ (Apg 2,16.17). Damit proklamierte er die Erfüllung der Joel-Prophetie. Dürfen wir nun eine weitere, endzeitliche Erfüllung dieser Prophetie erwarten und von einer neuen Ausgießung des Heiligen Geistes auf alles Fleisch der Weltbevölkerung ausgehen? Geschah an Pfingsten nur eine „Vorerfüllung“ der Prophetie, so dass noch eine endzeitlich-weltweite „Haupterfüllung“ aussteht? - Ich meine nicht. Denn dafür finden wir in der Gesamtlehre der Bibel keine Bestätigung. Doch wir können mit einer „Nacherfüllung“ der Joel-Prophetie rechnen, wenn Israel eine nationale Erweckung erfährt und die Israeliten (Juden) kollektiv Jeschua HaMaschiach (Jesus Christus) als ihren von Gott gesandten Messias (= Gesalbter) und Erlöser annehmen werden (Röm 11,12.15-33;  Jer 31,31.34;  Hes 36,24-36;  Hebr 8,7-13). Jesus erklärte: „denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: »Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!«“ (Mt 23,39;  Lk 13,35)

Viele Christen missverstehen die Formulierung, dass der Heilige Geist „auf alles Fleisch“ ausgegossen wird. Damit ist nicht das kollektive Fleisch aller Ungläubigen der Welt gemeint, sondern „alles Fleisch“ der Gläubigen. Denn nur Gläubige, die eine Umkehr (Buße) vollzogen haben und Jesus Christus als ihren Erlöser und Herrn angenommen haben, empfangen den Heiligen Geist: „Tut Buße [d.h. vollzieht eine vollständige Umkehr/Bekehrung], und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden! Und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.“ (Apg 2,38)

Das ist ja das Außergewöhnliche am Neuen Bund: Jeder wahre Gläubige empfängt jetzt den Heiligen Geist, sobald er umkehrt und gläubig wird. „… denn ihr alle seid Söhne Gottes durch den Glauben in Christus Jesus. … Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen, der da ruft: Abba, Vater!“ (Gal 3,26;  4,6) - „In ihm [d.h. in Christus] seid auch ihr, als ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils, gehört habt und gläubig geworden seid, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung.“ (Eph 1,13) „Jesus rief und sprach: Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Dies aber sagte er von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten (Joh 7,37-39). Der Empfang des Heiligen Geistes und die geistliche Wiedergeburt sind ein und derselbe(!) Vorgang, denn „der Geist ist es, der lebendig macht“ (Joh 6,63;  2.Kor 3,6).

Im Alten Bund (Alten Testament) wurde ja nur ein ganz bestimmter Personenkreis von Gott mit Heiligem Geist „gesalbt“ (d.h. erfüllt) und dadurch zum Dienst autorisiert (d.h. mit bestimmten Vollmachten ausgerüstet): Priester, Propheten, Richter und Könige. Das war die „Leiterschaft“ im Alten Testament. Diese Personen wurden meist von bereits Gesalbten (d.h. von bereits anerkannten Autoritäten) in ihre Position eingesetzt und dann oftmals zeichenhaft mit dem „heiligen Salböl“ gesalbt (2.Mo 37,29;  29,7;  3.Mo 8,12;  1.Sam 16,3.12.13;  2.Sam 2,4; 5,3;  1.Kö 1,34;  19,15.16). Als Beispiel sei hier auf den großen Gottesmann Mose verwiesen. Nur Mose (und zeitweise siebzig Älteste – 4.Mo 11,25) empfingen den Geist Gottes. Nur Mose war fähig, als „Mittler“ dem HERRN zu begegnen und die Absichten Gottes zu erfahren (Apg 7,38;  Gal 3,19). Das Volk hatte sich vertrauensvoll seiner Führerschaft unterzuordnen. Als ihm Aaron und Mirjam (bzw. die „Rotte Korach“) diesen Status absprechen wollten, wurden sie bestraft, weil sie durch ihren völlig unberechtigten Widerspruch „den Gesalbten des HERRN antasteten“  (4.Mo 12,1-16;  14,1-35).

Gerade in dieser Hinsicht besteht doch ein wesentlicher Unterschied vom Neuen zum Alten Testament. Vor Pfingsten hatten nur einzelne Gottesmänner und Führer (z.B. Richter, Priester, Propheten) den Heiligen Geist. Diese „Gesalbten“ sollten das (ungesalbte) Volk Gottes führen. Alle anderen hatten sich ihnen willig unterzuordnen, denn sie erlebten auf diese Weise die wunderbare, segensreiche Führung Gottes. Ihre Führer konnten und sollten sie damals prüfen, ob sie vom HERRN berufen waren - nämlich anhand des Gesetzes (5.Mo 13,1-6;  17,14-20).

Nun aber im Neuen Bund - nach der allgemeinen Ausgießung des Heiligen Geistes an Pfingsten - braucht sich niemand blindlings unterzuordnen. Jetzt ist das Zeitalter des „allgemeinen Priestertums“ (1.Petr 2,9;  1.Kor 12,4ff; 14,26). Denn der Heilige Geist ist „auf alles Fleisch“ des (neuen) Volkes Gottes ausgegossen – d.h. auf alle geistlich wiedergeborenen Angehörigen der universalen Gemeinde Jesu. Wer den Geist Gottes - der auch „Geist Christi“ genannt wird - nicht hat, der gehört gar nicht zum wahren Gottesvolk (Röm 8,9). Diesen künftigen Zustand des Volkes Gottes hatte Mose bereits prophetisch vorausgesehen: „Mögen doch alle im Volk des HERRN Propheten sein, dass der HERR seinen Geist auf sie lege! (4.Mo 11,29)

Leiter, die sich immer noch als exklusiv „Gesalbte“ betrachten und eine bedingungslose und kritiklose Unterordnung fordern, begehen Amtsmissbrauch (wie das beispielsweise in der „Shepherding“-Bewegung geschah). Alle wiedergeborenen „Christen“ (= übersetzt: die Gesalbten!) haben nun die „Salbung“ (d.h. die Erfüllung mit Heiligem Geist – siehe 1.Joh 2,20.27) und sind ebenfalls „Gesalbte“, die nicht „angetastet“ und entmündigt werden dürfen! Als solche dürfen, ja müssen wir mitdenken und jene beurteilen, die uns sagen wollen wo es lang geht. Sonst landen wir da, wo wir gar nicht hin wollen. „Seid nüchtern und wachsam!“ (1.Petr 5,8) - das sagt der Herr uns allen. Deshalb müssen wir prüfen, ob Personen wie Rick Joyner oder Martin Baron die Gläubigen mit ihren Ansagen in die richtige Richtung manövrieren.

Im Wort Gottes wird die unkritische, bedingungslose Unterwerfung unter (fragwürdige) Autoritäten jedenfalls nicht als Tugend betrachtet - im Gegenteil:

„Denn wenn der, welcher kommt, einen anderen Jesus predigt, den wir (= die echten Apostel) nicht gepredigt haben, oder ihr einen anderen Geist empfangt, den ihr nicht (durch uns) empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, das ihr nicht angenommen habt, so ertragt ihr das recht gut. ... Denn solche sind  falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, die die Gestalt von Aposteln Christi annehmen. ... Denn ihr ertragt es, wenn jemand euch knechtet, wenn jemand euch aufzehrt, wenn jemand euch einfängt, wenn jemand sich überhebt, wenn jemand euch ins Gesicht schlägt!“  (2.Kor 11,4.13.20)

Hier übte Paulus an den Christen in Korinth, die kontrollierende, missbrauchende, unterdrückende Autoritätspersonen gewähren ließen, scharfe Kritik. Sie hätten die selbsternannten Apostel prüfen und diese dann ablehnen und aus der Gemeinde verweisen sollen.

Um ihre angemaßte Position zu sichern, beanspruchen falsche Apostel, nicht legitimierte Propheten, Irrlehrer und unberufene oder eigenmächtige Pastoren gern die vermeintlich unumschränkte Immunität der „Gesalbten“. Dazu übertragen sie die Aussagen des Alten Testaments in Ps 105,15 und 1.Chr 16,22 einfach auf sich. Der Herr gibt uns durch sein Wort jedoch klare Anweisungen, den Personenkreis geistlicher Leiterschaft in einer ganz bestimmten Weise „anzutasten“ - d.h. zu „prüfen“:

„Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen.“  (1.Joh 4,1)

Prüft aber alles, das Gute haltet fest! Von aller Art des Bösen haltet euch fern“  (1.Thess 5,21.22)

„Seht zu, dass euch niemand verführe! ... Denn es werden falsche Christi (= übersetzt: „Gesalbte“ !) und falsche Propheten aufstehen und werden große Zeichen und Wunder tun, um so, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen.“  (Mt 24,5.24)

„Und habt nichts gemein an den unfruchtbaren Werken der Finsternis, sondern stellt sie vielmehr bloß.“  (Eph 5,11)

„Ich kenne deine Werke ..., und dass du Böse nicht ertragen kannst; und hast die geprüft, die sich Apostel nennen und es nicht sind, und hast sie als Lügner erkannt; ...“  (Offb 2,2)

„Denn viele Verführer sind in die Welt hinausgegangen ... Jeder, der weitergeht und nicht in der Lehre des Christus bleibt [wie sie uns durch das inspirierte biblische Wort Gottes übermittelt worden ist], hat Gott nicht; wer in der Lehre bleibt,  der hat so wohl den Vater als auch den Sohn. Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, so nehmt ihn nicht ins Haus (bzw. in die Gemeinde) auf und grüßt ihn nicht! Denn wer ihn (als Bruder) begrüßt, nimmt teil an seinen bösen Werken.“  (2.Joh 7.9-11)

„Ich wundere mich, dass ihr euch so schnell von dem, der euch durch die Gnade Christi berufen hat, abwendet zu einem anderen Evangelium ... einige verwirren euch nur und wollen das Evangelium umkehren (= verdrehen). ... Wie ich zuvor gesagt habe, so sage ich auch jetzt wieder: Wenn jemand euch etwas als Evangelium verkündigt entgegen dem, was ihr empfangen habt: er sei verflucht! ... Wer euch aber verwirrt, wird das Urteil tragen, wer er auch sei!“  (Gal 1,6.7.9;   5,10)

Wir sehen also, dass die „Gesalbten“ jetzt im neuen Bund keineswegs unantastbar sind! Wir sollen sie in der rechten Haltung (= nüchtern, demütig etc.) prüfen 1. Und wir sollen sie in geistlicher Weise „richten“ 2 - d.h. „beurteilen“:

Richtet [d.h. beurteilt] ihr denn nicht, die (in der Gemeinde) drinnen sind?!“  (1.Kor 5,12)

Hier fordert Paulus die Korinther auf, jene Gläubigen zu „richten“ (griech. „krino“ = kritisieren, beurteilen, richten), die verbindlich der Gemeinde Jesu zugehören. Das betrifft aber ausnahmslos alle Gemeindemitglieder - also auch die Leiter (Pastoren/Älteste/Lehrer/Propheten etc.)!

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1  Wenn wir dieses  Prüfen in rechter, geistlicher Gesinnung tun, dann betrüben wir dadurch nicht den Heiligen Geist! Wie könnten wir auch, da uns doch Gott selbst durch sein Wort zu diesem Prüfen auffordert. Wir betrüben den „Geist der Wahrheit“ eher dadurch, wenn wir Predigten, Lehren, Weissagungen und Prophetien ungeprüft schlucken (1.Thess 5,19-22;  1.Kor 14,29).

 2  Dieses geistliche „richten“ ist nicht im Sinne von „verurteilen“ und  „aburteilen“ zu verstehen, das Jesus verbietet: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!“ (Mt 7,1). An anderer Stelle erwartete er geradezu, dass  seine Jünger etwas in der rechten Weise beurteilen sollen: „Warum richtet ihr aber auch von euch selbst aus nicht, was recht ist!?“  (Lk 12,57 - siehe auch 1.Kor 5,12.13;  Offb 2,2)

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Wir dürfen es nicht widerspruchslos hinnehmen, wenn etwas verkündigt oder geweissagt wird, was uns und anderen Christen im Glaubensleben schadet  (z.B.  2.Tim 2,16-18;  Gal 3,1-5;  Apg 20,30). (Ebenso schädlich kann es sich auswirken, wenn wichtige Stücke der Heilslehre nicht gelehrt werden – siehe Apg 20,20.27!) Wir brauchen uns nichts unterschieben zu lassen, was einer klaren, schriftfundierten Erkenntnis widerspricht. Da müssen wir den Mut haben, uns selbst ein rechtes Urteil zuzutrauen, da wir uns sonst zu sehr vom autoritären Auftreten mancher „Gesalbter“ beeindrucken lassen. Wir dürfen nie vergessen, dass im Neuen Bund alle (wahren) Gläubigen mit dem Heiligen Geist gesalbt sind:

„Und ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wisst alles. Ich habe euch nicht geschrieben, weil ihr die Wahrheit nicht kennt, sondern weil ihr sie kennt und wisst, dass keine Lüge aus der Wahrheit ist. ... Dies habe ich euch im Blick auf die geschrieben, die euch verführen. Und ihr! Die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch, und ihr habt nicht nötig, dass euch jemand (in falscher, bevormundender Weise) belehre, sondern wie seine Salbung euch über alles belehrt, so ist es auch wahr und keine Lüge; und wie sie euch belehrt hat, so bleibt in ihm.“  (1.Joh 2,20.21.26.27)

Der „Geist der Wahrheit“ (Joh 16,13) führt uns durch die „Salbung“ und durch das Wort Gottes (Joh 14,26) in alle befreiende Wahrheit und geistliche Erkenntnis.

Jesus sagt: „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr wahrhaft meine Jünger; und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“  (Joh 8,31.32)

„Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.“  (Joh 14,23)

Die Gemeinschaft mit dem himmlischen Vater und dem Sohn muss uns mehr wert sein, als der billige Friede, den uns eine verantwortungslose Unterordnung unter fragwürdige Autoritäten verschafft!

 

Die „Salbung“ befähigt uns also, Personen und Lehren (o. Prophetien) anhand der Schrift zu prüfen und geistlich zu beurteilen. Dadurch wird keineswegs der geistliche Dienst derer überflüssig, die vom Herrn in den „fünffältigen Dienst“ eingesetzt werden: „Und er hat die einen als Apostel (= überregionale Leiter) gegeben und andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten (= Pastoren/Älteste) und Lehrer, zur Ausrüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes Christi, bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur vollen Mannesreife, zum Maß der vollen Reife Christi.“ (Eph 4,11-13). Wir brauchen diese Dienste und Ämter zu unserer Zurüstung. Durch die „Salbung“ des Heiligen Geistes können wir aber beurteilen, ob uns Personen, die in einem dieser Ämter auftreten, „im Herrn“ oder „im Fleisch“ oder aber „in einem anderen Geist“ dienen.

Der Heilige Geist, der an Pfingsten vom himmlischen Vater und von Jesus in die Welt gesandt wurde (Joh 14,26;  15,16;  Apg 2,33), wird nicht noch einmal aus dem Himmel ausgegossen werden. Er ist da! Er ist herab gekommen und „bleibt bei uns und ist in uns“ (Joh 14,17).    Durch den Glauben an das Evangelium dringt der Heilige Geist in das Innere des Menschen ein. Dadurch öffnet sich bei den Gläubigen die innere Herzensquelle (= der Geist des Menschen), aus der der Heilige Geist dann als „lebendiges Wasser“ hervorströmt. „Jesus antwortete und sprach zu ihr: Jeden, der von diesem (natürlichen) Wasser trinkt, wird wieder dürsten; wer aber von dem (geistlichen) Wasser trinken wird, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde [= Heiliger Geist], wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt.“ (Joh 4,13.14) „Jesus rief und sprach: Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leibe (o. aus seinem Inneren) werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Dies aber sagte er von dem Geist, den [alle!] die empfangen sollten, die an ihn glaubten“  (Joh 7,37-39).

Halten wir fest: An Pfingsten wurde der Heilige Geist „auf alles Fleisch“ des neuen Volkes Gottes ausgegossen. Dieses neue Volk ist die Gemeinde derer, die durch den Glauben an Jesus Christus in den „Neuen Bund“ mit Gott eingetreten sind (Jer 31,31;  Hebr 8,8-13;  9,15;  2.Kor 3,6;  Lk 22,19.20) und dadurch die geistliche Wiedergeburt (Erweckung) erfahren haben:

„Und als der Tag des Pfingstfestes erfüllt war, waren sie alle an einem Ort beisammen. Und plötzlich geschah aus dem Himmel ein Brausen, als führe ein gewaltiger Wind daher, und erfüllte das ganze Haus, wo sie saßen. Und es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer, und sie setzten sich auf jeden Einzelnen von ihnen. Und sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt und fingen an in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen. … Petrus aber stand auf mit den Elfen, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Männer von Judäa und ihr alle, die ihr zu Jerusalem wohnt, dies sei euch kund, und hört auf meine Worte! Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint …, sondern dies ist es, was durch den Propheten Joel gesagt ist. »Und es wird geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, dass ich von meinem Geist ausgießen werde auf alles Fleisch, und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen“ (Apg 2,4).

Die Joel-Prophetie ist im Wesentlichen erfüllt! Wir können keine endzeitliche Ausgießung des Heiligen Geistes „auf alles Fleisch“ der Ungläubigen in der Welt erwarten. Das Zeugnis, das Gott der Welt gibt, ist nicht eine sichtbar verherrlichte, überragend triumphierende Gemeinde, die mit unvorstellbaren Zeichen und Wundern ausgestattet ist, sondern das Zeugnis des biblisch-schriftgemäßen Evangeliums: „Und dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreis, allen Nationen zu einem Zeugnis, und dann wird das Ende kommen.“ (Mt 24,14) „Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie alles zu bewahren, was ich euch geboten habe!“ (Mt 28,19.20)

 

Übrigens: eine lehrmäßige Differenzierung zwischen dem „Evangelium des Reiches (Mt 4,23) und dem „Evangelium Jesu Christi (Röm 15,19;  1.Kor 9,12) und dem „Evangelium Gottes (Mk 1,14;  Röm 1,1; 15,16) ist nicht nachvollziehbar. Es gibt nur ein einziges wahres Evangelium, so wie es nur „einen Herrn“ und „einen Retter“ und „einen (rettenden) Glauben“ an ihn gibt (Eph 4,4-6) – siehe Mk 1,15;  13,10;  16,15.16;  Apg 8,12.35;  14,7;  16,10;  20,24;  1.Kor 1,17;  Gal 2,2;  Eph 1,13;  1.Thess 2,4;  1.Petr 1,12.25. Das ist das „ewige Evangelium“ (Offb 14,6). Dieses Evangelium lehrt uns, dass die Königsherrschaft Gottes und sein Reich wächst und zunimmt. Erst im Tausendjährigen Reich wird sich dieses sichtbar auf der ganzen Erde manifestieren. Bis dahin ist das Reich Gottes ein verborgenes Reich und „nicht von dieser Welt(ordnung)“ (Joh 18,36;  Lk 17,20.21)

Was aber sind die „größeren Werke“ (nicht Wunder!), von denen Jesus meinte, dass seine gesalbten Jünger diese vollbringen würden?: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zum Vater gehe.“ (Joh 14,12) Jesus heilte Kranke, trieb Dämonen aus und erweckte Tote zum Leben. Aber alle diese Menschen mussten irgendwann wieder sterben. In seinem irdischen Dienst hat Jesus keinen einzigen Menschen zur geistlichen Wiedergeburt gebracht. Das war erst nach seinem Kreuzestod, nach seiner Auferstehung und nach der Ausgießung des Heiligen Geistes möglich. Doch heute können gläubige Jünger Jesu die geistlich toten Sünder durch das Wort des Evangeliums zum geistlichen Leben (= geistl. Wiedergeburt) „zeugen“. In dieser Hinsicht schrieb der Apostel Paulus an die Korinther: „Denn wenn ihr zehntausend Zuchtmeister in Christus hättet, so doch nicht viele Väter; denn in Christus Jesus habe ich euch durch das Evangelium gezeugt.“ (1.Kor 4,15) Denn die geistliche Wiedergeburt geschieht ja nicht durch die Erfahrung von Zeichen und Wundern oder durch das Konsumieren volkskirchlicher Rituale (Sakramente), sondern allein durch das Wort des Evangeliums – siehe Röm 10,8-17. „Denn ihr seid wiedergeboren nicht aus vergänglichem Samen, sondern aus unvergänglichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes. … Dies aber ist das Wort, das euch als Evangelium verkündigt worden ist.“ (1.Petr 1,23.25)

Dieses ist das „größere Werk“, das Jünger Jesu heute tun dürfen: geistlich tote Sünder durch das Evangelium zur Wiedergeburt führen, so dass sie hier und heute zu ewigem Leben auferweckt werden: „Jesus sprach zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist; und jeder, der da lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit.“ (Joh 11,25,26 – vgl. Eph 2,4.5;  Tit 3,4-7)

Manche werden jetzt einwenden, dass es allein schon deshalb eine große endzeitliche Erweckung geben müsse, weil Jesus seinen Jüngern doch den Auftrag gab, ganze Nationen (Nationalstaaten) zu Jüngern zu machen. - Die Vertreter dieser Auffassung beziehen sich vor allem auf den Missionsbefehl Jesu im Matthäus-Evangelium: „Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern“ (Mt 28,19). Aber sind damit buchstäblich Nationalstaaten und komplette Völkerschaften gemeint? Um diese Frage zu klären müssen wir den biblischen Sprachgebrauch des Begriffs „Nationen“ (griech: ethne) beleuchten. Mit dieser Vokabel werden zwar auch Nationalstaaten (Offb 10,11) bezeichnet, aber in vielen Textstellen sind damit einfach „nichtjüdische Menschen aus den Nationen“ gemeint. Früher wurde dieser Begriff mit „Heiden“ übersetzt. Beispiel: „Und die Gläubigen aus der Beschneidung, so viele ihrer mit Petrus gekommen waren, gerieten außer sich, dass auch auf die Nationen (Heiden) die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen worden war“ (Apg 10,45). Hier wird Bezug genommen auf das Ereignis, als Petrus zum römischen Hauptmann Kornelius gesandt wurde, um diesem und den in seinem Haus versammelten römischen Verwandten und Freunden das Evangelium zu predigen (Apg 10,22-24). „Während Petrus noch diese Worte redete, fiel der Heilige Geist auf alle, die das Wort hörten.“ (Vers 44) Hier wurde der Geist nicht auf Nationalstaaten ausgegossen, sondern auf „Heiden“ – also auf „nichtjüdische Menschen aus den Nationen“, die „das Wort Gottes angenommen hatten“ (siehe auch Apg 11,1.18). Weitere Beispiele: Apg 13,46.48;  14,2;  15,3.19;  21,11;  21,19;  21,25;  26,20;  Röm 11,13;  Gal 2,12. 

Der Mangel an Bibelkenntnis und fundiertem Bibelverständnis vieler Christen ist der Trumpf jener Propheten, die eine große Endzeiterweckung mit Ausgießung des Heiligen Geistes auf alles Fleisch der Welt voraussagen. Aus ihrer spektakulären Botschaft schlagen sie mitunter ein ansehnliches Kapital heraus. Beispielsweise erzielte Rick Joyners "MorningStar Ministries" im Jahr 1998 einen Jahresumsatz in Höhe von 7 Millionen US-Dollar (https://en.wikipedia.org/wiki/Rick_Joyner).

Weitere fragwürdige Aussagen von Rick Joyner:

„Die Bibel ist eine Gabe von unschätzbarem Wert, aber unser Ziel sollte nicht sein, das Buch des Herrn zu kennen, sondern vielmehr den Herrn des Buches.“ (R. Joyner: „Die Ernte“, S.87; vgl. S.43)

„Wir können Gott nicht lieben, ohne sein Wort zu lieben, aber wir können das geschriebene Wort über ihn erheben und die Schrift zu einem Götzen machen, so dass sie unsere Beziehung zu ihm verdrängt und den Heiligen Geist aus der Gemeinde fernhält.“ (R. Joyner: „Die Vision“, S.116) – Rick Joyner unterscheidet zwischen dem geschriebenen Wort Gottes in der Bibel und dem lebendigen Wort Gottes in neuen Prophetien.

„Gleichzeitig haben viele christliche Leiter das geschriebene Wort höher geschätzt als das lebendige Wort [= das neue prophetische Reden] und haben begonnen, das Buch des Herrn anzubeten statt den Herrn des Buches. Und unversehens wurde für sie das Neue Testament zu einem weiteren Gesetzbuch.“ (R. Joyner: „Die Vision“, S.116)

Das biblische Wort und Gott, der dieses Wort inspiriert hat, können nicht von einander getrennt werden! Wie soll man Gott und den Herrn Jesus Christus denn anders kennen lernen, als durch die Heilige Schrift (= „das Buch des Herrn“), durch die sich „der Herr des Buches“ offenbart? Durch den Vorwurf der Bibliolatrie (Anbetung der Bibel) und Gesetzlichkeit wird auf subtile Weise das geschriebene Wort beiseite geschoben und der Weg bereitet für Offenbarungen durch neue prophetische Reden und Weissagungen. Doch wie können wir echte, vom Geist Gottes inspirierte Weissagung von dämonischer Fälschung oder von Weissagung aus dem eigenen Herzen unterscheiden, wenn nicht anhand des Maßstabs des biblischen Wortes?! Und wie könnten wir die Praktiken in einer Gemeinde beurteilen, wenn wir nicht die Autorität der Heiligen Schrift hätten!?

Weil Menschen sich irren können, brauchen wir als Korrektiv das Wort der Heiligen Schrift. „Das (biblische) Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und ein Richter (o. Beurteiler) der Gedanken und Gesinnungen des Herzens“ (Hebr 4,12) – Das Wort Gottes ist in der Waffenrüstung Gottes das „Schwert des Geistes“ (Eph 6,17). Der Teufel möchte uns gerne diese gefährliche Waffe abnehmen und durch die Ansagen zweifelhafter Prophetien ersetzen.

 

Das biblische Wort Gottes ist ein Indikator (Anzeiger). An unserer Stellung zum biblischen Wort offenbart sich unsere Stellung und unsere Liebe zu Jesus Christus: „Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort halten (o. bewahren/ festhalten), und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen. Wer mich nicht liebt, hält meine Worte nicht; und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat.“ (Joh 14,23.24) - „Wer mich verwirft und meine Worte nicht annimmt, hat den, der ihn richtet: Das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten am letzten Tag.“ (Joh 12,48) Dieses Wort Christi, das wir festhalten sollen, ist nicht ein neues Wort in einer neuen Prophetie/Weissagung, sondern das schriftlich fixierte Wort in den Evangelien – aber auch in den Apostelbriefen und den übrigen Büchern der Bibel, in denen der „Geist Christi“ redet (vgl. 1.Petr 1,11). Denn: Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung [von Fehlverhalten u. von falscher Lehre u. falscher Prophetie], zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes [im Glauben und im Wandel] richtig sei, für jedes gute Werk ausgerüstet.“ (2.Tim 3,16)

Natürlich gibt es auch einen ungeistlichen Umgang mit dem biblischen Wort Gottes. Davor müssen wir uns hüten. Aber wir dürfen das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Wir können das ewige Ziel nur dann erreichen, wenn wir das geschriebene biblische Wort Gottes zur absoluten Grundlage unserer Glaubensüberzeugung, unseres Denkens und unseres Handelns machen.

Die Theologie von „Kingdom now“ (Königreich Gottes jetzt) = Dominionismus

Die Auffassung, die Rick Joyner und Martin Baron vertreten, finden wir in der Lehre vom „Kingdom now“„Königreich jetzt“ bzw. „Reich Gottes jetzt“, auch Dominionismus genannt (= Dominion Theology = Herrschafts-Theologie). Sie ist besonders in den USA unter  den Evangelikalen verbreitet. Weitere Anhänger der Königreich-jetzt-Theologie: C. Peter Wagner, Cindy Jacobs, Bill Hamon, Dutch Sheets, Ed Silvoso, Che Ahne, Lou Engle, Loren Cunningham, Bob Jones, Paul Cain und Mike Bickle.

Die Anhänger der Reich-Gottes-jetzt-Theologie berufen sich auf den Herrschaftsauftrag, den die ersten Menschen von Gott erhielten: „Und Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch, und füllt die Erde, und macht sie euch untertan; und herrscht … über alle Tiere …!“ (1.Mo 1,28) Sie meinen, das bedeute, dass insbesondere die Christen noch vor der sichtbaren Wiederkunft Christi bei der Gestaltung der Gesellschaft und Staatsregierung der jeweiligen Nation Verantwortung übernehmen und maßgeblich mitwirken sollen. Dadurch erfahre das gesamte Gesellschaftsgefüge eine spirituelle Transformation, durch die die Königsherrschaft Christi aufgerichtet werde. In solchen Gesellschaftsordnungen sollen dann die biblischen Gebote und Wertmaßstäbe als Rechtsnorm gelten. Sämtliche Bereiche (die „sieben Hügel“), die eine Gesellschaftskultur bestimmen, sollen eingenommen und umgestaltet werden: 1. die Politik, 2. die Wirtschaft, 3. die Medien, 4. die Kunst und Unterhaltung, 5. die Bildung, 6. die Familie, 7. die Religion. Erst wenn diese Sphären der Gesellschaft be-herrscht werden, könne sich durch die triumphale Gemeinde Jesu die Herrschaft Gottes auf Erden durchsetzen. Dann würden sich große Massen bekehren und sich der Herrschaft Gottes unterstellen.

Seit Jahrzehnten empfangen die Apostel und Propheten, die dieser Anschauung folgen, Visionen, Träume, Offenbarungen und Prophetien über eine kurz bevorstehende gigantische Erweckung. Den Anhängern von „Königreich jetzt“ wird der Eindruck vermittelt, in besonderer Weise am großen Werk Gottes beteiligt zu sein. Sie meinen, durch spezifisches Gebet, durch Zeichen und Wunder, durch eine Ökumene-Einheit aller Kirchen und Denominationen, durch Einnahme aller Gesellschaftsbereiche etc. könnte eine glorreiche Gemeinde das Himmelreich Gottes heute schon auf die Erde bringen.

Kingdom-now“ Anhänger meinen, dass Satan beim Sündenfall von Adam und Eva ihnen die Herrschaftsbefugnis über die Welt abgenommen habe. Dadurch sei er zum legitimen „Fürsten dieser Welt(ordnung) bzw. zum „Gott dieser Welt(zeit) geworden (Joh 12,31;  16,11;  2.Kor 4,4). Die hier verwendeten griechischen Begriffe für „Welt“ sind aion (Zeitalter) bzw. kosmos (Weltordnung). Nun müsste die Gemeinde Jesu diese Herrschaft durch die Praktiken der Geistlichen Kampfführung („strategisches Gebet“), des „beanspruchenden Glaubens und Gebets“ und der „vollmächtigen Proklamation“ zurückfordern. Dadurch würden sie sich als Mitarbeiter Gottes qualifizieren, die imstande seien, Seine Königsherrschaft hier und heute aufzurichten. Vollmächtig gesalbte Christen müssten jetzt das „zurückzuholen“, was ihnen durch Gottes Verheißung und durch die Erlösung Christi rechtmäßig gehöre.

Entspricht diese Sicht dem Gesamtbild biblischer Lehre? Bei der Versuchung Jesu erklärt Satan, vollmundig: „Dir will ich alle diese Macht [über alle Reiche des Erdkreises] und ihre Herrlichkeit geben; denn mir ist sie übergeben, und wem immer ich will, gebe ich sie. Wenn du nun vor mir anbeten willst, soll das alles dein sein.“ (Lk 4,5-7) Mit dieser Aussage hat der „Vater der Lüge“ (Joh 8,44) völlig überzogen und eine lügnerische Ansage gemacht. Denn das Wort Gottes offenbart uns: „Des HERRN ist die Erde und ihre Fülle, die Welt und die darauf wohnen.“ (Ps 24,1). „Der Himmel ist der Himmel des HERRN, die Erde aber hat [nicht hatte!] er den Menschenkindern gegeben.“ (Ps 115,16) Dem Teufel gehört nicht das kleinste Stäubchen des ganzen Universums und der Erde! Diese sind Eigentum des HERRN! - Und wer ist es, der wirklich befugt ist, die Herrschaft über die Erde und über die Königreiche zu verleihen? Die biblische Wahrheit befreit uns von „listig ersonnenem Irrtum“ (Eph 4,14), von trügerischen Prophetien und von sonstigen Fakes: „Gepriesen sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit! Denn Weisheit und Macht, sie sind sein. Er ändert Zeiten und Fristen, er setzt Könige ab und setzt Könige ein; er gibt den Weisen Weisheit und Erkenntnis den Einsichtigen; er offenbart das Tiefe und das Verborgene; er weiß, was in der Finsternis ist, und bei ihm wohnt das Licht.“ (Dan 2,20-22) Das ist so, weil Er der HERR, der Höchste und Allmächtige ist: „Und ich pries den Höchsten, und ich rühmte und verherrlichte den ewig Lebenden, dessen Herrschaft eine ewige Herrschaft ist und dessen Reich von Geschlecht zu Geschlecht währt. Und alle Bewohner der Erde sind wie nichts gerechnet, und nach seinem Willen verfährt er mit dem Heer des Himmels und den Bewohnern der Erde. Und da ist niemand, der seiner Hand wehren und zu ihm sagen könnte: Was tust du?“ (Dan 4,31.32) Alles, was dem HERRN wohlgefällt, tut er in den Himmeln und auf der Erde, in den Meeren und in allen Tiefen.“ (Ps 135,6)

Nein, nicht Satan ist der Herrscher der Welt (d.h. der Schöpfung und der Erde), der nach seinem Willen Regenten einsetzt, sondern Jesus Christus. Der ist nach seiner Auferstehung und Himmelfahrt zur Rechten Gottes auf dem Himmelsthron eingesetzt worden als souveräner Pantokrator (Allesbeherrscher) (Mk 16,19;  Hebr 10,12;  12,2;  Phil 2,5-11). Deshalb kann Jesus mit Fug und Recht erklären: „Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden.“ (Mt 28,18) Er herrscht bis Gott ihm alle Feinde unter seine Füße gelegt und unterworfen hat (1.Kor 15,25-28;  Hebr 1,13;  2,5-15). Es ist also nicht die Gemeinde Jesu, die durch Geistliche Kampfführung Christus den Erdkreis unterwirft, sondern der himmlische Vater! (1.Kor 15,27.28)

 

Warum aber wird der Teufel dann in der Heiligen Schrift an manchen Stellen Fürst dieser Welt bzw. Gott dieser Welt genannt? Ist das nicht ein Hinweis auf seine große Macht? – Nein. Er wird so bezeichnet, weil er in dieser Weltzeit (Aion) und Weltordnung (Kosmos) mit Gottes Zugeständnis als Versucher auftritt und im Laufe der Weltgeschichte viele politische Systeme dominiert hat durch religiöse und philosophische Ideologien (wie z.B. Kommunismus, Kapitalismus, Materialismus, Evolutionismus, Humanismus, Atheismus, Islam, Buddhismus, Katholizismus). Dadurch haben die Menschen ohne es zu wissen den Teufel zu ihrem Gott erhoben, dem sie als Sklaven dienen (Eph 2,2). Doch dieser hat niemals von Gott eine legitime Stellung als Weltbeherrscher erhalten. Seine Stellung ist die eines Usurpators (Thronräubers), der die Unwissenheit und Blindheit der Menschen ausnutzt, um sie zu beherrschen, zu quälen und zu zerstören (siehe Hebr 2,14.15). Durch den Sühneopfertod Christi ist der Teufel und seiner Gefolgschaft jedoch besiegt, entwaffnet und bloßgestellt worden (Kol 2,14.15;  1.Joh 3,8;  Joh 12,31;  Lk 11,22). Jetzt geht es darum, dass jeder Einzelne durch eine schriftgemäße Bekehrung (Umkehr) und durch den persönlichen Glauben an Jesus Christus die Erlösung erlangt und aus der „Finsternis“ des „Machtbereichs Satans“ ausbricht (Apg 26,18;  Kol 1,13) und die Freiheit erlangt (Joh 8,31-38;  3,5-8;  Röm 8,14). Denn das ist die wahre geistliche Kampfführung: die Bekehrung zu Jesus Christus und der Glaube an das Evangelium (Eph 6,12ff > 1.Joh 5,4.5). Christen sind nicht dazu berufen, durch eine Transformation der Gesellschaft die Finsternis aus der Welt zu schaffen, sondern jene, die aufgrund von Sünde, Schuld und Unglauben in der Finsternis sitzen, durch die Übermittlung des Evangeliums in das Licht zu führen (2.Kor 5,20;  4,6;  Joh 12,46;  Apg 26,18;  1.Petr 2,9).   

Weil Gott die unumschränkte Macht hat, Könige (d.h. Regenten, Politiker) einzusetzen oder abzusetzen, sollten Christen für die Regierung ihres Landes beten: „Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen, für Könige und alle, die in Hoheit sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit.“ (1.Tim 2,1.2). Das Gebet der Gläubigen ist allein schon deshalb wichtig, damit ihre Nation nicht solche Machthaber bekommt, die sie verdient, sondern solche, die sie braucht. Grundsätzlich ist die „Obrigkeit“ (Regierungsmacht) eine von Gott verordnete Instanz, die als „Diakonin Gottes“ (Dienerin Gottes) im jetzigen Zeitlauf eine Übergangsordnung aufrechterhält (Röm 13,1-8). Welche Personen die Regierungsposten dann besetzen, das ist nicht zuletzt vom Gebet der Gläubigen abhängig. Und den bestehenden Regenten (Politikern) kann Gott Weisheit und guten Willen verleihen, wenn sein Volk dafür im Gebet eintritt. Denn: „Wie Wasserbäche ist das Herz eines Königs in der Hand des HERRN; wohin immer er will, neigt er es.“ (Spr 21,1) Deshalb sollen Christen nicht gegen die Obrigkeit rebellieren, sondern beten und sich unterordnen, soweit dadurch kein Gebot Gottes verletzt wird (1.Petr 2,13-17;  Apg 5,29). 

Außerdem sollen die Nachfolger Jesu durch ihre guten Werke in ihrer Umwelt als „Salz und Licht“ wirken (Mt 5,13-16). Durch ihre Anwesenheit und ihr Gebet drängen sie in der Welt den antichristlichen Geist zurück (2. Thess 2,6.7). Dadurch wird dieser „Geist des Fürsten der Luft [= Geist Satans], der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt“ (Eph 2,2), daran gehindert, seine bösen Pläne zu verwirklichen und den „Sohn des Verderbens“ [= Antichrist] (2.Thess 2,2) zur Herrschaft zu verhelfen (1.Joh 2,18;  Offb 13,11-18). Das „Geheimnis der Gesetzlosigkeit“ kann sich nämlich erst dann vollenden, wenn „der, welcher jetzt zurückhält, aus dem Weg ist“ (2.Thess 2,7)– das ist der „Leib Christi“, der der lebendige Tempel des Heiligen Geistes ist (1.Kor 6,19;  1.Petr 2,5;  Eph 2,22). Erst wenn die Gemeinde Jesu entrückt worden ist (1.Thess 4,15-17;  1.Kor 15,50-53), wird das Böse in einer Weise überhand nehmen, wie es noch nie zuvor geschehen ist. Das bedeutet aber nicht, dass Christen Herrschaftsallüren entwickeln sollen, indem sie meinen, dass die Gemeinde Jesu schon jetzt in politischer Hinsicht als transformierende Weltmacht auftreten könne.

 

Wir sehen nun, dass der Dominionismus und die Theologie von „Kingdom now“ auf Grundlagen errichtet wurden, die von der gesunden, biblischen Gesamtlehre abweichen. Das führt zu verkehrten Praktiken und zu falschen Erwartungen, die früher oder später zur Enttäuschung, wenn nicht gar zur Glaubenszerstörung führen (vgl. 2.Tim 2,18). Verbunden mit der massiven Aufforderung, eine geistliche Einheit mit allen christlichen Kirchen und 


Konfessionen herzustellen – also auch mit den großen sakramentalistisch geprägten Volkskirchen (Katholiken, Evangelischen und Orthodoxen) – ist das eine gefährliche Verirrung. Eine Einheit auf Kosten der biblischen Wahrheit kann Gott nicht segnen und brauchen. Gott fordert in seinem Wort zur Absonderung von allem Unreinen und Verkehrten (1.Kor 6,14-18;  7,1;  Eph 5,11)

Es ist ein grundlegender Irrtum der Lehre von „Kingdom now“, dass eine triumphale, vollmächtig wirkende Gemeinde Jesu den Auftrag habe, alle Gesellschaftsbereiche zu durchdringen und Nationalstaaten zu transformieren und quasi zu christlichen „Gottesstaaten“ umzuwandeln, damit jetzt – also noch vor der leibhaftigen Wiederkunft Christi - weltweit die Königsherrschaft und das Reich Gottes aufgerichtet werde. Durch diese Sichtweise verlieren Christen aus den Augen, was die wahren Aufträgen der Gemeinde Jesu sind. Diese bestehen darin, ein schriftgemäßes, wahres Evangelium zu verkündigen; geistlich tote Menschen (Sünder!) zum authentischen Glauben an Jesus Christus und zu einer schriftgemäßen Umkehr/Bekehrung zu führen (mit vollständiger Lebensübergabe!), so dass die Betreffenden die Erfüllung mit Heiligem Geist erleben und die geistliche Wiedergeburt erfahren; den Neubekehrten dabei zu helfen, den schmalen Weg der Jüngerschaft, der Heiligung und der Überwindung zu gehen; die Sünde abzulegen und gute Werke als Frucht des Geistes hervorzubringen; durch gesunde Lehre den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen und die Gläubigen zur Mündigkeit anzuleiten; schriftgemäßes Gemeindeleben und geistliche Gemeinschaft (koinonia) zu kultivieren; die Gnadengaben des Geistes (Charismen) ordnungsgemäß zu praktizieren; sich von der Welt und von allen verkehrten Kirchen und Glaubensgemeinschaften abzusondern; und sich auf die sichtbare Wiederkehr Jesu Christi und auf die damit verbundene Entrückung vorzubereiten. (Siehe dazu den Link über Gemeinde) - Du brauchst nicht auf eine große, allgemeine Erweckung zu warten, sondern du kannst hier und heute deine persönliche Erweckung erfahren, indem du spirituelle Leidenschaft entwickelst!

 

Durch die Erfüllung dieser Aufträge manifestiert sich in der Gemeinde Jesu das verborgene Reich Gottes jetzt schon (Röm 14,17). Doch die umfassende Herrschaft Gottes und seines Königreiches werden erst im verheißenen Tausendjährigen Friedensreich vom wahren Messias Jesus Christus (Jeshua HaMashiach) weltweit durchgesetzt werden (Offb 20,1-6). Und das wird erst nach der Entrückung der Gemeinde (Joh 14,3;  1.Thess 4,15-17;  1.Kor 15,50-53) und nach der himmlischen Hochzeit des Lammes sein (Offb 16,9-10).

In der Irritation der heutigen Zeit brauchen wir gute biblische Lehre, die uns Orientierung gibt, und die uns zeigt, was die wahren Aufträge Gottes an seine Gemeinde als Ganzes und an den einzelnen Gläubigen sind. Heute finden wir in der christlichen Szene viele unterschiedliche Lehrströmungen und eine große Menge „Populär-Theologie“, die sich nicht auf der Höhe der schriftgemäß neutestamentlichen Gesamtlehre bewegt. Die „gesunde Lehre“ offenbart uns den „ganzen Ratschluss Gottes“ (Apg 20,27). Sie zeigt sorgfältig die Zusammenhänge der biblischen Wahrheit auf und leitet uns auf die rechten Bahnen des Glaubens. Denn nur die rechte Erkenntnis der Wahrheit (1.Tim 2,4;  Tit 1,1) und schriftgemäßer „gesunder Glaube“ (Tit 1,13; 2,2) kann uns erlösen und auf dem „schmalen Weg“ der Jüngerschaft ans Ziel bringen.

Viele Gläubige sind von den unterschiedlichen und oftmals gegenläufigen Lehrmeinungen irritiert und wenden sich lieber den Propheten und der Prophetie zu. Da werden heute viele prophetische Eindrücke, Visionen, Träume und Worte der Erkenntnis verbreitet. Wie beeindruckend ist das, wenn jemand auftritt und verkündigt: Der HERR spricht: … - Oder wenn jemand mirakulöse Visionen mit spektakulären Phänomenen mitteilt und diese in überschwänglicher Weise interpretiert und daraus superlative Verheißungen Gottes ableitet. Da schlagen die Herzen höher!

Anderseits hört man immer wieder das Argument: Wir brauchen nicht noch mehr Lehre, denn Lehre bewirkt Trennung; wir brauche mehr Liebe, denn Liebe bewirkt Einheit. – In dieser Aussage steckt ein großer Irrtum. Denn wahre geistliche Einheit kommt nur auf der Grundlage der biblischen Wahrheit zustande. Liebe ohne Wahrheit kann nur eine oberflächliche Verbündung auf der Grundlage der Toleranz herbeiführen. Eine solche Einheit hat keine geistliche Kraft. Und sie arbeitet dem Teufel zu, der weiß, dass Christen ohne biblische Wahrheitserkenntnis leichte Beute und wehrlose Opfer seiner Irreführung sind.

Wir brauchen gute, schriftgemäße Lehre, doch wir sollten echte Prophetie/Weissagung nicht verachten, wenn der Heilige Geist uns gegenwärtige und kommende Dinge im Lichte des biblischen Wortes Gottes und der gesunden Lehre deutet. Aber wir müssen alle Offenbarungen sorgfältig prüfen (1.Thess 5,20-22;  1.Joh 4,1;  2.Joh 6-11) – und zwar am biblischen Wort Gottes. 


Doch jetzt noch mal zurück zu deiner Anfrage. In dem besagten youtube-Clip (erster Link auf Seite 2), auf den du mich hingewiesen hast, beurteilt Martin Baron die Corona-Krise als Fake. Dabei bezieht er sich primär auf die Internetseite  https://swprs.org/covid-19-hinweis-ii/. Dort werden viele tendenziöse Aussagen gemacht und viele Zahlen und Statistiken angeführt. Doch es gibt auch andere Perspektiven: zum Beispiel die unabhängige, nicht-christliche Stimme des bekannten Naturwissenschaftlers Harald Lesch

https://www.youtube.com/watch?v=Fx11Y4xjDwA  (20.03.2020)

https://www.youtube.com/watch?v=X9RKReLDjbM  (18.03.2020)

https://www.youtube.com/watch?v=6Oob572SYns  (06.05.2020)

https://www.youtube.com/watch?v=2jEJNUu73ms  (26.03.2020)

 

Professor Harald Lesch zeigt auf, warum die staatlich verordneten Beschränkungen zur Unterbrechung der Corona-Infektionswege sehr wohl angebracht sind. 

Im Zeitraum 1.1.2020-3.4.2020 starben weltweit an den Folgen der Corona-Pandemie offiziell 54.293 Personen. (Die Dunkelziffer ist bestimmt wesentlich höher.) Doch ohne die drastischen Maßnahmen vieler Staaten wäre die Zahl vielfach höher. Das sollte uns zu denken geben.

 

Ich schreibe gerade intensiv an einer geistlichen Beurteilung der Corona-Krise. Diese wird demnächst auf unserer Exegesa-Homepage erscheinen. 

Herzliche Grüße und Gottes Segen – und (der Gruß der Corona-Krise) bleib gesund! – Joachim Hübel

Das vollständige Dokument „Kommt die große Erweckung?“ (21 Seiten) hier kostenlos herunterladen als pdf-Download (2,55 MB).

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