GEMEINDE JESU real

Ein authentischer Erfahrungsbericht

Unsere schmerzhaften Erfahrungen mit

                             Befreiungs-Seelsorge, Pastoren-Willkür 

                                      und Gemeinde-Mobbing

Darstellung des Gemeindekonflikts in der Christus-Gemeinde e.V. Tengstetten

(Pastor Karl Schobert) Febr. 1993 – Dez. 1995 (und darüber hinaus)

 

Joachim Hübel (2022)

Aus rechtlichen Gründen wurden fast sämtliche Namen der beteiligten Personen, der Handlungsorte sowie der christlichen Gemeinden bzw. des Gemeindeverbandes durch Pseudonyme ersetzt. Allein unsere eigenen Namen, der Name unserer Wohnorte und der Name des Ortes des beschriebenen Erdbebens sind authentisch.

Ganz unten steht ein kostenloses Download-Dokument im pdf-Format zur Verfügung (51 Seiten, 4,3 MB).

 

Inhaltsverzeichnis:

(Die Seitenangaben gelten für das pdf-Dokument im Download)

1. Einleitung, verbunden mit einem Aufruf  (S. 3)

2. Die Feuerprobe: Von der Bibelschule in den Gemeindedienst  (S. 6)

3. Die Ausgangssituation vor dem Konflikt  (S. 7)

4. Der Konflikt beginnt  (S. 8)

5. Zusammenfassung der schriftgemäßen Erlösungslehre  (S. 9)

6. Zusammenfassung der lehrmäßigen Grundlagen der Befreiungs-Seelsorge und „Inneren Heilung“  (S. 11)

7. Gemeindezucht – „disziplinierende Gemeindeseelsorge“  (S. 12)

8. Wie es weiterging  (S. 14)

9. Wie können wir die Vater-Liebe Gottes erfahren?  (S. 15)

10. Schwere Entscheidung: Die offizielle Beschwerde und ihre Folgen  (S. 16)

11. Geistliche Agape-Liebe versus menschliche Liebe  (S. 18)

12. Geistliche Prüfung und Scheidung der Geister  (S. 19)

13. Hilfe vom Generalvorsteher?  (S. 21)

14. Die Seelsorge-Richtlinien  (S. 21)

15. Die „Weisheit“ des Bezirksvorstehers (Regionalleiters)  (S. 24)

16. Nach der Feuerprobe die Wasserprobe – zur Entwicklung von geistlicher Resilienz  (S. 25)

17. Eine Stunde der Wahrheit  (S. 26)

18. Erneute Konfrontation – unannehmbare Auflagen  (S. 28)

19. Unser Gemeinde-Austritt  (S. 28)

20. Vor dem Gemeinde-Tribunal  (S. 30)

21. Menschlicher Unverstand  (S. 32)

22. Was wäre gewesen wenn …  (S. 33)

23. Und ihr habt keine Fehler gemacht?  (S. 33)

24. Langsam zum Reden – schnell zum Hören  (S. 35)

25. Retrospektive - Gedanken im Rückblick  (S. 36)

26. Trostvoller Beistand – Abschied  (S. 37)

27. Dank an meine Ehefrau  (S. 38)

28. Grenzerfahrungen – als Aufbruch oder als Zusammenbruch?  (S. 40)

29. Ein prophetisches Erdbeben?  (S. 43)

30. Die Gewährung von bedingungsloser Vergebung? – Wahre Vergebung  gemäß der biblischen Lehre  (S. 45)

31. Und was geschah mit dem Pastor und der Gemeinde?  (S. 46)

32. „… Schweigen ist Gold“ – für wen?  (S. 47)

33. Eine ernste Warnung zur so genannten Befreiungs-Seelsorge und Inneren Heilung  (S. 49)

 

34. Autorenprofil und Copyright  (S. 52)


 

1. Einleitung, verbunden mit einem Aufruf:

Es gibt verschiedene Perspektiven, die wir bei der Betrachtung der Gemeinde Jesu – bei der universalen Gemeinde oder bei einer Ortsgemeinde – einnehmen können: Wir können sie durch eine rosarote, durch eine himmelblaue oder durch eine goldgelbe Brille betrachten. Das führt aber zu einer einseitigen, realitätsfremden Idealisierung, bei der alles Negative und Unschöne einfach ausgeblendet wird. Oder wir benutzen eine „Sehhilfe“, die alle Farben auslöscht und den Kontrast verstärkt bzw. vermindert. Das gleicht einer überkritischen Wahrnehmung der Gemeinde Jesu, bei der alles schwarz-weiß oder grau gezeichnet wird. Diese Perspektive ist ebenso unrealistisch. – Wir brauchen „Augensalbe“ (Offb 3,18), damit wir in der Lage sind, die Gemeinde Jesu aus geistlicher Perspektive zu betrachten. Dann sehen wir sie einerseits so, wie sie in ihrer geistlichen Position „in Christus“ verherrlicht vor Gott steht, andererseits nehmen wir sie ganz nüchtern in ihrem „ungeschminkten“ realen Zustand wahr. 

Die Gemeinde Jesu Christi befindet sich in der Spannung von Anspruch und Wirklichkeit. Sie hat eine hohe Berufung: ihre ewige Verherrlichung an der Seite dessen, der alles gegeben hat, um sie vom ewigen Verderben zu erlösen und sie mit seinem Blut als geliebte Braut für sich zu erkaufen (Offb 5,9.10;  1.Petr 1,18.19;  Eph 5,23-32). Jesus sieht seine heilige „Bundesgenossin“ und ewige Ehegattin im Geiste schon im vollendeten Zustand (Röm 5,1.2;  8,29.30.17;  Kol 1,21-23;  Hebr 10,10) und freut sich auf die himmlische Hochzeit und Vereinigung mit ihr (Hebr 12,2;  Offb 19,7-9;  Mt 25,10).

[Ich beziehe mich hier auf die wahre, lebendige Gemeinde Jesu, die aus der Summe aller erlösten, geistlich wiedergeborenen Gläubigen besteht (1.Kor 12,13; Röm 8,9), nicht aber auf die toten Kircheninstitutionen, die sich diesen Titel nur anmaßen! Letztere haben sich im Laufe der Kirchengeschichte immer mehr vom Lebensstrom des Heiligen Geistes entfernt und sind zum toten „Altwasser“ geworden. Das geschah nach der „Konstantinischen Wende“ vor allem dadurch, dass dort der biblische Weg der Heilsübermittlung – die authentische Umkehr und der persönliche Glaube an das schriftgemäße Evangelium – ersetzt wurde durch den rituellen Sakramentalismus (= vermeintliche Heilsübermittlung durch volkskirchliche Rituale wie bspw. das (Säuglings-)Tauf-Sakrament).]

Die ewige Mitverherrlichung des auserwählten Volkes Gottes mit Christus ist das Ziel Gottes für die Gemeinschaft der Gläubigen (Röm 8,17;  1.Petr 1,8.9). Aber noch ist es nicht so weit. Derzeit befindet sich die Gemeinde Jesu noch hier unten auf der Erde. Sie ist in ihrem realen Zustand weder vollendet noch verherrlicht. Und welche Personen am Ende dazugehören, ist auch noch nicht raus. Denn nur jene werden das Ziel erreichen und mit dem Christus verherrlicht werden, die bis ans Ende treu im Glauben bleiben und sich für ihren Herrn heiligen (1.Kor 15,1.2;  Kol 1,21-23;  2.Kor 6,1.17.18;  7,1;  Hebr 3,12-14;  10,36;  12,14;  2.Tim 2,12;  Lk 18,8b;  Offb 2,7;  Mt 22,1-14 vgl. Mt 7,21-23).

Der Bräutigam Jesus Christus sieht seine Braut nicht nur mit verklärtem Blick. In seiner Liebe ist er nicht blind für all die Fehler, Verirrungen und Vergehungen seiner Verlobten. Deshalb möchte er sie auch ihrem Zustand nach reinigen und schön machen (Eph 5,25-27.29;  2.Kor 11,2;  Jud 24). Davon geben zum Beispiel im biblischen Buch der Offenbarung die Sendschreiben an die sieben Gemeinden Zeugnis (Offb Kapitel 2 u. 3). Dort finden wir Lob, Ermutigung, Trost, Ermahnung, ja harsche Kritik. Jesus lockt mit wunderbaren Verheißungen u.a. „wer überwindet, dem werde ich zu essen geben vom Baum des Lebens, der im Paradies Gottes ist“ (Offb 2,7) – und spricht massive Drohungen aus: „… tue Buße (d.h. vollziehe eine radikale Umkehr) und tue die ersten Werke! Wenn aber nicht, so komme ich zu dir und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken, wenn du nicht Buße tust.“ (Offb 2,5 - und 2,21ff; 3,3.19).

Und noch etwas anderes lehren uns die Sendschreiben der Offenbarung sowie die neutestamentlichen Apostelbriefe: Die universale Gemeinde Jesu (Ecclesia) konkretisiert sich in den Ortsgemeinden – in örtlichen Versammlungen, Gemeinschaften, Hauskreisen, Hausgemeinden ect.. Sie alle stehen selbstständig und eigenverantwortlich vor dem Herrn. Mit großer Aufmerksamkeit beobachtet er, was dort vor sich geht. Denn die Gemeinde(n) Jesu Christi befinden sich im gegenwärtigen Stadium nicht nur in einer Reinigungs- und Verwandlungsphase (2.Kor 3,18;  Eph 5,25-27.29), sonder auch in einer Prüfungs- und Bewährungssituation: „alle Gemeinden werden erkennen, dass ich es bin, der Nieren und Herzen erforscht (o. prüft); und ich werde euch einem jeden nach euren Werken geben.“ (Offb 2,23 – siehe auch Offb 22,12;  Mt 16,27;  2.Kor 5,10;  Jer 17,10;  Dan 11,35;  12,10;  1.Thess 2,4)

Erst wenn Probleme, Konflikte und Schwierigkeiten auftauchen, dann wird offenbar, was in einer Person bzw. was in einer Gemeinde drinsteckt. Deshalb lässt der Herr schwere Erschütterungen zu, damit das Verborgene der Herzen offenbar wird. Im Spiegel der Ereignisse zeigt sich dann klar und deutlich, wo Veränderungen notwendig sind. Deshalb sollten wir nicht darum beten, dass der Herr uns vor Problemsituationen bewahrt, sondern vielmehr darum, dass er uns in der Herausforderung beisteht, die Prüfung zu bestehen. Das geschieht dadurch, dass wir auftretenden Konflikten in geistlicher Gesinnung begegnen und bei der Problemlösung die biblischen Anweisungen befolgen. Denn die Bibel ist das „Benutzerhandbuch Gottes“, durch das er uns zeigt, wie wir uns in bestimmten Situationen verhalten sollen. Wer die weisen Gebote Gottes missachtet und allein darauf bedacht ist, auftretende Schwierigkeiten in menschlicher Klugheit und auf pragmatische Weise wegzubügeln (oder unter den Teppich zu kehren), der fällt bei der Prüfung durch und verpasst eine große Chance zur Veränderung. In diesem Prozess nehmen Gemeindeleiter (Pastoren/Älteste) eine Schlüsselstellung ein. Sie sind in besonderer Weise dafür verantwortlich, ob durch eine Gemeindekrise die Absichten des Herrn zustande kommen. Darüber müssen sie einmal Rechenschaft ablegen.

Mit unserem Erfahrungsbericht „Unsere schmerzhaften Erfahrungen mit Befreiungs-Seelsorge, Pastoren-Willkür und Gemeinde-Mobbing“ wollen wir ein anschauliches Beispiel dafür liefern, wie so etwas in der Praxis aussieht. Einerseits wollen wir deutlich machen, welchen Preis es kostet, für die biblische Wahrheit einzutreten; andererseits soll dadurch der Blick für die „GEMEINDE JESU real geschärft werden. Ganz besonders wollen wir alle Glaubensgeschwister ermutigen, die in der Feuerprobe stehen und ähnliches durchzustehen haben. – Damit sie, wenn alles vorüber ist, immer noch fest im Glauben stehen.

Unsere Erlebnisse entsprachen der altbekannten Mobbing-Formel:

In einer Gemeinschaft bemerkt jemand einen gravierenden Missstand und macht die verantwortlichen Leiter darauf aufmerksam. Da diese aus irgendwelchen Gründen kein Interesse daran haben, dass der Missstand bekannt und beseitigt wird, suggerieren sie dem Betreffenden (und der ganzen Gemeinschaft): Du irrst, da gibt es kein Problem! Du selbst bist das Problem! – Anschließend werden gruppendynamische Mechanismen in Gang gesetzt, um den Kritiker zu ächten und aus der Gemeinschaft auszustoßen.

Was wir aus allem gelernt haben: Siege erscheinen nicht immer wie Siege! – Manchmal fühlt sich ein Sieg erstmal wie eine Niederlage an. – Und Niederlagen haben manchmal den trügerischen Anschein von Siegen. (Kommt dir das bekannt vor?)

 

In unserem Erfahrungsbericht werden Vorgänge geschildert, die vor über zwanzig Jahren geschehen sind. Kommt unser Bericht daher nicht zwanzig Jahre zu spät? – Wir glauben, dass „es nichts Neues unter der Sonne gibt“ (Pred 1,9). Auch wenn sich äußere Erscheinungsformen ändern, die Inhalte bleiben dieselben. Ihrem inneren Wesen nach gleichen heutige Probleme genau denen vor zwanzig Jahren – vor zweihundert Jahren – vor zweitausend Jahren! Deshalb ist die Bibel kein „altes“ oder „veraltetes“, sondern ein „zeitloses“ Buch. Und deshalb sind die Begebenheiten des Alten und des Neuen Testaments auch heute noch bzw. heute wieder hoch aktuell – ebenso Gottes Anweisungen zur Problemlösung.

Und hier noch ein Aufruf:

Durch unseren Erfahrungsbericht möchten wir andere Gläubige ermutigen, standhaft für die Wahrheit des Evangeliums zu kämpfen und sich dabei nicht zu scheuen, den erforderlichen Preis zu zahlen und nötigenfalls entsprechende Konsequenzen zu ziehen (Phil 1,27;  Gal 2,4.5;  Jud 3).

Lieber Bruder, liebe Schwester, du hast nur dieses eine Leben! Nutze es effektiv für deinen Herrn und Erlöser Jesus Christus! Fürchte dich nicht vor Menschen! Liebe und fürchte vielmehr Gott! (Mt 10,28;  Jer 1,8;  Röm 8,31-37;  2.Kor 6,17.18; 7,1;  1.Petr 3,14)

Liebe ohne Gottesfurcht bleibt eine emotionale Sentimentalität, die sich gern über die biblischen Anweisungen und Gebote Gottes hinwegsetzt. Die wahre Gottesfurcht ist keine „Heidenangst“ (vgl. 1.Joh 4,18), sondern ein geistgewirkter Respekt und eine tiefe Ehrfurcht vor dem Allerhöchsten und Allmächtigen:

„Und ich sah einen anderen Engel hoch oben am Himmel fliegen, der das ewige Evangelium hatte, um es denen zu verkündigen, die auf der Erde ansässig sind, und jeder Nation und jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk; und er sprach mit lauter Stimme: Fürchtet Gott und gebt ihm Ehre! Denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen. Und betet den an, der den Himmel und die Erde und Meer und Wasserquellen gemacht hat!“ (Offb 14,6.7)

 

„Darum geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab!, spricht der Herr. Und rührt Unreines nicht an! Und ich werde euch annehmen und werde euch Vater sein, und ihr werdet mir Söhne und Töchter sein, spricht der Herr, der Allmächtige. Da wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so wollen wir uns reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes und die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes.“ (2.Kor 6,17.18;  7,1)

2. Die Feuerprobe: Von der Bibelschule in den Gemeindedienst

 

Ich (Joachim Hübel) habe mich bereits als Jugendlicher zu Jesus Christus bekehrt. Nach meinem Schulabschluss machte ich in Erlangen eine Ausbildung als Finanzbeamter. Dann geriet ich in eine schwere Lebenskrise (gesundheitlich und familiär). Im Jahr 1985 vollzog ich eine Glaubenserneuerung und schloss mich einer entschiedenen Glaubensgemeinschaft an. 

Weil ich aus gesundheitlichen Gründen aus dem Beamtendienst ausscheiden musste, hatte ich die Möglichkeit in den Jahren 1989-91 eine Bibelschulausbildung im evangelikalen, überkonfessio-nellen Glaubens-Zentrum Bad Gandersheim zu absolvieren. Dort wurde uns von erfahrenen Bibellehrern solide biblische Lehre vermittelt. Dadurch erlangte ich eine klare und tiefe Erkenntnis über die neutestamentlichen Grundlagen der Erlösungslehre (Soteriologie). Zu dieser gehörte vor allem auch die klare Lehre darüber, welche Stellung (Position) ein Gläubiger „in Christus“ erlangt hat, und welche herrlichen Privilegien damit verbunden sind (siehe dazu den Link Erlöstsein in Christus). Dieses solide Verständnis sollte bei den kommenden Ereignissen große Bedeutung erlangen.

Nach Abschluss meiner Bibelschulzeit zog ich im Sommer 1991 nach Stühlingen (Süd-Schwarzwald/Hochrhein) und heiratete meine Verlobte Lisa (Hannelore); außerdem wurde ich in die evangelikale, freikirchliche Christus-Gemeinde e.V. Tengstetten (Name geändert) als Mitglied und Mitarbeiter aufgenommen. Damals war ich 33 Jahre, meine Ehegattin 30 Jahre alt. Sie brachte ihren zehnjährigen Sohn mit in die Ehe. Damals arbeitete sie als Hebamme im Krankenhaus Stühling.

Ich kam hoch motiviert von der Bibelschule und engagierte mich mit großem Eifer in der Gemeindearbeit. Diese Zeit war quasi mein Gemeinde-Praktikum. Schon ab dem ersten Jahr gehörte ich dem Brüderrat an (= erweiterter Leiterkreis). Außerdem übte ich regelmäßig den Predigtdienst aus. Darüber hinaus war ich in der Kinderarbeit tätig und wurde schließlich deren Leiter. In der Gemeinde wurde mit großer Begeisterung und auf vielerlei Weise evangelisiert – auf offener Straße, in Kneipen, in Diskos, im Krankenhaus und in einem Zelt. Die Gottesdienste waren geprägt von herzlicher Gemeinschaft, aufrüttelnden Predigten und lebendigem Lobpreis. Mit fliegenden Fahnen stürmten wir im Namen des Herrn vorwärts! [Weitere Infos zu meiner Gemeindemitarbeit in der Christus-Gemeinde e.V. Tengstetten befinden sich in der Dokumentation „Meine Dienst- und Praktikumszeit 1991-95“.] 

3. Die Ausgangssituation vor dem Konflikt

Zum Verständnis des im Januar 1993 aufbrechenden Gemeindekonflikts – und seinem schrecklichen Verlauf – müssen folgende wichtige Tatsachen berücksichtigt werden:

Zu Beginn des Konflikts war ich kein grüner Jungspund mehr ohne Erfahrung, sondern ich war 35 Jahre alt (wie der Pastor) und bereits seit längerer Zeit entschieden gläubig. Ich hatte eine abgeschlossene Berufsausbildung als Finanzbeamter. Außerdem hatte ich eine Bibelschulausbildung, bei der ich (unter anderem) intensiv in der zentralen Erlösungslehre geschult worden war. Seit 1991 war ich Vollmitglied der Christus-Gemeinde e.V. Tengstetten und gehörte bereits nach wenigen Monaten dem Brüderrat an. (Der Brüderrat war neben dem Pastor und den beiden Ältesten der erweiterte Leiterkreis der Gemeinde). Meine Frau Hannelore (Lisa) gehörte zum Lobpreis-Team mit Gesang, Gitarre, Keyboard und Tamburin. Außerdem war sie Co-Leiterin des Frauenkreises. 

Seit der Bibelschulzeit strebte ich die Laufbahn des pastoralen Dienstes an. Der Pastor der besagten Gemeinde, Karl Schobert (er hatte damals erst den Dienstgrad des „anerkannten Verkündigers“ inne), unterstützte mich in dieser Zielsetzung. Er selbst hatte ein freikirchlich-evangelikales theologisches Seminar absolviert. Er meldete mich und einen weiteren Angehörigen des Brüderrates, Friedrich Wagner, bei der Bundesleitung des Dachverbands „Christus-Kirche e.V. Deutschland“ (ChriKiD) für die erforderliche Prüfung zur Erlangung des ersten Dienstgrads als „Pastoraler Assistent“ an. Dazu mussten wir vor allem die Mappe der Gemeindeordung „Lehre, Bekenntnis, Aufbau der Freikirche Christus-Kirche e.V.“ sorgfältig durcharbeiten. (Diese wurde 2019 ersetzt durch die Leitlinien der Christus-Kirche in Deutschland KdöR.) Wir wurden über die eingehende Kenntnis des Inhalts dieser Mappe geprüft. Diese Satzungen und Grundsätze waren damals die verbindliche Basis des bundesweiten Dachverbands der Christus-Kirche e.V. in Deutschland. Somit waren sie auch für jede mit ihr verbundenen örtlichen Gemeinde bindend. Aus diesem Grund sollte diese Mappe jedem neuen Mitglied gleich bei der Mitgliedsaufnahme überreicht werden. Der/die Betreffende musste sogar eine ausdrückliche Erklärung abgeben, dass er/sie die darin enthaltenen Satzungen anerkennt und befolgt. Der Inhalt dieser Mappe war einige Jahre zuvor vom Generalvorsteher der Christus-Kirche e.V. Deutschland, Dietmar Kolbe, erarbeitet und von der deutschen Generalversammlung verbindlich angenommen worden. Diese wirklich gute Gemeindeordnung war für mich einer der wesentlichsten Gründe, die mich dazu bewogen hatten, mich der Christus-Gemeinde e.V. Tengstetten und dem bundesweiten Dachverband anzuschließen.

Friedrich Wagner und ich haben damals die besagte Prüfung bestanden. Friedrich wurde später (1994) offiziell in das Amt des „Pastoralen Assistenten“ eingesetzt. Zu meiner Einsetzung sollte es nie kommen (aus nachfolgend beschriebenen Gründen). 

Die ChriKiD-Gemeindeordnung enthält neben verbindlichen theologischen Glaubensgrundsätzen und anderen administrativen Vorschriften auch die „Gemeinderechtsordnung“. In dieser ist genau festgelegt, welches Verfahren in einer Gemeinde bei auftretenden Problemen anzuwenden ist. Die Schritte des Verfahrens bestehen im Wesentlichen darin: Wenn schwerwiegende zwischenmenschliche Konflikte entstehen oder der Verdacht auf Parteiung/Spaltung oder auf Verbreitung von Irrlehre besteht, dann sollen zwei oder drei Personen als Zeugen bei der Gemeindeleitung (Pastor) eine offizielle Beschwerde erheben. Diese soll entweder mündlich zu Protokoll gegeben werden oder aber in schriftlicher Form erfolgen. Im weiteren Verlauf soll der Pastor bzw. die Gemeindeleitung mindestens fünf bewährte, reife Brüder hinzuziehen, die darüber beraten und urteilen, ob die Beschwerde inhaltlich begründet ist. Wenn sie begründet ist, sollen geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um das Problem zu bearbeiten und zu lösen. Wenn in einer kleinen Gemeinde nicht genügend reife, urteilsfähige Brüder zur Verfügung stehen, dann sollen solche aus Nachbargemeinden hinzugezogen werden. – Das ist eine weise Verfahrensweise, die der neutestamentlichen Gesamtlehre und den biblischen Anweisungen entspricht – besonders Mt 18,15-18;  5.Mo 19,15;  1,17;  3.Mo 19,17;  2.Mo 23,2;  Joh 8,17;  1.Tim 5,19-21;  Lk 17,3;  Jak 2,9;  5,19.20;  1.Kor 5,1-12;  15,1-3;  Eph 5,11-13;  2.Kor 6,14-18;  7,1;  Röm 16,17;  2.Thess 3,14;  Offb 2,2)

 

Durch die Absolvierung der Assistenten-Prüfung war ich (und Friedrich Wagner) über die bestehende Gemeinderechtsordnung also voll im Bilde. Dadurch war ich für das, was bald kommen sollte, bestens gerüstet. 

4. Der Konflikt beginnt

Nun zum eigentlichen Konflikt: Pastor Karl Schobert hatte etwa 1991/92 in der Gemeinde zwei Älteste eingesetzt: den Eberhard Klose (Alter Anfang Sechzig) und den Gottfried Bachmann (Ende Vierzig). – Die beiden Ältesten der Gemeinde waren beim Auftreten des Gemeindekonflikts beteiligt – jeder auf seine Weise.

Bereits seit der Gemeindegründung 1990 entwickelte das ältere Ehepaar Eberhard und Ingrid Klose eine rege Seelsorgeaktivität. Eine nicht geringe Zahl von Gemeindemitgliedern wurde von ihnen seelsorgerlich betreut, obwohl sie gar nicht offiziell mit dem Seelsorgedienst beauftragt waren. Eberhard war zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht als Ältester eingesetzt. Die Kloses übten ihren Seelsorgedienst also ganz eigeninitiativ aus weil sie meinten, vom Herrn dazu einen Auftrag erhalten zu haben. Der Pastor Karl Schobert – der mit seiner Familie im gleichen Haus wohnte – beobachtete, dass die Kloses recht häufig von Personen aus der Gemeinde besucht wurden. Dem Pastor war allerdings bekannt und wohl bewusst, dass viele der Besucher zu diesem Ehepaar in die Seelsorge gingen. Obwohl Karl Schobert als Gemeindehirte nicht genau über die Seelsorgeform informiert war, die von Kloses praktiziert wurde, vertraute er blindlings darauf, dass dort schon alles mit rechten Dingen zugehen werde.

Von einigen Glaubensgeschwistern wurde uns detaillierter geschildert, was bei diesen Seelsorgesitzungen ablief (siehe unten). Einige fühlten sich durch die Vorgehensweise der Kloses sehr bedrängt. (Deshalb hatten manche die Seelsorge einfach abgebrochen.)

Unser Verdacht erhärtete sich und schließlich stellten wir entsetzt fest, dass es sich bei der von Kloses praktizierten Seelsorge um Befreiungs-Seelsorge (Befreiungs-Dienst) und „Innere Heilung“ nach dem Konzept von John und Paula Sandford handelte. Diese höchst fragwürdige Art von Seelsorge entspricht in etwa auch den Lehren und Praktiken von Derek Prince, von Dr. Wolfhard Margies (Berlin/vormals „Philadelphia-Gemeinde“, jetzt “Gemeinde auf dem Weg“) und von Christoph Häselbarth (JOSUA-Dienst).

 

Die lehrmäßigen Grundlagen der Befreiungs-Seelsorge (gemäß Sandford und anderen Befreiungsspezialisten) steht in klarem Widerspruch zur biblisch-neutestamentlichen Erlösungslehre (Soteriologie). Letztere war mir auf der evangelikalen Bibelschule sorgfältig vermittelt worden. Daher hatte ich einen geschärften Blick für diese Problematik.

5. Die schriftgemäße Erlösungslehre lässt sich folgendermaßen zusammenfassen:

Die Erlösung „in Christus“ wird nicht durch eigene Werke (menschliche Verdienste), sondern allein durch Gottes Gnade auf der Grundlage des Verdienstes Christi in seiner Passion (Leiden, Kreuzestod, Blutvergießen etc.) erworben. Und aufgrund der Gnade Gottes wird die Erlösung allein durch eine authentische Bekehrung (Umkehr) und durch den persönlichen Glauben an das schriftgemäß-biblische Evangelium Jesu Christi erlangt; die Heilsübermittlung geschieht nicht durch volkskirchliche Rituale (= Sakramente). Siehe dazu die Links: Das Evangelium und Erlösung erfahren und Fünf Schritte in ein neues Leben und Bedingungslos von Gott geliebt und angenommen?.

Die Erlösung „in Christus“ umfasst Sündenvergebung (Reinigung), Empfang der Gerechtigkeit (= Rechtfertigung) und der Gotteskindschaft, geistliche Auferweckung durch den Empfang des Heiligen Geistes (= geistliche Wiedergeburt), Befreiung (von der Macht der Sünde und des Teufels), göttlichen Schutz, überfließenden Segen und das ewige Leben in Gottes herrlicher Gemeinschaft.

Dieses erworbene Erlösungs-Potential steht jedem wahren bekehrten und wiedergeborenen Gläubigen von Anfang an in vollem Umfang zur Verfügung, muss aber in fortschreitender Erkenntnis im Glauben ergriffen und Schritt für Schritt verwirklicht werden. Siehe dazu die Links: Erlöstsein in Christus und Gott ist mit dir noch nicht ganz fertig.

 

[Biblische Grundlage: Joh 1,11-13;  3,16-18;  11,25.26;  Mk 1,14.15;  Röm 3,10,8-11;  6,1-14.18.22;  8,2;  Eph 1,3.7.13.17-19;  2,4-9;  4,21-24;  Apg 2,38;  3,19;  17,30.31;  20,21;  26,18;  Tit 2,4-6;  1.Kor 1,30;  15,1-4;  2.Kor 3,17.18;  5,17.21;  Kol 1,13.21-23;  2,14.15;  1.Petr 1,16;  Offb 1,5.6 – vgl. Joh 8,31.32.36;  Lk 9,62;  Phil 3,13;  Gal 3,13.14;  4,9;  5,1]

In der neutestamentlichen „gesunden Lehre“ wird klar auf den Unterschied hingewiesen, der bei einem geistlich wiedergeborenen Gläubigen zwischen seiner Stellung (Position) „in Christus“ und seinem sichtbaren Zustand besteht. Nur in der Stellung „in Christus“ hat er auf dem „neuen und lebendigen Weg“ freimütigen Zugang in die Gegenwart Gottes und kann mit seinem himmlischen Vater unbeschwerte, vertraute Gemeinschaft pflegen (Hebr 10,19-22). Das gilt gerade auch dann, wenn er von seinem sichtbaren Zustand her noch sehr mangelhaft ist. Gläubige sind gemäß ihrer Position „in Christus“ Heilige und Gerechte, selbst wenn sie noch Fehler machen oder sündigen (1.Joh 2,1.2;  Hebr 4,15.16). Natürlich besteht für alle Gläubigen der Auftrag der „Heiligung“ (Hebr 12,14;  1.Kor 7,1). Als Erlöste sollen sie danach streben, ein erlöstes, heiliges Leben zu führen und schrittweise die Sünde abzulegen und die Tugenden anzuziehen (Röm 6,1-12; Kol 3,1-10; Gal 5,16-23). Doch das gelingt nur den wirklich Erlösen „in Christus“, die den Heiligen Geist empfangen haben und geistlich wiedergeboren sind (Apg 2,38;  Eph 1,13;  Tit 3,4-7;  Joh 7,38.39). Nur wer in entsprechender Weise gelehrt wird, kann im Glauben seine Position „in Christus“ erkennen und einnehmen. Von unserem Zustand her werden wir hier auf Erden niemals so heilig sein, dass wir vor Gott bestehen könnten. Nur das Blut Jesu macht uns heilig und vor Gott angenehm (Hebr 10,10.14.29; Röm 3,25.26). Wer seine privilegierte Position nicht erkennt und sich von seinem sichtbaren, unvollkommenen Zustand her definiert, der fühlt sich unwürdig und kommt unter Verdammnis. Der weit verbreitete Mangel an Erkenntnis, der leider auch bei vielen wiedergeborenen Christen besteht, ist das Kapital der Befreiungs-Seelsorger. Sie nutzen diese Unwissenheit aus, um mit ihren verkehrten Lehren und Praktiken landen zu können! Doch die Erkenntnis der biblischen Wahrheit setzt uns frei von diesem Betrug: „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr wahrhaft meine Jünger; und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ (Joh 8,31.32) 

6. Die lehrmäßige Grundlage der Befreiungs-Seelsorge und „Inneren Heilung“ lautet zusammengefasst folgendermaßen:

Die Vertreter des Befreiungsdienstes (Befreiungs-Seelsorge) gehen nicht vom umfassenden Erlösungs- und Befreiungszustand eines wiedergeborenen Christen aus. Sie meinen, dass selbst wiedergeboren Gläubige, die den Heiligen Geist empfangen haben, meist  noch gebunden und belastet sind, da sie durch unaufgedeckte schwere Sünde, durch Beschäftigung mit Okkultismus (Zauberei), durch schwere innere Verletzungen und erlittene Traumas, durch Schwüre, durch negative Festlegungen, durch Vorfahrenschuld etc. unter einem Fluch stünden und dadurch „gebunden“ seien. Um echte Befreiung und Vergebung zu erlangen müssten die Wurzeln erforscht, ans Licht gebracht und verbal bekannt (ausgesprochen) werden, verbunden mit der Bitte um Vergebung. Sodann müsste ein Akt der „Lösung“ vollzogen werden – am wirksamsten durch einen „vollmächtigen Seelsorger“ – durch den die Bindungen und bestehenden Anrechte des Teufels „gebrochen“ werden. Erst dann könne der/die Betreffende im Glauben entsprechende biblische Verheißungen über Befeiung, Vergebung, Reinigung, Heilung und Wiederherstellung beanspruchen. – Es versteht sich von selbst, dass ein derartiges „exorzistisches Verfahren“ ein langwieriges, aufwendiges Unterfangen ist, bei dem man nie zu einem Ende gelangt. Die Betreffenden bleiben in der Regel Seelsorge-Pflegefälle, die bei auftretenden Problemen immer wieder „Wurzel-Suche“ betreiben und wieder neu von Bindungen „gelöst“ werden müssen.

 

Weil diese Befreiungsseelsorge im klaren Widerspruch zur gesunden biblischen Lehre steht, bestehen keine echten Erfolgsaussichten. Dennoch beharren die Vertreter der Befreiungs-Seelsorge darauf, dass der Erfolg und die Richtigkeit dieses Ansatzes durch Erfahrungen bestätigt werden. Für eingehende anders lautende, biblische Argumente sind sie nicht zugänglich. Unter dem Anspruch von Befreiung bringen sie Christen in Gebundenheit. Im Szenarium dieser Befreiungs-Seelsorge manifestieren sich immer wieder okkulte Kräfte und Mächte. Denn wer den Teufel herausfordert und aktiv gegen ihn anbetet, der ruft ihn quasi herbei. Von Befreiungs-Seelsorgern werden solche Manifestationen als Bestätigung ihrer Lehre und Praktik angesehen. – Siehe zu diesem Thema im Anhang den Text: „Eine ernste Warnung zur so genannten Befreiungs-Seelsorge und Inneren Heilung“ (ab S. 45) und den Link Seelsorge-Richtlinien.

7. Gemeindezucht – „disziplinierende Gemeindeseelsorge“

Ein populäres Schlagwort unter Christen lautet: „Wir sind nicht gegen etwas, sondern für etwas: nämlich für Jesus! Das Evangelium ist keine Drohbotschaft, sondern eine Frohbotschaft der Liebe Gottes!“ – Wenn dem so wäre, dann könnten wir etwa 50 % des Neuen Testaments in die Tonne treten. Denn dort wird eindringlich davor gewarnt, was denen blüht, die Jesus ablehnen und im Unglauben verharren, oder welche Folgen es hat, wenn Gläubige in schwerer Sünde leben oder wenn jemand massive Irrlehre verbreitet. Außerdem werden im Neuen Testament konkrete Verirrungen angesprochen und deren Vertreter sogar offen beim Namen genannt (siehe z.B. 2.Tim 2,17.18; Offb 2,20-25).

Gegen massive Verfehlungen im moralischen, im lehrmäßigen und im praktischen Bereich der Gemeinde vorzugehen, ist ein fester Bestandteil des geistlichen Dienstes von Pastoren. Daher ermahnte der Apostel Paulus die Pastoren: „Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der Heilige Geist euch als Aufseher eingesetzt hat, die Gemeinde Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines eigenen Sohnes! Ich weiß, dass nach meinem Abschied grausame Wölfe zu euch hereinkommen werden, die die Herde nicht verschonen. Und aus eurer eigenen Mitte werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her. Darum wacht!“ (Apg 20,28-31) Pastoren müssen wachen und die Herde weiden und behüten. Nur wer das in rechter Weise tut, der hat ein Anrecht auf die Wolle und Milch der Schafe (vgl. Hes 34,1ff).

 „Gemeindezucht“ – oder wie es heute heißt: „disziplinierende Gemeinde-Seelsorge“ – zu üben ist sicherlich keine angenehme Tätigkeit, durch die man sich beliebt macht. Doch wer sie unterlässt, „weil doch Liebe das Höchst ist“, der hat nicht den Ernst begriffen, der mit dem Hirtendienst verbunden ist; und der hat ebenso wenig begriffen, was echte agape-Liebe ist. Sicherlich gibt es eine ganze Reihe von nebensächlichen Verkehrtheiten, über die Pastoren und Älteste duldsam hinwegsehen dürfen/müssen. Doch wenn jemand in der Gemeinde in schwerer Sünde lebt oder heilsgefährdende Irrlehren verbreitet – siehe 1.Kor 6,9.10;  Gal 5,19-21;  1,6-9;  1.Joh 7-11 –, dann besteht dringender Handlungsbedarf. Dann müssen jene Maßnahmen ergriffen werden, die im Neuen Testament genannt werden: Mt 18,15-18;  [5.Mo 19,15;  1,17;  3.Mo 19,17;  2.Mo 23,2;]  Joh 8,17;  1.Tim 5,19-21;  Lk 17,3;  Jak 2,9;  5,19.20;  1.Kor 5,1-12;  15,1-3;  Eph 5,11-13;  2.Kor 6,14-18;  7,1;  Röm 16,17;  2.Thess 3,14;  Offb 2,2. Über diese biblischen Anweisungen können und dürfen sie sich nicht im Namen der Liebe hinwegsetzen. Denn noch vor der Nächsten- und Bruderliebe kommt die Gottesliebe. Und diese erweist sich einerseits im Glauben, andererseits aber im Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes: „Denn dies ist die Liebe Gottes: dass wir seine Gebote halten“ (1.Joh 5,3). „Was nennt ihr mich aber: Herr, Herr!, und tut nicht, was ich sage?“ (Lk 6,46) „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden; …“ (Joh 14,21)

 

Es gibt einige massive Irrlehren, bei denen Gott richtiggehend zornig wird: Wer ihm die Ehre als Schöpfer aller Dinge verweigert (Röm 1,18ff) oder wer die Gottheit Jesu Christi leugnet und sein Erlösungswerk falsch beurteilt (1.Joh 4,1-3;  Hebr 10,26-29). – Die Befreiungs-Seelsorge ist ebenfalls eine massive Irrlehre, die bekämpft werden muss, weil sie die durchschlagende Erlösungskraft der Kreuzigung und Auferstehung Christi und des vergossenen Blutes Jesu faktisch leugnet und durch unbiblische Praktiken ersetzt –  und weil ihre Vertreter die Privilegien, die geistlich wiedergeborene Gläubige durch ihre Position „in Christus“ erlangt haben, missachten und ihnen Unfreiheit, Gebundenheit, Fluch, vermeintlich bestehende Anrechte des Teufels und unvergebene Schuld unterstellen und einreden.  

8. Wie es weiterging 

In einem persönlichen Gespräch mit dem Ehepaar Klose machten wir sie auf den Widerspruch aufmerksam, der zwischen der (oben beschriebenen) Befreiungs-Seelsorge und der klaren neutestamentlichen Erlösungslehre besteht. Ich wies darauf hin, dass ein wiedergeborener Gläubiger „in Christus“ eine vollständige und umfassende Erlösung und Befreiung erlangt habe. Deshalb könne er seine Vergangenheit und sein altes Leben hinter sich lassen, weil er mit Christus gekreuzigt, gestorben, begraben und zur „Neuheit des Lebens“ auferweckt worden ist (Röm 6,1-14.18.22). Nun müsse dem Betreffenden durch gute biblische Lehre dabei geholfen werden, seine neue Identität „in Christus“ zu erkennen und die damit verbundenen Privilegien in Anspruch zu nehmen. Allein das sei echte biblische „Befreiungs-Seelsorge“ (siehe dazu Joh 8,31.32). Eine seelsorgerliche Suche nach verborgenen Wurzeln, Flüchen, unvergebener Schuld und vermeintlich weiterhin bestehenden „Anrechten des Teufels“ sei nicht nur unnötig, sondern geradezu kontraproduktiv – ja ein klarer Angriff auf die Wahrheit des Neuen Testaments. Denn dadurch werde die volle Erlösung „in Christus“ faktisch geleugnet. – Doch das Ehepaar Klose zeigte für diese Darstellung keinerlei Verständnis. Sie fegten unsere Einwände beiseite und erklärten, dass wir zu wenig seelsorgerliche Erfahrung und Einsicht besäßen, um die Richtigkeit und Notwendigkeit der von ihnen praktizierten Seelsorgeform nachvollziehen zu können. – Wie alle Befreiungs-Seelsorger konnten sie für ihre Auffassung natürlich auch Bibelstellen zitieren (z.B. 2.Mo 20,4.5;  Joh 9,2;  Mt 12,29;  Mt 18,18;  Joh 11,44). Aber das zeigt wieder einmal, dass sich alle möglichen und unmöglichen Dinge in die Heilige Schrift hinein interpretieren lassen, wenn man mit einem entsprechenden Paradigma (Vorverständnis) an das Wort Gottes herantritt. Doch um in einzelnen Positionen zu einem rechten Lehrurteil zu gelangen, brauchen wir die ganze Schrift in ihrer Gesamtlehre: „Die Summe deines Wortes ist Wahrheit!“ (Ps 119,160 – vgl. 2.Tim 3,16) – Siehe dazu die Links: Die Bibel - das sichere Fundament und Zurück zur ganzen Bibel.

Bisher hatten wir eine überaus gute, herzliche Beziehung zu diesem Ehepaar. Es bestand sogar eine besondere Verbundenheit, weil ihr Sohn Harald Klose die gleiche Bibelschule besucht hatte wie ich.

9. Wie können wir die Vater-Liebe Gottes erfahren?

Dann geschah ein weiteres Ereignis, das für uns richtungweisende Bedeutung erlangte: Kloses Tochter Christel und deren Ehemann Edmund kamen zusammen mit ihren Kindern zu Besuch. Der Pastor lud sie ein, in der Gemeinde mit einer Predigt zu dienen. Damals war uns noch nicht bekannt, dass diese ebenfalls der Sandford-Seelsorge anhingen und diese aktiv praktizierten. [Später erfuhr ich von einem ehemaligen Mitglied der Berliner „Gemeinde auf dem Weg“ (Wolfhard Margies), dass Christel und Edmund die Bibelschule dieser Gemeinde als Studenten besucht hatten. Durch ihr dominantes Agieren war damals die Schulklasse dermaßen aufgemischt worden, dass diese mitten im Schuljahr beendet und aufgelöst werden musste.] An einem Sonntag predigten – oder besser: referierten – Christel u. Edmund über eines ihrer Lieblingsthemen: „Die Vaterliebe Gottes erfahren“. In bekannter Manier schwärmten sie von der wunderbaren Liebe des himmlischen Vaters, die aber nur von denen erfahren werden könne, die selbst eine geheilte Beziehung zu ihrem natürlichen Vater erlangt hätten. Sie präsentierten uns die alte psychologische Geschichte: Menschen würden das in der Kindheit aufgebaute Vaterbild auf Gott übertragen. Da dieses aber oftmals sehr negativ geprägt und belastet sei, könnten sie erst dann eine richtige und positive Vorstellung vom himmlischen Vater erlangen, wenn ihre natürliche Vaterbeziehung durch Seelsorge heil geworden sei und sie dadurch „Innere Heilung“ erlangt hätten. Andernfalls seien sie gar nicht in der Lage, die Liebe Gottes zu empfangen. Überflüssig zu sagen, dass das ein wesentliches Element der Sandford-Seelsorge ist.

 

In einem abendlichen Gemeinde-Hauskreis (der in der Privat-Wohnung des Pastors stattfand und zu dem etwa 35 Besucher kamen) vertiefte Edmund in der Anwesenheit des Pastors Karl Schobert diese Thematik. Mit suggestiven Worten beschwor er uns, jetzt im Geist auf den Vaterschoß Gottes zu klettern, um dessen Liebe zu empfangen. Wer dazu nicht in der Lage sei, der solle sich im Gebet dem Wirken des Heiligen Geist öffnen, damit dieser belastete Vater-Beziehungen aufdecken und heilen könne. Auch meine Ehefrau Lisa (Hannelore) war anwesend. Da ihre Vater-Beziehung sehr belastet war, übten diese Worte eine massive Wirkung auf ihre Seele aus. Natürlich wollte auch sie die Liebe Gottes erfahren und auf seinen Schoß klettern und dazu alle Hindernisse aus dem Weg räumen. Sie wurde so aufgewühlt, dass sie weinend zu Boden sank. Da setzte sich Eberhard Klose zu ihr, um mit ihr zu beten. Meine Frau wurde regelrecht von Weinkrämpfen erfasst. Eberhart erklärte ihr, sie solle jetzt ihrem Vater bedingungslos vergeben. Da sie dazu nicht in der Lage war, erklärte Eberhart, er wolle sie stellvertretend für ihren leiblichen Vater für sein Fehlverhalten um Vergebung bitten, damit sie ihm Vergebung gewähren könne. Doch irgendwann ertrug meine Frau diese äußerst emotionale Prozedur nicht mehr (die sich ja vor Augen und Ohren anderer abspielte). Als wir das Szenarium zuhause im Gespräch nachbearbeiteten, gelangten wir zu der Überzeugung, dass das kein authentisches Wirken des Heiligen Geistes war. Es hat weder Befreiung noch innere Heilung von Verletzungen noch eine Wiederherstellung der Vater-Beziehung bewirkt. Es war vielmehr ein manipulativ-suggestives, bedrückendes und übergriffiges Einbrechen in die Intimsphäre der Seele. Zudem deckt sich die Lehrgrundlage dieser Vorgehensweise zur Erfahrung der Vaterliebe Gottes nicht mit der biblischen Lehre. In der Heiligen Schrift wird gelehrt, dass der Heilige Geist uns eine übernatürliche Offenbarung Gottes und seiner Liebe (auch seiner väterlichen Liebe) schenkt (Röm 5,5;  Eph 1,17-19;  1.Joh 4,19;  Ps 27,10;  Mt 19,29;  Mk 10,29.30). Zur Erfahrung der authentischen übernatürlichen Gottesliebe wird die Heilung und Wiederherstellung der natürlichen Vaterbeziehung nicht vorausgesetzt. In Verbindung mit den anderen Elementen der „Inneren Heilung“ und der Befreiungs-Seelsorge muss diese psychologische Praktik als Verirrung angesehen werden. Dabei wird nicht mit geistlichen Kräften, sondern bestenfalls mit seelischen Kräften gearbeitet.

10. Schwere Entscheidung: Die offizielle Beschwerde und ihre Folgen

Dann hatten wir ein Gespräch mit Beate, die eine enge Freundin meiner Frau war. Sie war ebenfalls bei Kloses in die Seelsorge gegangen. Unter Tränen berichtete sie uns, wie sie von dem Ehepaar genötigt wurde, verborgene Dinge aus der Vergangenheit zu bekennen, die dann schriftlich protokolliert wurden. Nun war der Punkt erreicht, Entscheidungen zu treffen. Eigentlich hätte der Pastor Karl Schobert längst intervenieren und den Sauerteig der falschen Seelsorge-Lehre und –Praktik entlarven und eliminieren müssen. Doch dazu war er offensichtlich nicht in der Lage. Also war unser Einsatz gefragt. Doch welchen Weg sollten wir einschlagen und welche Vorgehensweise sollten wir wählen? Wir beteten und suchten intensiv die Führung des Herrn. Tagelang rangen wir um Einsicht, Verständnis und Weisheit. Ich hatte mir Bücher besorgt und mich intensiv mit der Lehre und Praktik der Sandford-Seelsorge befasst. Ich war erschüttert! – Dann gewannen wir Klarheit und den festen Eindruck, dass wir genau so vorgehen sollten, wie es in der offiziellen ChriKiD-Gemeinderechtsordnung vorgeschrieben ist: eine ganz ordnungsgemäße Beschwerde gegen das Ehepaar Klose – als die Urheber der falschen Seelsorge-Lehre und -praktik in der Gemeinde – einlegen.  

Also vereinbarten wir mit dem Pastor Anfang Januar 1993 einen Termin. Wir erschienen zu Dritt – mit Beate als dritter Zeugin. Wir machten ihn darauf aufmerksam, dass die besagte Befreiungs-Seelsorge und die Praktik der „Inneren Heilung“ in klarem Widerspruch zur neutestamentlichen Erlösungs-Lehre stehen. Wir schilderten ihm die besorgniserregenden Ausmaße der Seelsorgeaktivitäten des Ehepaars Klose und deren negative Auswirkungen auf die Gemeindemitglieder (unsere Brüder und Schwestern!). Dann erklärten wir ihm, dass wir uns dazu entschlossen hätten, gegen Kloses eine mündliche Beschwerde zu Protokoll geben zu wollen. Der Pastor reagierte mit Entsetzen und weigerte sich, die Beschwerde anzunehmen. Man müsse die Angelegenheit auf moderate Weise in persönlichen Gesprächen und in Liebe klären. Eine Beschwerde zu erheben sei ganz und gar lieblos und würde bei Kloses nur Verletzungen und Betrübnis hervorrufen. – Frustriert verabschiedeten wir uns von ihm. Er hatte den Ernst der Lage nicht einmal ansatzweise begriffen. Ihm war auch nicht bewusst, dass er als Pastor der Gemeinde-Herde vor Gott die Verantwortung für deren Wohlergehen trug, und dass jetzt dringender Handlungsbedarf bestand.

Nun musste der nächste Schritt erwogen werden. Wir trafen uns mit dem anderen Ältesten Gottfried Bachmann und seiner Frau Iris und schilderten ihnen unsere Einschätzung. Sie bestätigten unseren Eindruck. Auch sie würden die Seelsorge-Aktivitäten von Kloses schon seit geraumer Zeit mit großer Besorgnis beobachteten. Sie hätten den Eindruck gewonnen, das da irgendetwas ganz verkehrt läuft. Doch weil sie sich nicht sicher gewesen seien, hätten sie bisher noch nicht gewagt, etwas Konkretes dagegen zu unternehmen. Daraufhin beschlossen wir, jetzt gemeinsam als Ehepaare, beim Pastor eine schriftliche Beschwerde gegen die Seelsorgepraktiken von Kloses zu erheben. Ich verfasste noch im Februar 1993 eine sorgfältige und ausführliche Beschwerdeschrift. Ich stellte noch einmal klar den Widerspruch dar, der zwischen den beiden Sichtweisen besteht – zwischen neutestamentlicher Erlösungslehre und spezifischer Befreiungs-Seelsorge bzw. Inneren Heilung gemäß der Sandford-Lehre. Außerdem wies ich mit einer Reihe von Schriftstellen darauf hin, dass es ein biblisches Gebot sei, den Sauerteig falscher Lehre aus der Gemeinde zu beseitigen. Nötigenfalls müssten uneinsichtige Vertreter von Irrlehre auch aus der Gemeinde verwiesen werden. In dem Schreiben betonte ich ausdrücklich, dass wir nichts Persönliches gegen Kloses haben, und dass es gerade auch ihnen selbst zugute käme, wenn ihre Seelsorgeaktivitäten einmal auf den Prüfstand gestellt werden.

Der Pastor war abermals entsetzt und wollte die Beschwerde nicht annehmen. Doch wir beriefen uns auf die ChriKiD -Gemeindeordung und bestanden auf deren satzungsgemäßer Durchführung. Daraufhin mussten wir uns von Karl Schobert den Vorwurf der gesetzlichen „Paragraphen-Reiterei“ gefallen lassen. Als die Kloses von der Beschwerde erfuhren, reagierten sie erwartungsgemäß verletzt. In der Gemeinde begann sich gegen uns Beschwerdeführer eine Front aufzubauen. Da die Kloses durch ihre Seelsorgeaktivität mit vielen Geschwistern aus der Gemeinde eng verbunden waren, erhob sich eine Welle der Empörung gegen uns. Der Pastor verhängte über uns Beschwerdeführer eine Schweigepflicht, dass wir mit niemanden aus der Gemeinde über die Beschwerde reden durften. Es erfolgte keine öffentliche Bekanntgabe, dass wir eine ganz offizielle Beschwerde gemäß der Gemeinderechtsordnung eingereicht hatten. Daher meinten manche, wir würden die Kloses in böser Absicht anfeinden und ihnen mutwillig etwas anhängen. Die Gerüchteküche brodelte, aber wir durften uns nicht erklären. Wir wurden in der Folge davon auch ganz konkret von Gemeindemitgliedern angefeindet. Dieser Zustand zog sich viele Wochen und schließlich Monate hin und zerrte sehr an unseren Nerven. Wenn befreundete Glaubensgeschwister uns Vorhaltungen machten, haben wir uns dann doch erklärt. Denn ein Pastor hatte nicht das Recht uns zu knebeln und ein einseitiges Schweigegebot zu verhängen.

Der Pastor versuchte uns immer wieder von der Beschwerdeführung abzubringen. Dann wurde diagnostiziert, dass die Iris Bachmann an Krebs erkrankt sei (an dem sie später nach schwerer Leidenszeit verstarb). Unter dem Druck der Umstände und dem massiven Einfluss des Pastors trat das Ehepaar Bachmann schließlich von der Beschwerdeführung zurück. (Bald darauf trat Gottfried auch vom Ältestenamt zurück.) Inzwischen vergingen weitere Wochen. Unsere Nachfragen beantwortete der Pastor stets mit der Feststellung, „die Beschwerde sei in Bearbeitung“. Nach einer Brüderratssitzung erhielten wir am 8. September 1993 ein Schreiben, in dem uns mitgeteilt wurde, dass unsere Beschwerde wegen „Formfehler“ abgelehnt sei. Weil in der Beschwerde Hinweise enthalten seien, wie im Falle von Irrlehre gemäß biblisch-neutestamentlicher Lehre vorzugehen sei, werde dadurch eine eventuell erforderliche Problemlösung vorweggenommen. Solches sei nicht zulässig. – In einer schriftlichen Erwiderung lehnten meine Frau und ich unsererseits die Abweisung ab. Wir wiesen darauf hin, dass in den ChriKiD-Satzungen gar keine Vorschriften bezüglich Form und Inhalt der Beschwerde enthalten seien. Außerdem entsprach der Brüderrat mit seinen jungen, unerfahrenen Mitgliedern nicht den Anforderungen der ChriKid-Satzungen und war somit gar nicht beschlussfähig. Nach aller Gepflogenheit und auch nach geltendem Vereinsrecht dem auch die ChriKid unterworfen war – ist ein satzungswidriger Beschluss/Bescheid ungültig! (Siehe dazu den Link „Verstoß gegen Vereinssatzungen“.) – Die Vorgehensweise des Pastors und der Angehörigen des Brüderrates zeigte deutlich, dass sie einfach nicht gewillt waren nachzugeben und sich an die offizielle ChriKiD-Gemeindeordnung zu halten. Uns wurde neben Lieblosigkeit, Rechthaberei, Paragraphenreiterei und Verbissenheit jetzt auch noch Mangel an Unterordnung vorgeworfen. (Eigentlich wäre es jetzt notwendig gewesen, gegen den Pastor selbst eine Beschwerde einzureichen wegen seiner Weigerung, sich an die verbindlichen Ordnungen der Christus-Kirche e.V. Deutschland zu halten.)

 

Als nächstes wurde ich vom Predigtdienst und von der Teilnahme am Brüderrat „entbunden“. Die Teilnahme am Gemeindeleben und an den Gottesdiensten wurde für uns zum Spießrutenlauf. Wir beteten intensiv und gaben immer noch nicht die Hoffnung auf, alles werde sich zum Guten wenden und Gott werde eingreifen und in der Angelegenheit Recht schaffen. Denn schließlich ging es ja nicht um uns und unser Ansehen, sondern darum, die Gemeinde vor glaubensgefährdender Irrlehre und vor schädlichen Praktiken zu schützen. Wir hielten es für nötig, dass besagte Seelsorge-Praktik und -Lehre endlich geprüft und von reifen Brüdern beurteilt werden. Ein Nachgeben und Zurückweichen wäre uns als Verrat an der biblischen Erlösungslehre und an der ChriKiD-Gemeindeordnung erschienen. Selbst auf die Gefahr hin, meine pastorale Laufbahn zu gefährden, wollte ich dem Herrn mehr gehorchen als Menschen. Ich meinte vom Herrn her die Frage zu hören: Was ist dir wichtiger – dein Ansehen bei Menschen oder bei mir? Meine Antwort war eindeutig: Auf das Ansehen der Menschen – besonders auf das Ansehen von fehlgeleiteten Brüdern – kann ich wohl verzichten, aber nicht auf Deine Anerkennung! Die finanzielle Unabhängigkeit, die wir genossen – ich erhielt von der Gemeinde für meinen Dienst keinerlei finanzielle Zuwendung – gab uns die Freiheit, unseren Standpunkt in aller Beharrlichkeit zu vertreten und den von uns eingeschlagenen Weg konsequent zu verfolgen. 

11. Geistliche Agape-Liebe versus menschliche Liebe

 

Aus der Sicht des Pastors und der von ihm beeinflussten Bruderschaft legte ich eine „unverständliche Verbissenheit“ an den Tag. – Dass der Pastor mit der gleichen „unverständlichen Verbissenheit“ seine eigene Linie der Ignoranz verfolgte, wurde von den Brüdern hingenommen – schließlich war er ja der führende Pastor und somit der „Bestimmer“ der Gemeinde, dem man sich unterzuordnen hatte. Immer wieder wurden im Brüderrat getroffene Beschlüsse von ihm eigenmächtig abgeändert oder gar nicht erfüllt. [Siehe dazu meine biblische Studie Tastet den Gesalbten nicht an! – Sind neutestamentliche Leiter unantastbare „Gesalbte“?] – Noch heute bin ich erstaunt und entsetzt, mit welcher „Verbissenheit“ Karl Schobert auf seinem Standpunkt beharrte, obwohl dieser offensichtlich gegen die verbindliche Gemeindeordnung (Satzungen) und gegen biblische Anordnungen verstieß. Wie wird er das einmal vor Gott rechtfertigen? – Mit Liebe gegenüber dem Ehepaar Klose, um diesen eine Verletzung und Betrübnis zu ersparen? – Wenn dem so wäre, dann kann es sich dabei nicht um die agape-Liebe Gottes gehandelt haben. Denn diese „freut“ sich nicht über Irrlehren und verkehrte Seelsorge-Praktiken, sondern „mit der (biblischen!) Wahrheit“ (1.Kor 13,6). Wenn es in gravierender Weise um falsche Lehren und verkehrte Praktiken geht, dann kennt der HERR der Gemeinde, Jesus Christus, kein Pardon! (siehe dazu Offb 2,14-16.20-23;  3,19) In einer solchen Situation besteht wahre Liebe darin, gegen die Verirrungen und deren Betreiber „ohne Ansehen der Person“ aktiv vorzugehen (1.Tim 5,21;  Jak 2,1;  5,19.20;  Apg 20,28-31;  Röm 16,17;  1.Tim 6,3-5;  Gal 1,6-10;  2.Joh 9-11;  Tit 3,10) 

Oder waren es andere Gründe, die den Gemeindeleiter zu seinem verkehrten Verhalten animierten: etwa die Angst, die sehr engagierte Mitarbeit des Ehepaars Klose (und deren erhebliche Spenden/Zehnten) zu verlieren, falls sich Eberhard und Ingrid aus der Gemeinde zurückziehen würden? (Eberhard war einer der Ältesten der Gemeinde und immer zur Stelle, wenn es etwas zu tun gab; Ingrid war Leiterin des Frauenkreises) – Oder war es die Angst, sich den Unwillen der Klose-Sympathisanten zuzuziehen (von denen etliche bei ihnen in die Seelsorge gingen bzw. gegangen waren)? – Oder war es der Stolz des Pastors, der ihn daran hinderte die Beschwerde satzungsgemäß aufzunehmen und zu bearbeiten; das hätte natürlich die Frage aufgeworfen, warum er als Gemeindehirte das Problem nicht schon längst von sich aus erkannt und bearbeitet hat! (Schließlich hat er zugelassen, dass unter seiner Ägide eine ganze Reihe von Gemeindemitgliedern in falscher Weise beseelsorgt wurden.) – Oder war es die Angst, dass die Gemeinde einen schlechten Ruf erhält, falls sich die Beschwerde als berechtigt herausstellt? (Bisher stand die Gemeinde im Ansehen, eine aufsteigende, flotte Pioniergemeinde zu sein.) – Oder sah sich der Pastor in seinem Stolz gekränkt, dass ein Mitarbeiter seine opportunistischen Arbeitsmethoden in Frage stellte? – Oder sah er mich als Konkurrenten an, der ihm den Pastorenposten streitig machen wollte (derartige Gerüchte gingen in der Gemeinde um). – Nach meiner Einschätzung spielten bei der falschen Verhaltens- und Vorgehensweise des Pastors alle genannten Faktoren eine Rolle. 

12. Geistliche Prüfung und Scheidung der Geister

 

Auf alle Fälle wurde die ganze Angelegenheit für jeden Beteiligten zu einer geistlichen Prüfung und Bewährungsprobe (Spr 17,3;  Jer 17,10;  Offb 2,23). Dadurch kam ans Licht, wo jeder Einzelne stand. Ich fürchte, dass die meisten aus dieser Prüfung mit der Note „ungenügend“ hervorgegangen sind. – Ich selbst schätze mich und mein Verhalten mit der Note „ausreichend“ ein. Der Pastor ist vermutlich der Auffassung, ich hätte die Bewertung „ungenügend“, er selbst aber (zumindest) die Note „befriedigend“ verdient. Karl Schobert geht offensichtlich auch heute noch davon aus, dass es völlig gerechtfertigt war, dem „verbissenen“ Beschwerdeführer zu widerstehen und auf dessen (vermeintlich) vermessenes Begehren nicht einzugehen. – Doch es kommt der Tag, an dem der Herr „das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Absichten der Herzen offenbaren wird! Und dann wird jedem sein Lob [oder Tadel] werden von Gott.“ (1.Kor 4,5)

Jedenfalls war das „verbissene“ Verhalten des Pastors ein deutliches Zeichen für einen Mangel an Vertrauen gegenüber der ChriKiD-Gemeindeordnung und gegenüber dem guten und weisen Walten Gottes, das sich dann entfaltet, wenn wir seine biblischen Anweisungen befolgen (Joh 14,15.16.21.23.24;  1.Joh 5,3). Die Satzungen der ChriKiD-Gemeindeordnung sind ja nichts anderes als eine praktische Verwirklichung der neutestamentlichen Anweisungen! Daher bedeutete eine Missachtung der ChriKiD-Satzungen gleichzeitig auch eine Missachtung der biblischen Gebote Jesu Christi. (siehe S. 8)

 

Die „Verbissenheit“, die man mir zur Last legte – ich sehe es eher als Beharrlichkeit und Unnachgiebigkeit an -, wurde von Karl Schobert durch sein uneinsichtiges, stures Verhalten geradezu provoziert. Dass ich immer wieder auf die Beschwerde zu sprechen kam, den Fortgang der Sache schriftlich protokollierte und auf eine angemessene Bearbeitung des Problems drängte wurde als Anzeichen interpretiert, dass ich insgesamt eine verkehrte Haltung einnehme. Der ganze Konflikt währte insgesamt drei(!) Jahre. In dieser Zeit gingen meine Frau und ich durch einen inneren und äußeren Zerbruch. Wir haben in dieser Zeit sehr gelitten. Letztendlich lief das ganze auf ein Gemeinde-Mobbing hinaus. Wir standen als Schuldige da, die Betrübnis hervorriefen, die sich nicht unterordnen können und von denen zu befürchten sei, dass sie immer wieder andere angreifen würden. Als man mir massiv reglementierende Auflagen aufbürden wollte, damit ich den Dienstgrad des Pastoral-Assistenten erhalte und mir dazu noch die Fähigkeit zu einem späteren Pastorendienst absprach, war das Maß voll und wir verließen die Gemeinde. Damit begrub ich schweren Herzens auch meine Vision vom pastoralen Dienst. Das ganze Drama war für uns eine Intensiv-Lektion über Pastoren-Willkür, bei der die persönliche, opportunistische Ansicht zur Rechtsnorm und zum Gemeinde-Codex erhoben wird. Wir waren gründlich bedient! Später habe ich eine biblische Studie zum Thema Neutestamentliche Leiterschaft verfasst, die den Titel trägt: „Tastet den Gesalbten nicht an!“. Dort behandle ich auch das Thema Pastoren-Willkür und „Geistlichen Missbrauch“ (= Amtsmissbrauch). (Doch ich habe hier jetzt vorgegriffen und bin den Ereignissen vorausgeeilt.)

13. Hilfe vom Generalvorsteher?

 

Nach unserem Widerspruch gegen die Abweisung der Beschwerde durch den Brüderrat wurden gegen das Ehepaar Klose keine Schritte unternommen, um diese an ihrer schädlichen Seelsorgebetreibung zu hindern – Eberhard Klose blieb weiterhin Ältester, und seine Frau Ingrid leitete weiterhin den Frauenkreis. Deshalb rangen wir uns zu dem Entschluss durch, den Generalvorsteher der Christus-Kirche e.V. DeutschlandDietmar Kolbe – um Hilfe zu bitten. In einem Schreiben schilderten wir ihm den ganzen Sachverhalt. Wir wiesen darauf hin, dass der Pastor Karl Schobert mit der vorliegenden Problemstellung offensichtlich überfordert war. Dietmar Kolbe delegierte die Angelegenheit an den Bezirksaufseher/ Regionalleiter Konrad Weller, der damals auch der Hauptpastor der Gemeinde in Burg Isslingen war. Da genau diese Gemeinde und ihr Pastor die Herkunftsgemeinde von Karl Schobert war, befürchteten wir Schlimmes. Ich kannte Konrad Weller und den Co-Pastor aus Burg Isslingen, Friedhelm Händel (der mit Karl Schobert verschwägert war), von einem gemeinsamen zweiwöchigen Einsatz/Besuch in Gemeinden der Sowjetunion (1989). Ich schätzte Konrad Weller so ein, dass auch er nicht über die geistliche Kompetenz verfügte, bei der vorliegenden Problematik eine angemessene Hilfestellung zu gewähren. Daher ahnte ich bereits, was kommen würde. (Darauf gehe ich weiter unten ein im Kapitel: Die „Weisheit“ des Bezirksvorstehers/Regionalleiters.)

14. Die Seelsorge-Richtlinien

Parallel zu den oben beschrieben Ereignissen verlief ein zweiter Handlungsstrang: Sehr bald hatte selbst Karl Schobert begriffen, dass unser Beschwerdeanliegen inhaltlich durchaus berechtigt und unsere Einwände gegen die Lehre und Praktik der Seelsorge von Kloses wohl begründet waren. Doch er wollte von vornherein unsere Entscheidung, das Problem in Form einer ordnungsgemäßen Beschwerde nach den ChriKiD-Sazungen zu klären, nicht akzeptieren. Er artikulierte seine Sicht in einer Formel, die er endlos wiederholte: In der Sache sei unser Anliegen wohl richtig, aber die Form!!! (Noch viele Jahre später hörten wir diese Phrase aus dem Mund von Personen, mit denen wir einstmals in enger Freundschaft verbunden waren.) – Doch darüber zu urteilen, ob die Form unseres Vorgehens richtig oder falsch war, das wäre die Sache eines ordentlichen Gremiums aus fünf erfahrenen, urteilsfähigen Brüdern gewesen. Aber der Pastor hatte die Beschwerde kurzerhand einfach wegen vermeintlicher Formfehler vom Brüderrat abweisen lassen. Der Brüderrat von etwa sechs Personen (die beiden Ältesten und ich waren ja nicht zugegen, weil wir in die Beschwerde involviert waren) setzte sich zu diesem Zeitpunkt überwiegend aus recht jungen, unerfahrenen Brüdern zusammen. Ein weiteres seiner saloppen „Argumente“, mit dem der Pastor seine mutwillige Missachtung der ChriKiD-Sazungen vor sich und anderen rechtfertigte, lautete: „Bei uns wird niemand abgeschossen!“ – Damit zeigte er, wie sehr er die Situation verkannte. Seine Patentlösung bestand darin, uns einfach eine übel wollende Haltung zu unterstellen.

Besonders die Einwände von Gregor Isenhauer hatten Karl Schobert zur Einsicht gebracht, dass man nicht drum herumkommen werde, gegen die Seelsorge von Kloses in irgendeiner Weise vorzugehen. Gregor machte den Vorschlag, dass man Richtlinien für die schriftgemäß-biblische Seelsorge erarbeiten und dann in der Gemeinde zur verbindlichen Grundlage erheben müsse. Auf dieser Schiene könne man dann Seelsorgelehren und –praktiken beurteilen und falsche Seelsorgeformen abweisen. Dem wurde im Brüderrat zugestimmt. Zur Verwirklichung wurde zwecks Ausarbeitung besagter Seelsorge-Richtlinien ein Arbeitskreis gebildet. Dieser Kreis bestand aus Gregor Isenhauer (der evangelische Theologie studiert hatte und vom Christus-Kirchen-Verband in einem Übersetzungsprojekt – Lehrbücher von John MacKay – angestellt war), Karl Schobert und mir (Joachim Hübel).

Bei der Erarbeitung der Seelsorge-Richtlinien 1993 (in mehreren Treffen) wurden wir Mitarbeiter durch den „Geist der Wahrheit“ (Joh 16,13.14) und den „Geist der Weisheit und Offenbarung“ (Eph 1,17) ganz neu zu einer tiefen Erkenntnis der erlösenden Wahrheit des Evangeliums Jesu Christi geführt. Unser Blick wurden von der Problemorientierung (von der Seelsorgepraktiken und –lehren oftmals bestimmt sind) weggelenkt hin zum christologischen und (er)lösungs-orientierten Ansatz. Diese Perspektive hat sich in den erarbeiteten Seelsorge-Richtlinien sichtbar niedergeschlagen. (siehe dazu den Link Seelsorge-Richtlinien)

 

Die Zusammenarbeit des Teams war getragen von der grundlegenden Einsicht, dass bei der Seelsorge geistlich wiedergeborener Christen primär nicht subjektive seelsorgerliche Erfahrungswerte, psychologische Methoden oder der natürliche Verstand bestimmend sind, sondern die Grundsätze des „Benutzerhandbuchs Gottes“, nämlich der Bibel. Allein auf der Basis der neutestamentlichen „gesunden Lehre“ werden jene wunderbaren, heilsamen und geistlichen Kräfte entbunden, die vom Erlösungswerk Jesu Christi ausgehen. Bei den erarbeiteten Grundsätzen sollte es ja nicht um eine vage „christliche“ Seelsorge gehen, sondern ausdrücklich um die biblisch-neutestamentliche Seelsorge-Praxis.

Gregor Isenhauer hatte ein Grundkonzept über christozentrische, neutestamentliche „Paraklese“ (= seelorgerlicher „Beistand“) ausgearbeitet. In mehreren Treffen feilten wir intensiv daran und ergänzten es. Schließlich war das Werk vollendet. Es wurde dem Brüderrat vorgestellt und erläutert. Es wurde offiziell angenommen. Außerdem wurde es zur Beurteilung an die Leitung des ChriKiD-Verbands weitergeleitet. Dieser beurteilte es durch und durch positiv und sprach seine Anerkennung aus. Mit folgenden Worten wurden die Seelsorge-Richtlinien dann in der Gemeinde zur lehrmäßigen Grundlage erklärt: Wir, die leitenden Brüder und Mitarbeiter der Christus-Gemeinde e.V. in Tengstetten, anerkennen die obigen Richtlinien für die Seelsorge vom heutigen 3. Juni 1993 an als verbindlich für den Verantwortungsbereich unserer Gemeinde und bestätigen dies mit unseren Unterschriften.“

 

Es wurde beschlossen, die Seelsorge-Richtlinien in einem Seminar in der Gemeinde vorzustellen. Außerdem war die Rede davon, auch anderen Gemeinden das Seminar anzubieten.  

Leider hielt der Pastor die Seelsorge-Richtlinien unter Verschluss und ließ sie schließlich in der Schublade verschwinden (siehe dazu den Verlauf in den nachfolgenden Kapiteln). Wir haben diese Richtlinien jetzt hervorgeholt und zur allgemeinen Nutzung auf den online-Leuchter gestellt

Die Seelsorge-Richtlinien online

Die Seelsorge-Richtlinien bieten eine Rückbesinnung auf die wesentlichen Grundsätze der neutestamentlich-biblischen Seelsorge (Paraklese), die im Erlösungswerk Jesu Christi verankert ist.

Die aufgeführten Richtlinien ermöglichen eine geistliche Prüfung und Beurteilung, ob sich angebotene Seelsorgedienste in den Rahmen der neutestamentlichen Lehre und Praxis einfügen. Dadurch wird nicht nur eine hilfreiche Abgrenzung zu „christlich“-psychologischer Seelsorge aufgezeigt, sondern auch zu den fragwürdigen Formen des „Befreiungsdienstes“ („Befreiungs-Seelsorge“) und der so genannten „Inneren Heilung“.

Bereits schon ein sorgfältiges Studium der Seelsorge-Richtlinien (mit dem Nachschlagen einschlägiger Bibelstellen) entfaltet eine intensive geistliche und seelsorgerliche Wirksamkeit. Das kann dazu führen, dass der Heilige Geist Gottes unmittelbar an dem Betreffenden handelt und unter günstigen Umständen eine weitere Seelsorgebehandlung (durch menschliche Personen) erübrigt. Denn der Heilige Geist erweist sich als helfender, heilender, ermutigender, stärkender, befreiender und tröstender Geist. Ist er doch der von Gott gesandte große „Parakletos“ (Beistand / Tröster) – der himmlische Meister-Seelsorger! Sein wirkungsvollstes Werkzeug und Heilmittel ist das von Ihm selbst inspirierte (eingehauchte) biblische Wort Gottes (2.Tim 3,16.17;  2.Petr 1,19-21;  1.Thess 2,13;  Joh 6,63;  8,31.32;  Kol 3,16;  Eph 1,17-19;  Apg 2,42). Das erlösende, heilsame WORT der Heiligen Schrift entfaltet durch das übernatürliche Wirken des Heiligen Geistes seine wunderbare Wirkungskraft.

Jesus Christus erklärte: „Der Geist ist es, der lebendig macht … Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben (Joh 6,63). Und Paulus lehrte: „Denn der Buchstabe (des Gesetzes) tötet, der Geist (im lebendigen, wirksamen Wort Gottes) aber macht lebendig.“ (2.Kor 3,6) – „Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam (Hebr 4,12 – vgl. 1.Thess 2,13). – Das Wort Gottes ist nicht allein Informations-Träger, sondern auch Kraft-Träger.

Bereits in den Psalmen wird proklamiert: „Er sandte sein Wort und heilte sie“ (Ps 107,20). Und die Weisheit Gottes spricht: „Mein Sohn (meine Tochter), auf meine Worte achte, meinen Reden neige dein Ohr zu! Lass sie nicht aus deinen Augen weichen, bewahre sie im Innern deines Herzens! Denn Leben sind sie denen, die sie finden, und Heilung für ihr ganzes Fleisch (= Leib und Seele).“ (Spr 4,20-22)

Der wichtige, zeitlos aktuelle, brisante Gehalt der Seelsorge-Richtlinien kann gläubigen Christen – auch Seelsorgern(!) – helfen, noch mehr in die „Fülle des Heils“ (Ps 37,11;  72,7) hineinzukommen, die Gott durch das Erlösungswerk seines eingeborenen Sohnes Jesus Christus zubereitet hat.

 

Bedauerlicherweise wurde die Veröffentlichung der Seelsorge-Richtlinien blockiert. Durch persönliche Bedenken und ungeistliche Interessen verhinderte der besagte Pastor die Verbreitung der Richtlinien. Dieses Versäumnis soll nun durch das Erscheinen der Richtlinien für die Seelsorge online nachgeholt werden.


15. Die „Weisheit“ des Bezirksvorstehers (Regionalleiters)

Im Oktober 1993 trat Konrad Weller auf den Plan. Er war ja vom Generalvorsteher Dietmar Kolbe mit unserem Hilfegesuch bezüglich unseres Beschwerde-Anliegens betraut worden (siehe oben). Außerdem hatte der Pastor Karl Schobert zusammen mit dem Brüderrat bei ihm ein Misstrauensvotum gegen mich eingelegt, in welchem er meine Loyalität in Zweifel zog. Wir – meine Frau und ich, der Pastor und einige Brüder des Brüderrats – wurden zu einem Treffen einberufen. Konrad Weller wies gleich am Anfang darauf hin, dass wir – meine Frau und ich – uns unmittelbar an ihn als Bezirksvorsteher hätten wenden sollen. (Was wir aber ganz bewusst unterlassen hatten, weil wir dem Konrad Weller nicht zutrauten, mit der Problematik angemessen umzugehen – was sich dann auch bewahrheitete.) Er begann seine Ausführungen damit, dass es grundsätzlich nicht so gut sei, den schriftlichen Weg zu wählen, so wie wir das gemacht haben. Es sei wesentlich besser, Angelegenheiten und auftretende Konflikte im persönlichen Gespräch zu klären.* (Was wir ja sowohl bei Kloses als auch beim Pastor versucht hatten, aber ohne Erfolg!) Auch Konrad Weller war der Auffassung, dass das Erheben einer Beschwerde grundsätzlich nicht der rechte Ansatz gewesen sei. Damit setzte auch er sich salopp über die ChriKiD-Satzungen hinweg, die solches als ganz normale Vorgehensweise vorsehen: „Wenn in einer Gemeinde … Dann soll eine Beschwerde erhoben werden!“ Dann machte Konrad den Vorschlag, die Seelsorge-Problematik über ein Gemeinde-Seminar zu lösen, bei dem die Seelsorge-Richtlinien vorgestellt werden. Anschließend rief er uns – das Ehepaar Klose und meine Frau und mich – dazu auf, einander die Hände zur Versöhnung zu reichen und einander zu vergeben. – Er verlor kein weiteres Wort über die verkehrte Seelsorgepraxis der Kloses! Auch kein Wort über Konsequenzen im Falle ihrer Uneinsichtigkeit! Auch kein Wort darüber, dass die betroffenen Geschwister, die bei Kloses in Seelsorge waren, darüber aufgeklärt werden müssten, dass sie auf falsche Weise behandelt worden seien. Und erst recht kein Wort darüber, dass sich der Pastor eigenwillig über die ChriKiD-Satzungen hinweggesetzt hatte. Vielmehr standen wir wieder einmal als Unruhestifter da, die mit ihrer schriftlichen Berufung auf die ChriKiD-Gemeindeordnung einen falschen Weg eingeschlagen hätten.

* Ich bin froh, dass der Apostel Paulus da ganz anderer Ansicht war, sonst hätten wir heute nicht die wunderbaren Paulus-Briefe im Neuen Testament! Ein wesentlicher Teil der paulinischen Lehre entfaltet sich auf dem Hintergrund konkreter Konflikte in der Gemeinde. 

 

Das war der Zeitpunk, an dem ich begriff, dass hier niemand in der Lage war zu begreifen, was hier auf dem Spiel stand. Alle waren nur darauf bedacht, dass wieder Ruhe und Frieden einkehrten, damit der Gemeindebetrieb störungsfrei weiterlaufen konnte. Ab hier gab ich den weiteren Verlauf und die Verantwortung an den Herrn ab: Ich hatte jetzt alles getan, was ich tun konnte. – Also beugte ich mich der Ansage von Konrad Weller und reichte den Kloses die Hand zur Versöhnung – obwohl wir doch nie irgendeine Feindschaft oder einen persönlichen Vorbehalt gegen sie hatten. (Inmitten der Krise war meine Frau sogar einmal zur Ingrid Klose gefahren und hatte ihr die Füße gewaschen als Zeichen der Demut und Liebe.) 

16. Nach der Feuerprobe die Wasserprobe – zur Entwicklung von geistlicher Resilienz

Nach dem besagten Treffen fuhren meine Frau und ich völlig frustriert nach Haus. Wir fühlten uns gänzlich missverstanden. Nach der Feuerprobe war dies die kalte Dusche:  „Du hast Menschen über unseren Kopf reiten lassen; wir sind ins Feuer und ins Wasser gekommen, aber du hast uns herausgeführt zum Überfluss.“ (Ps 66,12) Letzteres lag noch in weiter Ferne. – Meine Frau war damals gerade schwanger und hatte dann monatelang vorzeitige Wehen, so dass wir um das Kind bangten und sie still auf dem Sofa liegen musste. Wenn wir geahnt hätten, was für ein langes Nachspiel es geben würde, dann hätten wir bereits damals die Gemeinde verlassen. (Haben wir eine Ausfahrt verpasst?)

 

Auf alle Fälle war es ein Härtetraining für geistliche Standfestigkeit und Resilienz. "Resilienz" wird der Wesenszug genannt, auf Krisen mit Zuversicht zu reagieren. Es ist die Kraft der Seele, schwere Belastungen auszuhalten. Resiliente Menschen lassen sich von Schicksalsschlägen nicht aus der Bahn werfen. Diese Fähigkeit wird nicht dadurch erwor-ben, indem man/frau allen Konflikten und Problemen in harmoniebedürftiger Weise aus dem Wege geht, sondern indem man/frau „den Stier bei den Hörnern packt“. Ich bin überzeugt, dass Gott seine Söhne und Töchter für den geistlichen Kampf trainieren möchte, damit sie in der Lage sind, in widrigen Situationen für Seine Sache einzustehen.

 

Es wurde für uns nicht leicht, weiterhin am Gemeindeleben teilzunehmen, denn wir wussten, dass die Hälfte der Gemeinde uns immer noch als lieblose Ankläger und Unruhestifter betrachtete. Wir erhofften uns sehr viel von dem Seminar über die Seelsorge-Richtlinien und meinten, dass jetzt wenigsten auf diese Weise etwas Klarheit in die Angelegenheit gebracht würde. Dann wäre unser zermürbender Einsatz nicht umsonst gewesen. Dann könnten jene, die bei Kloses durch die Seelsorge gegangen waren erkennen, dass sie einer falschen Behandlung aufgesessen sind. Vielleicht würden dann sogar Kloses einsehen, dass sie auf falschem Wege waren …

Karl Schobert machte einen Probelauf und hielt das besagte Seminar erst einmal in der Gemeinde in Burg Isslingen ab. Was er den Teilnehmern dort erzählte, das entzieht sich meiner Kenntnis. Hatte er es gewagt, die heiklen Knackpunkte anzusprechen? – Als es dann darum ging, das Seminar in unserer Gemeinde zu halten, zögerte er. Es gab immer irgendwelche Ausflüchte, warum es gerade nicht passte. – Das Seminar fand in dieser Gemeinde nie statt! (Obwohl das fest beschlossen worden war.) Ich fragte noch mehrfach nach, wann endlich das Seminar gehalten werde. Irgendwann gab ich es auf.

Auch in anderen Gemeinden wurde kein Seminar über die Seelsorge-Richtlinen angeboten. Die Seelsorge-Richtlinien verschwanden einfach in der Versenkung und in der Schublade des Pastors! Dadurch wurde der große Segen, den diese Richtlinien vielen Hilfsbedürftigen hätte bescheren können, verhindert. Denn der kostbare, essentielle Gehalt der Seelsorge-Richtlinien hätte viele gläubige Christen davor bewahren können, in die Hände unkompetenter „vollmächtiger“ Seelsorger zu fallen, die unter dem Deckmantel der Hilfeleistung „seelsorgerischen Missbrauch“ übten (siehe dazu 2.Kor 11,3.4.13-15). Durch die Bücher und Vorträge von John u. Paula Sandford (USA), Derek Prince (GB), Christoph Häselbarth (D), Wolfhard Margies (D) und Maria Prean (A) u.a grassierte zu jener Zeit in der christlichen Szene der „Befreiungsdienst“ und die „Innere Heilung“. Da hätten die Seelsorge-Richtlinien einen wertvollen und heilsamen Beitrag leisten können, den Sauerteig falscher Seelsorge aufzudecken und auszufegen.

 

Inzwischen schrieben wir das Jahr 1994 – seit Eingabe der Beschwerde war ein ganzes Jahr vergangen. Meine Frau und ich waren mit Familie beschäftigt – uns wurde ein Sohn geboren – und so verhielten wir uns still. Deshalb wurde ich dienstmäßig rehabilitiert. Ich nahm wieder an den Brüderratstreffen teil, predigte hin und wieder und engagierte mich sehr in der Kinderarbeit und anderen Bereichen. Doch unter der Tünche von Friede, Freude, Sonnenschein ging der Rostfraß weiter: „Und den Bruch der Tochter meines Volkes heilen sie oberflächlich, indem sie sagen: Friede, Friede! - und da ist doch kein Friede.“ (Jer 8,11) Das Ehepaar Klose hatte inzwischen seine Ämter niedergelegt und zog sich mehr und mehr aus der Gemeinde zurück. Irgendwann haben Eberhard und Ingrid die Gemeinde dann verlassen. Sie wurden nie in einem regulären Verfahren wegen ihrer unbiblischen, falschen Seelsorgebetreibung konfrontiert und zur Verantwortung gezogen. Daher erhielten sie auch nie eine echte Chance zur Korrektur. Aber genau das wäre der Sinn eines satzungsgemäßen Beschwerdeverfahrens gewesen! (Der Generalvorsteher Dietmar Kolbe hatte sich schon etwas dabei gedacht, warum er den wichtigen Part einer ordnungsgemäßen Beschwerdeführung in die ChriKiD-Rechtsordnung aufgenommen hat!) 

17. Eine Stunde der Wahrheit

 

Dann im September 1994 wurde im Hausblatt des Dachverbands der Christus-Kirche e.V. Deutschland – das den Titel „Gottes Stimme“ trägt (Titel geändert) – die Ernennung jener Personen bekannt gegeben, die in einen der drei Dienstränge eingesetzt wurden – Pastorale Assistenten, Anerkannte Verkündiger oder Ordinierte Pastoren. Das wurde für mich zu einer Stunde der Wahrheit: Friedrich Wagner, mit dem zusammen ich die Prüfung abgelegt hatte, war dort aufgeführt, doch meine Ernennung fehlte (siehe Illustration nächste Seite). Als ich deswegen beim Pastor nachfragte, erklärte er mir, er habe aufgrund meiner Beschwerdeführung die Ernennung zum Pastoral-Assistenten beim ChriKiD-Bundesverband zurückstellen lassen. Das war für mich ein Schock. Denn ich war damals noch fest auf eine pastorale Laufbahn eingestellt. Karl Schobert vertröstete mich und meinte, dass man ja nun – wenn die Sache erledigt sei und ich mich bewähren würde –, weitersehen könne. Er werde bei der Bundesleitung einmal nachfragen, ob sie einer Ernennung zustimmen können. – Mir blieb nichts anderes übrig als die bittere Pille zu schlucken. (Die Hoffnung stirbt als letztes!)

18. Erneute Konfrontation – unannehmbare Auflagen

Nun kommen wir zum letzten Akt des Dramas. Das Jahr 1995 verlief verhältnismäßig ruhig. Über die Beschwerde schien Gras gewachsen zu sein. Langsam wurde ich ungeduldig in meinem Warten auf den Bescheid, ob die Bundesleitung meiner Ernennung zum Pastoral-Assistenten zustimmte. Denn damit würde sich entscheiden, ob es für mich eine Zukunft in der Christus-Kirche e.V. Deutschland gab. Mitte Dezember wurde dann die letzte Brüderratssitzung des Jahres einberufen. Als die Tagesordnungspunkte abgearbeitet waren, stellte ich dem Pastor vor den anderen Brüdern unvermittelt die Frage, ob denn nicht schon von der Bundesleitung der ChriKiD Bescheid gekommen sei wegen meiner Ernennung zum Pastoral-Assistenten. Daraufhin offenbarte Karl Schobert, dass der Bescheid schon seit langem gekommen sei und seit Monaten bei ihm in der Schublade läge. Über diese Offenbarung musste ich erst einmal heftig schlucken. Ich traute meinen Ohren kaum! Dann berichtete Karl, dass der Bundesverband einer Ernennung zustimmen würde, wenn in der Gemeinde nichts dagegen spräche. Nun wendete sich Karl an die anwesenden Brüder mit der Frage, ob jemand einen Einwand gegen die Ernennung erhebe. Sofort wurden Stimmen laut, dass das nur unter bestimmten Umständen und Auflagen geschehen dürfe. Es wurde nun eine ganze Reihe schwerer Einwände erhoben. – Ich konnte es fast nicht mehr aushalten, aber ich bezähmte meine heftige Erregung. – Schließlich wurde ich mit folgenden Auflagen konfrontiert: ich dürfe über Gemeindegeschehnisse privat keine schriftlichen Protokolle verfassen; ich dürfe künftig keine meiner selbstverfassten Lehrschriften und Flyer verteilen (sie wurden vom Pastor verächtlich als "Pamphlete" bezeichnet); ich dürfe keine Beschwerden mehr einreichen und Geschwister anfeinden; ich dürfe meine Dienste in der Gemeinde nur unter Aufsicht in der festen Einbindung in die Bruderschaft ausüben, weil nicht auszuschließen sei, dass ich immer wieder Personen angreifen könnte; von einer Fortsetzung der pastoralen Laufbahn mit der Erlangung weiterer Dienstränge müsse abgeraten werden, weil mir dazu die charakterlichen Eigenschaften fehlen …  Mir verschlug es die Sprache! Ich hatte bei der Erhebung der Beschwerde lediglich das getan, was in den ChriKiD-Satzungen in einem solchen Fall ganz offiziell vorgesehen war und wurde nun als aggressive, unberechenbare Bedrohung in Person hingestellt, die man durch strenge Auflagen daran hindern müsse, weiteren Schaden anzurichten! – Als ich gefragt wurde, ob ich diesen Auflagen zustimmen könne, da antwortete ich mühsam gefasst, dass ich erst einmal darüber nachdenken müsse. Als wir Brüder uns mit Umarmung von einander verabschiedeten, wusste ich bereits, dass das für mich zum letzten Mal sein würde …

 

Nach dem Brüderratstreffen fuhr ich gleich zu meiner Frau ins Krankenhaus. Sie war wieder schwanger und von vorzeitigen Wehen betroffen. Später sagte sie mir, dass sie mich noch nie in einem derartigen Zustand der Erschütterung und völligen Fassungslosigkeit erlebt habe. – Ich befand mich in einer Verfassung der restlosen Enttäuschung von den Brüdern und von der Gemeinde. Ich konnte in dieser Stimmung gut nachvollziehen, dass manche in solcher Situation am Glauben irrewerden und sich vollständig von Gott abwenden. Das wäre mir nicht möglich gewesen, denn ich konnte aus Erfahrung schon lange dem bekannten Spruch zustimmen: Christen enttäuschen – Christus nie!

19. Unser Gemeinde-Austritt

Meine Frau und ich waren uns einig, dass wir unter den gegebenen Umständen auf gar keinen Fall weiter in der Gemeinde bleiben konnten. Also verfasste ich eine Austrittserklärung mit einem Begleitbrief, in dem ich ausführlich die Gründe dafür erläuterte. Bei dieser Gelegenheit sprach ich auch ganz offen einige weitere Missstände in der Gemeinde an. Außerdem forderte ich die leitenden Brüder zur Buße (Schuldbekenntnis und Umkehr) bezüglich ihres Fehlverhaltens auf. – Am letzten Tag des Jahres 1995 machten wir eine Abschlusstour, auf der wir die Briefe beim Pastor und bei allen Angehörigen des Brüderrates persönlich einwarfen. Wir wollten das nicht weiter aufschieben und den Gemeindekonflikt nicht mit ins neue Jahr hinüber nehmen. Als alle Briefe in den Postkästen lagen – dazu mussten wir auch hinüber in die Schweiz fahren –, fiel eine große Last von unseren Herzen ab. Doch andererseits waren wir tief traurig darüber, dass es so gekommen war. Die letzte Ursache von allem war Pastoren-Willkür.

 

Anfang des neuen Jahres erschien der Pastor mit einer Delegation des Brüderrats bei uns. Er ersuchte uns, unseren Schritt noch einmal gut zu überlegen und bot uns eine Rückkehr in die Gemeinde an. (Anscheinend war ihm bewusst geworden, dass er durch mich einen sehr engagierten Mitarbeiter verlor. Meine Frau hatte sich aufgrund ihrer Schwangerschaften weitgehend vom Gemeindedienst zurückgezogen und konzentrierte sich auf die Familie.) Von irgendeiner Einsicht seiner Verfehlungen war bei Karl überhaupt nichts zu spüren. Wir erklärten ihm, dass es aufgrund der im Abschiedsbrief angeführten Gründe für uns jetzt kein Zurück mehr gibt.

20. Vor dem Gemeinde-Tribunal

Dann arrangierten zwei Frauen aus der Gemeinde (Birgit und Angelika) beim Pastor ein Treffen zwecks einer öffentlichen Aussprache. Sie meinten, es müssten einfach nur Missverständnisse ausgeräumt werden, dann könne sich alles wieder einrenken. So fand also ein Mitgliedertreffen statt, bei dem der Pastor und wir anwesend waren. Karl Schobert thronte mit einem überlegenen Lächeln unter seinen Schafen (die nicht begriffen, dass sie von ihm irregeleitet wurden). Er war sich der bedingungslosen Loyalität und des Rückhalts seiner Gemeindeherde sicher. Schließlich hatte er sie jahrelang mit seinen Parolen – „die Hübels sind lieblose Paragraphenreiter“, „in der Sache mögen sie ja Recht haben, aber die Form!“, „bei uns wird niemand abgeschossen!“ etc. – infiltriert und auf seine Linie gezogen. – Was sich dann abspielte, übersteigt jeder Vorstellung und Beschreibung. Wir wurden von allen Seiten mit schweren Vorwürfen und Anschuldigungen bombardiert. Die zeigten einmal mehr, dass die Gemeindeangehörigen aufgrund des Informationsmangels überhaupt nicht im Bilde waren, was sich in den letzten Jahren abgespielt hatte. Viele wussten weder etwas von der ChriKiD-Gemeinderechtsordnung und ihren konkreten Anweisungen, weder von einer offiziell erhobenen Beschwerde noch von der falschen Linie der Seelsorge von Kloses noch vom Inhalt der Seelsorge-Richtlinien (welche die Brisanz unseres Anliegens eindeutig bestätigten). Selbst die Angehörigen des Brüderrates, die es eigentlich besser wussten, fielen mit Anklagen über uns her. (Gregor Isenhauer gab zum Besten, dass er unsere hässliche Beschwerdeschrift längst in seinem Ofen verbrannt habe – vgl. Jer 36,1.3 > V. 23) Immer wenn ich auf einzelne Punkte eingehen und den wahren Sachverhalt erklären wollte, wurde ich zurückgepfiffen: „Warte, bis du wieder dran bist!“ – Denn von der Diskussionsordnung her musste man sich melden und alle kamen der Reihe nach dran. Wenn ich bei einer falschen Anklage etwas richtig stellen oder erläutern wollte, dann musste ich mich brav melden und mir erst einmal ausgiebig die Anklagen und Vorwürfe von drei oder vier weiteren Personen anhören, die sich vor mir gemeldet hatten. Meine Frau (in schwangerem Zustand!) saß sprach- und fassungslos neben mir. Doch dann wagte sie mutig, Einwände gegen das Verhalten des Pastors zu erheben. Sofort wies dieser sie aufgebracht mit den Worten zurecht: „Das Weib schweige in der Gemeinde!“ – Und dann drohte er meiner schwangeren(!) Frau doch tatsächlich mit dem Hinweis auf die „Rotte Korachs“ (4.Mo 26,10), die aufgrund ihres Widerspruchs gegen die Führerschaft Mose bei lebendigem Leib in den Abgrund hinab fuhr! – Unglaublich!!!  Daraufhin fing meine Frau an zu weinen. Hier war buchstäblich die Hölle los – eine drückend-aggressive Atmosphäre der Anklage, Beschuldigung und Feindschaft. Weil ich merkte, dass es hier nicht um Aussprache und Klärung ging, sondern nur noch darum, zornige Anklagen gegen uns auszuspeien, stand ich auf, ergriff meine Frau bei der Hand, wendete mich zum Gehen und rief der Versammlung und dem Pastor zu: „Auf dieser Ebene werde ich nicht weiter mit euch reden! – Aber eines sollt ihr wissen: Ihr folgt einem eigenmächtigen Pastor nach!* – Auf der Heimfahrt saßen wir nur noch stumm, betäubt und fassungslos im Auto.

* Einige Zeit später meldete sich Karl Schobert bei mir und wollte doch tatsächlich, dass ich meine Aussage am Schluss zurücknehme, weil sie einen „Aufruf zur Rebellion“ darstelle. Ich schrieb ihm, dass ich ihm diesen Gefallen nicht tun könne, da sie ja der Tatsache entspräche.

Wir waren zutiefst schockiert, dass sich so etwas in einer christlichen Freikirche abspielte! Der Apostel Paulus spricht gegenüber geistlichen Leitern eine ernste Warnung aus: „So ist weder der da pflanzt etwas, noch der da begießt, sondern Gott, der das Wachstum gibt. Der aber pflanzt und der begießt, sind eins; jeder aber wird seinen eigenen Lohn empfangen nach seiner eigenen Arbeit. Denn Gottes Mitarbeiter sind wir (die Apostel und Pastoren); Gottes Ackerfeld, Gottes Bau seid ihr. Nach der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, habe ich als ein weiser Baumeister den Grund gelegt; ein anderer aber baut darauf; jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. Denn einen anderen Grund (= Fundament) kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Wenn aber jemand auf den Grund Gold, Silber, kostbare Steine, Holz, Heu, Stroh baut, so wird das Werk eines jeden offenbar werden, denn der Tag wird es klarmachen, weil er in Feuer offenbart wird. Und wie das Werk eines jeden beschaffen ist, das wird das Feuer erweisen. Wenn jemandes Werk bleiben wird, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen; wenn jemandes Werk verbrennen wird, so wird er Schaden leiden, er selbst aber wird gerettet werden (sofern er im Glauben bleibt!), doch so wie durchs Feuer. Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr.“ (1.Kor 3,11-17)

 

Wir waren jetzt zwar aus der Gemeinde ausgetreten, aber wir hatten doch die Absicht, mit den engsten Freunden aus der Gemeinde weiterhin in Kontakt zu bleiben. Dabei machten wir die nächste bittere Erfahrung: die Gemeinde wendete sich kollektiv von uns ab. Dabei spielte sicherlich auch eine Rolle, dass der Pastor den Gemeindemitgliedern davon „abriet“, mit uns weiterhin Kontakt zu haben. Als meine Frau im Januar einige Freundinnen aus der Gemeinde zu ihrem Geburtstag einlud, erschien keine einzige von ihnen! – Das war Mobbing pur!

21. Menschlicher Unverstand

Bei allem was sich damals ereignete, unterstellen wir dem Pastor Karl Schobert keine bewusst böswilligen Absichten. (Doch menschlicher Unverstand richtet manchmal den gleichen Schaden an wie offene Bosheit.) Karl war mit der ganzen Situation einfach hoffnungslos überfordert. Er wollte einfach nur, dass es in der Gemeinde keine Beunruhigung gab und Einheit und Friede herrschten. Um das zu erreichen griff er tragischerweise auf unlautere Mittel zurück und auf eine völlig verfehlte Vorgehensweise: er missbrauchte seine Amtsautorität, um unsere berechtigte, ordnungsgemäß erhobene Beschwerde abzuweisen; später war er nicht bereit, als Gemeindehirte Fehler einzugestehen – z.B. dass er die falsche Seelsorge nicht von sich aus erkannt und dagegen vorgegangen war; er manipulierte die Angehörigen des erweiterten Leiterkreises (Brüderrat) in seinem Sinne; er hat uns, den Beschwerdeführern, in mutwilliger Weise falsche Motive und Absichten unterstellt (Lieblosigkeit, Rechthaberei, Rebellion, Mangel an Unterordnung, Verbissenheit etc.); und schließlich hat er durch sein falsches Vorgehen ein Gemeinde-Mobbing gegen uns losgetreten. Der Gemeinde war nie offiziell mitgeteilt worden, dass wir eine legitime Beschwerde gemäß der ChriKiD-Satzungen eingereicht hatten. Es wurde auch nie offiziell mitgeteilt, dass die Kloses tatsächlich eine falsche Form von Seelsorge praktizierten. Aus Angst vor Parteiung und Spaltung hatte der Pastor uns Beschwerdeführern verboten, mit anderen darüber zu reden. Aufgrund des Mangels an offizieller konkreter Information brodelte es in der Gerüchteküche. Das führte dazu, dass sich die Stimmung in der Gemeinde immer mehr gegen uns gewendet hat und wir schließlich völlig ins Abseits gedrängt wurden.

 

Der wohl größte Albtraum von Karl Schobert bestand darin, dass durch ein ordnungsgemäß abgewickeltes Beschwerdeverfahren das Ehepaar Klose sich so zurückgestoßen fühlen würde, dass sie die Gemeinde verließen – und dass mit ihnen auch jene Gemeindemitglieder, die ihnen in besonderer Weise zugetan waren, wegbrechen könnten. Dadurch hätte er einen erheblichen Teil der Unterstützung verloren. (Er und seine Familie lebten ja vom Pastorengehalt, das durch Spenden finanziert wurde.) Um diesen Albtraum abzuwenden, war er bereit einen sehr hohen Preis zu zahlen: er unterließ es, ein Ehepaar, das mit dem Sauerteig gravierender Irrlehre befallen war, zur Verantwortung zu ziehen; er unterließ es, jene Personen, die durch eine falsche Seelsorgepraktik einer massiven geistlichen Gefährdung ausgeliefert waren, aufzuklären; er war sogar bereit, biblische Anweisungen und klare Vorschriften der ChriKiD-Gemeindeordnung einfach zu missachten; und er scheute sich nicht, uns den „schwarzen Peter“ der Lieblosigkeit und des Fehlverhaltens zuzuschieben und uns dadurch einem Gemeinde-Mobbing auszuliefern. (Auch Gemeindeleiter können manchmal nicht der Versuchung widerstehen, die Probleme einfach durch eine opportunistische und pragmatische Weise vom Tisch zu fegen.) – Obendrein nahm der Pastor Karl Schobert in Kauf, sich den Segen Gottes, der auf Gehorsam ruht, zu verscherzen. Deshalb hat er einfach den Ungehorsam in Gehorsam und den Gehorsam in Ungehorsam umgemünzt. Doch die Schrift warnt: „Wehe denen, die das Böse gut nennen und das Gute böse; die Finsternis zu Licht machen und Licht zu Finsternis; die Bitteres zu Süßem machen und Süßes zu Bitterem!“ (Jes 5,20) – Eines Tages wird ihn dieses „Wehe“ erreichen.

22. Was wäre gewesen wenn …

 

Manchmal versuche ich mir vorzustellen, wie es gewesen wäre, wenn alles so verlaufen wäre, wie es hätte sein sollen: Karl Schobert hätte erkannt, dass die Erhebung der Beschwerde mit guter Absichten aus Liebe und Respekt zu Eberhard und Ingrid Klose erfolgte, aber auch aus Liebe zu den betroffenen Geschwistern, die von Kloses in falscher Weise beseelsorgt wurden. Karl Schobert hätte die Beschwerde auch nach neutestamentlicher Anweisung annehmen müssen: Gegen einen Ältesten nimm keine Klage an, außer bei zwei oder drei Zeugen. Die da sündigen (von den Ältesten!), weise vor allen zurecht, damit auch die übrigen Furcht haben. Ich bezeuge ernstlich vor Gott und Christus Jesus und den auserwählten Engeln, dass du diese Dinge ohne Vorurteil [d.h. ohne Ansehen der Person] befolgen und nichts nach Gunst tun sollst.“ (1.Tim 5,19-21) – Unsere Beschwerde war nicht von zwei oder drei Zeugen, sondern sogar von vier Zeugen schriftlich eingereicht worden. (Vorher hatte Karl Schobert unsere mündliche Beschwerde, die von drei Zeugen vertreten wurde, nicht angenommen!) Hätte der Pastor die Beschwerde angenommen, dann wäre ein Gremium aus fünf reifen, urteilsfähigen Brüdern eingesetzt worden (nötigenfalls von Personen aus anderen Gemeinden). Diese hätten sich eingehend mit der Sandford-Seelsorgepraktik der Kloses befasst und festgestellt, dass es sich dabei tatsächlich um eine gefährliche Seelsorgeform handelte, die in eindeutigem Widerspruch zur „gesunden Lehre“ – zur neutestamentlichen Erlösungslehre (Soteriologie) – stand (siehe dazu den Link Seelsorge-Richtlinien). Dann hätte man die Kloses mit der Beurteilung konfrontiert und ihnen dadurch eine reelle Chance gegeben, sich von diesem Sauerteig der Irrlehre zu reinigen. Bei Uneinsichtigkeit hätte man ihnen ein Verbot erteilen müssen, weiterhin Seelsorge auszuüben. Darüber hinaus hätte man ihnen in diesem Fall ihre Leitungsämter – Eberhard das Ältestenamt, Ingrid die Leitung des Frauenkreises – aberkennen müssen. Außerdem hätte man allen Geschwistern, die von Kloses Seelsorge erfuhren, mitteilen müssen, dass sie auf falsche Weise behandelt wurden. Auch in anderen Gemeinden hätte die Verbreitung der Seelorge-Richtlinien großen Segen bewirken können. – Ein in dieser Weise erfolgter ideale Verlauf hätte vonseiten des Pastors Karl Schobert Mut, Glaube und Gottvertrauen erfordert. Doch er hat sich für einen andern Weg entschieden. Für den muss er sich einmal vor Gott verantworten. Die ganze Angelegenheit ist jetzt zwar fast dreißig Jahre her – doch bei Gott gibt es keine Verjährungsfrist! Es wird der Tag kommen, an dem Gott alles aufdecken und in sein Licht stellen wird. Inzwischen ist eine Reihe von Personen, die unmittelbar oder mittelbar an dem Konflikt beteiligt waren, verstorben: Dietmar Kolbe, Konrad Weller, Eberhard u. Ingrid Klose.

23. Und ihr habt keine Fehler gemacht?

Mancher wird jetzt fragen: Und ihr? Ihr habt keine Fehler gemacht? – Doch, auch wir haben Fehler gemacht. Wir ließen uns vom ignoranten, eigenmächtigen Verhalten des Pastors immer wieder herausfordern und konnten nicht die Ruhe des Glaubens bewahren. In den Gesprächen wurden wir manchmal leidenschaftlich und ereiferten uns in ungeistlicher Weise. Wir ergingen uns zu oft in eindringlichen Erklärungsversuchen, denn wir meinten damals noch, wenn man die Sache nur ausführlich genug darstellt, dann müssten es die anderen irgendwann begreifen. Inzwischen haben wir die Weisheit verinnerlicht: Niemand ist so taub wie der, der nicht hören und nicht verstehen will. (vgl. Mt 13,14.15)

Auch im Schreiben habe ich Fehler gemacht. In dem Wunsch, verstanden zu werden, war ich viel zu ausführlich und weitschweifig. Damals schrieb ich noch mit der Schreibmaschine. Computer waren Anfang der 90’er die Ausnahme – ich hatte keinen. Heute habe ich mehrere Notebooks und es fällt mir dadurch viel leichter, Texte noch mal zu überarbeiten, flüssiger zu machen und zu kürzen. Auch fiel mir das Schreiben damals nicht leicht. Mir wurde das Schreiben nicht in die Wiege gelegt. Ich musste es mir in harter Arbeit aneignen. (Zu diesem Zweck absolvierte ich im Jahr 2000 ein sechsmonatiges Fernstudium in der "Schule des Schreibens".) Doch es ist keine Sünde sich weitschweifig und unbeholfen auszudrücken. Andererseits gibt es recht komplexe Sachverhalte, die diffizil und akkurat dargestellt werden müssen, weil sie sonst nicht durchdrungen und angemessen bearbeitet werden können. Dann wäre eine mutwillige Simplifizierung – wo man „Fünfe gerade sein lässt“ – sträflich. – Und im Gespräch leidenschaftlich zu werden (vgl. Eph 4,26) ist ebenfalls keine Sünde. Aber es ist eine schwere Verfehlung, als Pastor beim Sauerteig von gravierender Irrlehre in der Gemeinde nicht entschieden dagegen vorzugehen und die Verantwortlichen sogar in ihren Leitungsämtern zu belassen. Und es ist Sünde, Personen, die danach streben, den Anordnungen der Heiligen Schrift* und einer verbindlichen Gemeindeordnung zu folgen, als lieblose Ankläger, Rechthaber, Unruhestifter und Paragraphenreiter zu diffamieren und dadurch in der Gemeinde „Stimmung gegen sie zu machen“ und sie dazu noch einem Gemeinde-Mobbing auszuliefern. 

* z.B. Mt 18,15-18;  1.Tim 5,19;  Jak 5,19.20;  Hebr 4,1.2;  Kol 3,9.10.16;  Eph 4,21-25;  5,11

 

Außerdem würde ich heute noch mehr das persönliche Gespräch mit Eberhard und Ingrid Klose suchen, um die beiden von ihrem falschen Ansatz in der von ihnen ausgeübten Seelsorgepraxis zu überzeugen. (Ob das damals zu einem Erfolg geführt hätte, bleibt fraglich. Denn sie waren von der Richtigkeit ihrer Sache felsenfest überzeugt.) Andererseits muss berücksichtigt werden, dass ich heute über eine weit umfassendere Kenntnis lehrmäßiger Zusammenhänge verfüge. Heute könnte ich wesentlich besser argumentieren und mich geschickter ausdrücken. Auch in der Gesprächsführung wäre ich viel unbefangener und gelassener. Wir haben es damals so gut gemacht wie wir konnten. Wir tasteten uns einen Weg entlang, den wir vorher noch nicht gegangen waren. Wir waren in unserem Auftreten unsicher, obwohl wir ganz sicher wussten, dass wir es tun sollten – nämlich eine offizielle Beschwerde gemäß den ChriKiD-Satzungen einlegen und darauf beharren, dass sie ordnungsgemäß durchgeführt wurde. Dass der Pastor dazu nicht bereit war, ist eine Angelegenheit für sich. Und dass die Brüder und die ganze Gemeinde sich von ihm in eine falsche Richtung abschleppen ließen, ist noch mal eine andere (siehe Röm 14,12).

24. Langsam zu Reden – schnell zum Hören

 

Das Verhalten von Karl Schobert und auch das von Konrad Weller (siehe S. 18/19) lässt befürchten, dass die Bevorzugung von Gesprächsführung (vor einer satzungsgemäßen und schriftlichen Behandlung) bei Konflikten möglicherweise eine weit verbreitete Tradition in der Christus-Gemeinde e.V. Deutschland ist. Denn durch langes, ausdauerndes Reden („Hinschwätzen“) lassen sich alle Beteiligten in Fasson reden, bis man sie da hat, wo man sie haben möchte – und alle wieder Ruhe geben. Gesprochene Worte hinterlassen keine sichtbaren Spuren so wie eine „Beschwerdeschrift“ oder wie Briefe und Protokolle. Doch bei Gott sind auch alle mündlichen Worte und Gespräche genau verzeichnet: „und Bücher [= Dateien] wurden geöffnet“ (Offb 20,12). – Es kommt der Tag, da werden alle im Verborgenen gesprochenen Worte und Reden offenbar werden: „Es ist aber nichts verdeckt, was nicht aufgedeckt, und nichts verborgen, was nicht erkannt werden wird; deswegen wird alles, was ihr in der Finsternis gesprochen haben werdet, im Licht gehört werden, und was ihr ins Ohr gesprochen haben werdet in den Kammern, wird auf den Dächern ausgerufen werden.“ (Lk 12,2.3) Dann kommen alle Worte und Ansagen auf den Prüfstand: „Ich sage euch aber, dass die Menschen von jedem unnützen Wort, das sie reden werden, Rechenschaft geben müssen am Tag des Gerichts; denn aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden.“ (Mt 12,36.37) Daher ist es sehr ratsam, „schnell zum Hören, langsam zum Reden“ zu sein (Jak 1,19) – und zwar „schnell zum Hören“ auf die biblischen Anweisungen Gottes, um sie zu befolgen und zu erfüllen! 

Gerade deshalb ist es manchmal besser, eine Sache in Ruhe und Besonnenheit aufzuschreiben als sie überstürzt und eilig auszusprechen. Denn durch ausgesprochene Worte ist man gebunden - „verstrickt durch deines Mundes Worte, gefangen durch die Worte deines Mundes“ (Spr 6,2). (Eine konkrete verbale Vereinbarung hat selbst in der staatlichen Gesetzgebung einen Vertragsstatus.) Unbedachtes Reden findet seinen Niederschlag meist in unbesonnenen, falschen Handlungsweisen. Und hat jemand in Worten und Taten erst einmal einen falschen Kurs eingeschlagen (vgl. Jak 3,4-6), dann sind die Betreffenden meist nicht bereit umzukehren und sich zu korrigieren. – So war es auch in der Beschwerdesache. Karl Schobert hat sich voreilig und unüberlegt entschieden und durch Worte festgelegt (Ablehnung der Beschwerde) und hat dann entsprechend falsch gehandelt – und konsequent (stur!) bis zum bitteren Ende an seinem falschen Kurs festgehalten. Dafür muss er einmal vor Gott einstehen (1.Kor 3,11-15). – „Da ist ein Weg, der einem Menschen gerade [d.h. recht] erscheint, aber zuletzt sind es Wege des Todes.“ (Spr 14,12)

25. Retrospektive - Gedanken im Rückblick

Im Rückblick müssen wir uns eingestehen, dass wir aus der geschilderten Gemeindekrise traumatisiert und mit schweren seelischen Verletzungen hervorgegangen sind. Wenn uns der Herr nicht beigestanden hätte, wären wir und unser Glaube möglicherweise daran zerbrochen. Doch der Herr hat uns durch die schmerzhaften Ereignisse hindurchgelotst und trainiert und uns dadurch auf Kommendes vorbereitet. Er hat uns Standfestigkeit verliehen in seiner Kraft (Eph 6,10). Denn wären wir eingeknickt und hätten klein beigegeben, dann wäre ich heute vermutlich ein Pastor in irgendeiner Winkelgemeinde, ständig darauf bedacht, die Gemeindemitglieder bei Laune zu halten, damit uns der Spenden- und Zehntenfluss nicht versiegt. Doch weil wir die große Herausforderung mit der Hilfe des Herrn durchgestanden haben, verfügen wir heute über einen unabhängigen Exegesa-Bibel-Lehrdienst (exegesa-bibel-lehrdienst.de) und können ganz ohne Abstriche die biblische Wahrheit, das authentische Evangelium und die unverfälschte Lehre verbreiten. Wir müssen weder um Spenden betteln noch um Mitglieder werben. Wir sind nicht auf die Anerkennung von Menschen oder kirchlichen Institutionen (Gemeindeverbänden) angewiesen. Wir sind allein dem Herrn Jesus Christus, dem himmlischen Vater und dem Heiligen Geist verantwortlich – und seinem Buch, der Heiligen Schrift. Durch unsere Erfahrungen, die wir in dieser schweren Zeit – und in den darauf folgenden Jahren – gewonnen haben, wissen wir, wie die Gemeinderealität tatsächlich aussieht – und wie manche Pastoren ticken. Von Illusionen und wirklichkeitsfernen Vorstellungen sind wir gründlich geheilt. Und wir wissen, dass es für viele, die sich Christen nennen, leider einmal ein böses Erwachen geben wird, wenn sie vor der Tür des ewigen Gottesreiches stehen und anklopfen und um Einlass bitten:

„Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr!, wird in das Reich der Himmel hineinkommen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist. Viele werden an  jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr! Haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben (= Befreiungsdienst) und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan? Und dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt. Weicht von mir, ihr Täter der Gesetzlosigkeit!“ (Mt 7,21-23).

Nicht dass ich hier falsch verstanden werde: Gläubige brauchen die Gemeinde, um geistlich erbaut zu werden. Die lebendige Gemeinde Jesu (nicht das Gemeindegebäude!) ist ein herrliches, geistliches „Haus“; es ist ein bevorzugter Aufenthaltsort des Heiligen Geistes – wenn, ja wenn dieses nach dem Bauplan Gottes errichtet ist (siehe Hebr 3,4;  1.Petr 2,5;  2.Mo 39,41.42 –> 40,34.35 – und den Link Warum Gemeinde und Gemeinschaft?)

 

Und der pastorale Dienst in der Gemeinde Jesu ist ein äußerst wichtiger Auftrag (Eph 4,11;  Apg 20,28;  1.Tim 3,1). Dieser wird jedoch nur dann zum Segen und Wohlergehen der Gemeindeangehörigen sein, wenn der Pastor bzw. die Pastoren (Ältesten) ihrer Gemeinde „im Herrn vorstehen“ (1.Thess 5,12) – d.h. im Heiligen Geist und gemäß der biblischen Anordnungen (Lk 11,28;  17,10;  Mt 7,24-27;  Jak 1,22;  2.Thess 3,14 – vgl. Jos 1,8). Ist der Pastorendienst jedoch von Willkür und eigenmächtiger Regie geprägt  (vgl. Tit 1,7;  1.Petr 5,2.3;  Lk 12,42-46), dann führt das nicht zu „Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist“ (Röm 14,17), sondern zu Ungerechtigkeit und Bedrükkung und geistlichem Missbrauch im „Fleisch“. (Siehe dazu den Link über Neutestamentliche Leiterschaft). – Hier noch eine ganz persönliche Frage: Ordnest du dich deiner Gemeindeleitung unter und akzeptierst die Entscheidungen deines Pastors (bzw. der Ältesten) auch wenn du sie nicht verstehen und nachvollziehen kannst, weil du grundsätzlich das Vertrauen hast, dass er ein von Gott eingesetzter und gesalbter Gemeindehirte ist? – Wenn du diese Frage mit einem spontanen Ja beantworten kannst, dann bist du ein wirklich gutes Gemeindemitglied, oder?! - Nein! – dann bist du vielmehr ein gefährdeter Kandidat für Pastoren-Willkür und „Geistlichen Missbrauch“! – Mitdenken, Prüfen und Beurteilen ist in der Gemeinde nicht nur erlaubt, sondern geradezu eine Pflicht (siehe Lk 12,57;  Eph 5,8-10;  Röm 12,2;  1.Thess 5,21.22;  1.Joh 4,1;  Offb 2,2).

26. Trostvoller Beistand – Abschied

 

Damals wurde nur auf die Betrübnis des Ehepaars Klose Rücksicht genommen. Niemand aus der Gemeinde hat damals auf die Betrübnis geachtet, die durch die ungerechtfertigte Schuldzuweisung über uns gekommen ist. – Gegen Beschwerdeführer gab es kein Pardon – nicht in dieser Gemeinde unter diesem Pastor! Uns wurde sogar gesagt: Wenn ihr jetzt leidet, dann habt ihr euch das doch eurem eigenen Verhalten zuzuschreiben!

In der schweren Zeit kurz nach unserem Gemeindeaustritt fanden wir bei Wolfgang Müller, dem Pastor der Missionsgemeinde in Waldshut, und seiner Frau Aufnahme und Trost. Mit gütigen Worten beschwichtigte dieser erfahrene alte Glaubensbruder unsere verwundeten Seelen. Der Herr möge es den beiden reichlich vergelten! (Sie sind inzwischen verstorben.)

 

 

Nach unserem Gemeindeaustritt (1995) schlossen wir uns im Laufe des Jahres 1996 einer evangelikalen Freikirche in Waldshut an (von Pastorin Helga Oberhofer). Dort fanden wir neue Glaubensgeschwister. Im April wurde unsere Tochter vorzeitig in der dreißigsten Schwangerschaftswoche als „Frühchen“ geboren. Wir waren sehr erschüttert und bangten um ihr Überleben. Doch sie entwickelte sich gut, denn dieses kleine Würmchen hatte von Anfang an einen starken Lebenswillen. Gott spracht zu ihr: Du sollst leben!

Aus Rücksicht auf unser Baby verschoben wir unseren Umzug um ein ganzes Jahr. – Im Jahr 1997 verließen wir die Hochrhein-Gegend und unseren damaligen Wohnort an der Schweizer Grenze, Stühlingen, und zogen zurück nach Bayern – in das Bamberger Land – nach Priesendorf am Rande des Steigerwalds. Heute im Jahr 2022 wohnen wir direkt im Stadtgebiet von Bamberg, im Stadtteil Wunderburg

 27. Dank an meine Ehefrau

 

An dieser Stelle möchte ich meiner lieben Ehefrau Hannelore (Lisa) ein herzliches Dankeschön sagen. Dafür, dass du in der ganzen schweren Zeit zu mir gehalten hast und mich unterstützt hast (auch als jener Pastor in meiner Abwesenheit versuchte, dich davon abzubringen). Du hast die ganze Krise an meiner Seite durchgestanden, obwohl es dich viel gekostet hat und du während dieser Zeit zwei schwierige Schwangerschaften durchleiden musstest. Danke!!! – Jesus möge dir das in überfließendem Maße vergelten!

Auf dem Foto links: Eberhard und Ingrid Klose und wir 1990 – das Foto entstand drei Jahre vor dem Beschwerde-Konflikt. – Anfangs verband uns eine sehr herzliche Beziehung mit diesem Ehepaar. Wir wollten ihnen durch unser Vorgehen helfen, von ihrem verkehrten Weg der Sandford-Seelsorge umzukehren. Wir hätten uns sehr über eine Fortführung bzw. Erneuerung der geschwisterlichen, freundschaftlichen Beziehung gefreut. Durch das Fehlverhalten und die Willkür des Pastors in der Beschwerdesache hat sich diese Tür leider für immer geschlossen. Wir haben die beiden nach unserem Umzug nie wiedergesehen ... wir hoffen aber, sie in der ewigen Herrlichkeit Gottes wiederzusehen. – Auf dem Foto rechts: Wir mit unseren beiden Kindern 1996 – fünf Monate nach unserem Gemeindeaustritt.

Joachim und Hannelore (Lisa) Hübel

Hier noch eine persönliche Erklärung von Hannelore (Lisa)* zum oben dargestellten Verlauf der Dinge:

„Ich kann dazu nichts Weiteres sagen, außer dass es genauso gewesen ist.

Und ich freue mich über die Aussage von Jesus Christus:

 „Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und allerlei Böses gegen euch reden und dabei lügen. Seid fröhlich und jubelt; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden. Denn ebenso haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind.“ (Matthäus 5,10-12 – Luther 2017)

Im Übrigen bin ich aus Ernüchterung und Enttäuschung im Jahr 2019 aus dem Gemeinde-Modell „Freikirche“ im herkömmlichen Sinne ausgestiegen und pflege jetzt authentische Gemeinschaft in der Kleingruppe/Hauskirche.“

 

Hannelore (Lisa) Hübel

______________________

 

* In der Zeit unserer Zugehörigkeit zur Christus-Gemeinde e.V. trug meine Ehefrau die Kurzform ihres zweiten Namens Lieselotte = Lisa. Später kehrte sie zu ihrem ersten Namen Hannelore zurück.

 

Erläuterung:

Meine Frau Hannelore und ich gehören heute beide keiner institutionalisierten Kirche oder freikirchlichen Gemeinde mehr an, denn Jesus fordert uns nicht auf, Mitglieder einer Organisation zu werden, sondern er ruft uns in die authentische Gemeinschaft (koinonia) mit lebendigen Gläubigen. Siehe dazu die Links: Corona-Zeit - Wende-Zeit und Warum Gemeinde? Die wahre Gemeinde Jesu ist ein lebendiger Organismus – siehe 1.Kor 12,13. Authentische Gemeinschaft (koinonia) nach Apg 2,42 ereignet sich immer spontan dort, wo mindestens zwei oder drei Gläubige im Namen Jesu Christi – d.h. in seinem Sinne – zusammen kommen (Mt 18,20), der unverfälschten neutestamentlichen Lehre folgen (Tit 1,9;  1.Kor 15,1-3;  1.Tim 3,6ff), das Abendmahl in geistlicher Gesinnung (als Gedächtnismahl!) einnehmen (Lk 22,19;  1.Kor 11,23-28), im Heiligen Geist beten (Eph 6,18;  Jud 20;  Joh 4,23.24) und einander in den Geistesgaben dienen (1.Petr 4,10;  1.Kor 12,4-11; 14,12.26;  1.Thess 5,11;  Röm 15,14).

 

Wir sind nicht grundsätzlich gegen freikirchliche Gemeinden, aber es muss immer geprüft werden, ob dort geistliches Leben und echte Gemeinschaft zu finden ist, oder ob die jeweilige Gemeinde vom allgemeinen Institutionalisierungsprozess verdorben worden ist und nur noch ein frommes Programm abspult. Bei letzterem werden die Gemeindeangehörigen oftmals nicht mehr zum geistlichen Leben erweckt und im Glauben weitergeführt, sondern nur noch „christlich sozialisiert“ (siehe Offb 3,1b;  2.Tim 3,5).

Die wahre Gemeinde Jesu ist keine statische Organisation, sondern ein lebendiger Organismus (1.Kor 12,12-27). Gemeinde Jesu „ereignet“ sich oftmals ganz spontan, wenn sich wiedergeborene, lebendige Gläubige treffen und geistliche Gemeinschaft miteinander haben. Jede Begegnung zählt!

„Der Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind (oder in Institutionen, die durch strategische Organisation aufgebaut sind) (Apg 17,24).

 

„Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? … denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr. … Denn in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, … und sind alle mit einem Geist getränkt worden.“ (1.Kor 3,16.17;  12,13)


28. Grenzerfahrungen – als Aufbruch oder als Zusammenbruch?

Durch schwierige Lebensumstände, bestimmte Menschen, oder auch durch manche Begrenzung in unse­rer eigenen Persönlichkeit gelangen wir immer wieder an scheinbar unüberwindbare Gren­zen.

Da stehen wir dann am Rande unserer Fähigkeiten oder Möglichkeiten wie vor einer unverrückbaren Mauer. Nach der ersten Reak­tion eines leidenschaftlichen Aufbegehrens sacken wir dann unter der Wucht einer völligen Niedergeschlagenheit zusammen. Schnell sind wir dann geneigt, vor dieser sich hoch auftür­menden Barriere zu kapitulieren: „Unmög­lich!“ - In dieser Phase müssen wir uns sehr vor Kurzschlussreaktionen hüten.

Manchmal reicht schon eine starke körper­liche Erschöpfung aus, dass wir angesichts einer bedrohlichen Häufung von Schwierigkeiten in die „Elia-Stimmung“ verfallen: „Es ist ge­nug! Ach, HERR, nimm doch meine Seele von mir!“ (1.Könige 19,4)

Gerade noch hatte Elia in der Kraft des Gei­stes sehr für den Herrn geeifert und mächtige Taten vollbracht. Doch schon wenig später lag er kraftlos hingesunken unter einem Ginsterstrauch. Eine boshafte Drohung hatte ihn aus den Angeln gehoben.

Daran sehen wir: unsere biblischen Vorbil­der waren auch keine Übermenschen. Sie waren den gleichen körperlichen und seelischen Schwankungen ausgesetzt wie wir. (Jakobus 5,17)

Nachdem Elia geruht, getrunken und ge­speist hatte, sah die Welt schon wieder etwas anders aus. Nun war er für eine ganz neue Be­gegnung mit dem HERRN bereit. Als Elia seine Not vor Gott darlegte, gewährte ihm dieser eine neue Sicht der Dinge. Außerdem wurden dem Propheten weitere wichtige Aufgaben zugeteilt. Schlagartig öffnete sich für ihn die Tür neuer Zukunftsperspektiven.

Auch ich durfte immer wieder erleben, wenn ich an meine Grenzen gekommen war, wie sich völlig neue Möglichkeiten erschlossen. Ganz unverhofft öffnete mir der Herr Türen, die niemand mehr schließen konnte. (Offenbarung 3,7) Folgendes habe ich gelernt: Manchmal gelangen wir an Begrenzungen, an denen es nichts zu rütteln gibt. Dort geschieht mitunter ein sehr heilsa­mer Zusammenbruch unseres Willens bzw. unserer Pläne. Diese Erschütterung haben wir alle immer wieder mal nötig. Auf diese Weise lehrt uns der HERR im Hinblick auf unsere Jesus-Nachfolge, die Prioritäten richtig zu setzen. Viele Hindernisse und Grenzen aber müssen uns zum Durchbruch ins Neue verhelfen, wo wir über das hinauswachsen, was wir bisher waren, kannten, konnten oder hatten. Weil wir auf den Herrn Jesus Christus vertrauen, kön­nen wir diese Herausforderungen annehmen. Alles, was uns Gotteskindern widerfährt, muss ja doch an seinem Thron vorüber und wird von ihm sorgfältig geprüft. (1. Korinther 10,13) Was Gott über uns kommen lässt, das muss uns zum Besten dienen, weil wir Ihn lieben. (Römer 8,28)

Bei allem was uns begegnet gibt Gott uns den Zuspruch: „Denn ich bin der HERR, dein Gott, der deine Rechte ergreift, der zu dir spricht: Fürchte dich nicht! Ich, ich helfe dir!“ (Jesaja 41,13)

[Ergänzung:]

Der Glauben kann für die verheißene Hilfe Gottes bereits danken, wenn davon noch nichts zu sehen ist. Jesus erklärte: „Alles, um was ihr auch betet und bittet, glaubt, dass ihr es empfangen habt, und es wird euch werden.“ (Markus 11,24 – vgl. 1.Johannes-Brief 5,14.15) – Allerdings sollten Gläubige darauf gefasst sein, dass die Hilfe Gottes manchmal etwas anders aussieht, als sie sich vorstellen.

 

Betende Gläubige sind - bei allem was ihnen widerfährt – in der Lage, die Perspektive zu wechseln: von der natürlichen Frosch-Perspektive zur geistlichen Vogel-Perspektive – vom Zusammenbruch zum Neuaufbruch.

Anmerkung: Das Paradoxe ist, dass es in der September-Ausgabe der „Stimme Gottes“ von 1994 für mich keine Ernennung zum „Pastoralen Assistenten“ gab (siehe S. 21), während in der Oktober-Ausgabe der gleichen Zeitschrift der hier vorliegende Artikel von mir abgedruckt wurde. – Dadurch hat die Redaktion – ohne es zu wissen – einen „prophetischen Akt“ vollzogen: ich würde zwar nie den Titel eines „Pastoralen Assistenten“ tragen, aber dennoch mit biblischer Lehre dienen. Denn Berufungen kommen von Gott und hängen nicht an Titeln und Rängen, die von Menschen verliehen werden!

 

Interessant: Nach 25 Jahren meldete sich jemand über die Exegesa-Homepage bei uns, der diesen Artikel in einer alten Ausgabe der Zeitschrift entdeckt hatte. 


29. Ein prophetisches Erdbeben?

Erschütterungen in der unsichtbaren, geistlichen Welt gehen manchmal einher mit sichtbaren Zeichen wie Erdbeben. Diese Naturphänomene haben dann eine geistliche und prophetische Dimension (Jes 24,19.20;  Jer 4,23-28;  51,29;  Am 1,1;  9,5;  Mt 24,6-8).

 

Es ist interessant, dass in der Entscheidungsphase – als wir mit dem Entschluss gerungen haben, ob wir unsere Beschwerde einlegen sollen – am 30. Dezember 1992 in der Hochrheingegend ein kleines Erdbeben stattfand. Ich erinnere mich noch an den späten Abend als das geschah. Ich lehnte beim Sitzen gerade an der Wand, als ich plötzlich zwei starke Erschütterungen im Rücken spürte und mich wunderte: Was ist denn jetzt los! – Später erfuhren wir, dass es Eruptionen in der Erde waren, die diese Stöße ausgelöst hatten. Das Merkwürdige daran ist, dass das Epizentrum dieses Bebens in 22 km Tiefe direkt unter der Ortschaft Wutöschingen lag. Diese aber war genau der Wohnort eines gewissen Pastors! Das Ereignis wurde vom Schweizer Erdbebendienst dokumentiert:  

In der Schwarzwälder Zeitung „Südkurier“ erschien 25 Jahre später am 29. Dez. 2017 ein Jubiläums-Artikel mit der Überschrift Vor 25 Jahren: Zu Silvester im Kreis Waldshut ein kräftiges Erdbeben.

Der Autor des Artikels berichtete:

„Der Abschied vom alten und die Begrüßung des neuen Jahrs ist weltweit mit Krach und Feuerzauber verbunden. Vor heute genau 25 Jahren, am 30. Dezember 1992, gab's zusätzlich eine Poltergeist-Einlage. Obwohl um einen Tag verfrüht, machte dieser Silvester-Rums weit mehr Eindruck als noch so viele China-Böller. Genau um 22.34 Uhr rumpelte ein Erdbeben durch den Kreis Waldshut. Wer schon im Bett lag, wurde wach, die anderen spürten ein Zittern, während Geschirr klapperte und Gläser klirrten.

Von 22.40 Uhr bis Mitternacht riefen bei der Polizei weit über hundert besorgte Einwohner an. War es wirklich ein Erdbeben? … Um 22.55 Uhr wusste die Polizei schließlich Bescheid, nachdem die Landespolizeidirektion bestätigte, dass die Erde gebebt hatte. Das Zentrum des mehrere Sekunden dauernden dumpfen Grollens lag im Raum zwischen Wutöschingen und Ühlingen-Birkendorf, die Stärke wurde zwischen 4 und 4,5 auf der Richterskala angegeben. Damit war es das stärkste Beben seit über zehn Jahren in der Region. Es blieb harmlos, weil der Erdbebenherd 22 Kilometer tief lag. Trotzdem schlug erstmals das seismische Messgerät im Kernkraftwerk Leibstadt gegenüber Dogern aus. Es soll dafür sorgen, dass ab Bebenstärke 6 bis 7 der Reaktor zu Inspektionszwecken abgeschaltet wird. – Eine einzige Schadensmeldung kam aus dem Kurhaus Grafenhausen. Dort war ein Regal mit wertvollem Porzellan umgekippt. Schaden: 5000 Mark. …“

Heute stellen wir uns die Frage, ob dieses Beben mit Epizentrum unter Wutöschingen mit den damaligen Ereignissen in der Gemeinde zusammenhing und ein prophetisches Zeichen gewesen sein könnte (vgl. Apg 16,23-26;  Am 9,3; Hebr 12,27). – Wenige Wochen später erhoben wir die erste mündliche Beschwerde, die vom Pastor abgelehnt wurde. Einige Wochen später reichten wir dann die schriftliche Beschwerde ein, die zu einer massiven Erschütterung des Pastors und der ganzen Gemeinde (uns inklusive) führte.

Und könnte der Schadensfall ein prophetisches Zeichen dafür gewesen sein, dass das „wertvolle Porzellan“ der (allzu) menschlichen Klugheit in jenen Bereichen, wo die „Grafen hausen“ (und nach ihren eigenen Spielregeln schalten und walten), zerstört werden und durch die biblische Weisheit Gottes ersetzt werden muss? (Jes 55,8.9)

Bevor der Herr Jesus Christus durch seine Jünger ein brauchbares Werk tun kann, müssen diese geprüft und erprobt werden. Dazu lässt er auch massive Erschütterungen zu (siehe Mt 22,32ff;  1.Kor 11,19). Wer sich bewährt, dem wird Größeres anvertraut. Letztendlich war die Erschütterung des Pastors und von uns auch eine Herzensprüfung des Vertrauens in die Versorgung des Herrn, ob er uns als „Jahwe-Jireh“ (Gott der Vorsehung) mit allem Nötigen versorgt, wenn wir uns treu an seine Anordnungen halten (Mt 6,33;  2.Kor 9,8;  Phil 4,19). Denn wer auf menschliche Kunst und Weisheit setzt und „Fleisch zu seinem Arm“ macht (Jer 17,5;  2.Chr 32,8), der verpasst die Gelegenheit – und vielleicht die Erweckung, die der Herr vorgesehen hat(te?).

 

Interessant ist, dass genau 25 Jahres später, im Jahr 2017 (im Jahr des Jubiläums-Artikels im Südkurier) unser Exegesa-Bibel-Lehrdienst gegründet wurde. Auch dieser begann mit einer Erschütterung: mit einem prophetischen Hammerschlag – siehe dazu den Link Exegesa-Gründung in der Headleiste der Exegesa-Homepage.


30. Die Gewährung von bedingungsloser Vergebung?

 

Muss ich dem Karl Schobert seine schweren Verfehlungen vergeben? – Nein. Denn die Bibel lehrt selbst im Neuen Testament keine bedingungslose Vergebung – d.h. die Gewährung von Vergebung ohne Einsicht, Reue, Schuldbekenntnis und Umkehr des Schuldigen. – Karl Schobert wurde immer wieder mündlich oder schriftlich, allein oder mit Zeugen und zuletzt vor einer Gemeindeversammlung auf sein Fehlverhalten aufmerksam gemacht (siehe Mt 18,15-18). Doch er verharrt seit nunmehr fast dreißig Jahren in einer Haltung der Uneinsichtigkeit. Da wäre bedingungslose Vergebung völlig fehl am Platz. – Bedeutet das, dass ich verbittert und unversöhnlich bin? – Nein. Nach einem längeren Prozess der Aufarbeitung habe ich durch die Liebe und das Erbarmen Gottes eine innere Heilung meiner seelischen Verletzungen erfahren. Trotzdem bleiben diese auch als Narben berührungsempfindlich und bereiten mir immer wieder einmal arge Schmerzen.        

Wahre Vergebung gemäß der biblischen Lehre:

Die Gewährung von bedingungsloser Vergebung – also auch bei Mangel an Einsicht und Reue   – quasi als „Therapeutikum“ für „innere Heilung“ von seelischen Verletzungen, ist eine Pervertierung und ein Missbrauch von Vergebung. Denn bei diesem kostbaren Gut geht es nach Gottes Plan nicht in erster Linie um die Heilung von Verletzungen, sondern um die Wiederherstellung von Beziehungen, die durch Sünde und Schuld zerbrochenen sind. Das gilt sowohl für die Beziehung zwischen Gott und Menschen als auch für die Beziehungen unter den Menschen.

„Habt acht auf euch selbst: Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht, und wenn er es bereut, so vergib ihm!Und wenn er siebenmal am Tag an dir sündigt und siebenmal zu dir umkehrt und spricht: Ich bereue es; so sollst du ihm vergeben.“ (Lk 17,3.4)

Gott gibt uns durch sein eigenes Vorgehen das Vorbild und Muster für echte Vergebung. Gott vergibt keineswegs „bedingungslos“, sondern Er vergibt bei Einsicht, Reue, Schuldgeständnis und Umkehr (= „Buße“):

„Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir unsere Sünden bekennen, [dann] ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit. Wenn wir sagen, dass wir nicht gesündigt haben, machen wir ihn [Gott] zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.“ (1.Joh 1,8-10 – siehe auch  Spr 28,13;  Ps 32,1-6 > Ps 51,2-6;  Lk 15,18;  Apg 2,38;  3,19).

Bei der Vergebung sind Christen dazu aufgerufen, diesem Vorbild Gottes zu folgen – siehe Lk 17,3.4;  Mt 18,15-18.32 u. 33. Der Heilige Geist – der Geist der Wahrheit – gibt uns durch das biblische Wort Gottes die klare Anweisung:

„Seid aber zueinander gütig, mitleidig, und vergebt einander, so (d.h. in derselben Weise) wie auch Gott in Christus euch vergeben hat! (Eph 4,32)

„Ertragt einander und vergebt euch gegenseitig, wenn einer Klage gegen den anderen hat; wie (d.h. in derselben Weise wie) auch der Herr euch vergeben hat, so auch ihr! (Kol 3,13)  

 

Das bedeutet: Wenn die erforderlichen Voraussetzungen bei dem Schuldigen (= Reue, Schuldbekenntnis, Umkehr etc.) nicht erfüllt sind, weil dieser uneinsichtig ist, dann können wir dem Betreffenden auch nicht von seiner Schuld „lösen“ (Mt 18,18; 16,19), sondern müssen ihm „die Sünde behalten“ (Joh 20,23). Nach der neutestamentlichen Gesamtlehre können wir davon ausgehen, dass es bei der Vergebung, von der im Vater-unser–Gebet die Rede ist (Mt 6,12.14.15), nicht um „bedingungslose“ Vergebung geht, sondern um „bedingte“ Vergebung – also um Vergebung bei Schuldbekenntnis, Reue und Umkehr (vgl. Mt 18,32-35;  Lk 17,3.4). Denn Gott widerspricht sich in seinem Wort nicht. – Mehr dazu in dem Link: Anderen bedingungslos vergeben?


31. Und was geschah mit dem Pastor und der Gemeinde?

 

Einige Jahre nach unserem Gemeindeaustritt ist die Christus-Gemeinde e.V. aus der Stadt Tengstetten in den benachbarten Ort Trabhausen umgezogen. Dort erfüllte sich der Pastor Karl Schobert seine Vision bzw. seinen Traum vom Bau eines Gemeinde-Zentrums. In der Trabhausener Gemeinde sitzt er fest im Sattel und ist dort bereits seit über zwanzig Jahren Pastor.

„Alle Wege eines Mannes sind lauter (o. recht) in seinen Augen, aber der die Geister prüft, ist der HERR.“ (Spr 16,2)


32.       „… Schweigen ist Gold!“ – für wen?

Unser Schweigen ist Gold für jene, die nicht wollen,

 

dass ihre hässlichen Betreibungen ans Licht kommen.

Wäre es nicht besser gewesen, wenn ihr geschwiegen und die Sache Gott überlassen hättet? – Natürlich ist es immer besser, zu schweigen und den Mund zu halten – und zwar besser für jene „Würdenträger“ und „Geistlichen“, die in den Großkirchen sexuellen Missbrauch betreiben – und auch besser für Pastoren und Älteste, die in den Freikirchen als „Machtmenschen“ auftreten und Amtsmissbrauch und geistlichen Missbrauch üben. [Geistlicher Missbrauch besteht darin, dass Gemeindeleiter ihre Amtsgewalt eigenmächtig zur Befriedigung ihrer persönlichen Interessen missbrauchen und die Gläubigen für ihre religiöse Selbstverwirklichung einspannen.]

Gott sagt in seinem Wort, dass es „für alles eine festgesetzte Stunde gibt. Und dass es für jedes Vorhaben unter dem Himmel eine bestimmte Zeit gibt: … eine Zeit für das Schweigen und eine Zeit für das Reden (Pred 3,1.7) 

Es ist ein Drama der Weltgeschichte, dass die Menschen reden, wenn sie schweigen sollen, und dass sie schweigen, wenn sie reden sollen.

Das Wort Gottes sagt, dass „die Liebe eine Menge Sünden zudeckt“ (1.Petr 4,8). Doch echte Liebe deckt nicht alle Sünden zu! Schon gar nicht dann, wenn dadurch andere Personen gefährdet werden, weil Übeltäter mit ihren bösen Machenschaften fortfahren. Deshalb heißt es im Neuen Testament: „Und habt nichts gemein mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, sondern stellt sie vielmehr bloß!“ (Eph 5,11) – denn wer uneinsichtige Übeltäter deckt, der wird mitschuldig (vgl. 1.Thess 5,21;  1.Tim 5,22;  Offb 18,4).

Viele Christen sind ja der Meinung, derlei Skandalgeschichten dürften nicht an die Öffentlichkeit gebracht werden, damit das Ansehen der Gemeinde Jesu nicht leidet. (Auch die Katholische Kirche ist dieser Meinung und hat über lange Zeit die Missbrauchsskandale verheimlicht! Doch heute ist sie von der Realität eingeholt worden und die Beschämung ist umso größer.)

Wenn man die Bibel liest, dann merkt man, dass Gott diese Auffassung keineswegs teilt. Die Heilige Schrift unterscheidet sich von der meisten anderen Literatur und Heldenglorifizierung dadurch, dass dort die Verfehlungen des Volkes Gottes Israel und der Gemeinde Jesu in aller Schonungslosigkeit aufgedeckt werden. Die Schwächen und Sünden der biblischen „Helden“ werden rücksichtslos ans Licht gebracht. Sogar im Neuen Testament werden konkrete Verirrungen offen angesprochen und deren Vertreter schonungslos beim Namen genannt (siehe 2.Tim 2,17.18; 4,14.15;  3.Joh 9-11;  Offb 2,20-25). Das ist ein Merkmal für die Authentizität des inspirierten Wortes Gottes. Seit fast zweitausend Jahren kann in den Paulus-Briefen und in den Sendschreiben der Offenbarung von jedem – auch von Ungläubigen(!) – nachgelesen werden, was unter Christen massiv schief gelaufen ist.

Abgesehen davon müssen wir leider davon ausgehen, dass von den weltweit 2,3 Milliarden „Christen“ die Mehrzahl gar keine geistlich wiedergeborenen, erlösten Gläubigen sind. Sie sind von den Vertretern der Volkskirchen durch den Betrug des Sakramentalismus’ (= vermeintliche Heilsübermittlung durch kirchliche Rituale wie z.B. die unbiblische Säuglingstaufe) in die Irre geführt worden. Die Betroffenen sind nie zu einer schriftgemäßen Umkehr (Bekehrung) angeleitet worden (siehe dazu den Link über wahre Bekehrung). Deshalb gehört von den weltweit etwa 50 000 Kirchen- und Gemeindeverbänden, christlichen Gruppierungen, Kommunitäten und Orden nur ein Bruchteil davon zur wahren Gemeinde Jesu. Denn diese besteht nur aus geistlich lebendigen Gläubigen – siehe dazu Eph 2,4-6;  1.Kor 12,13;  1.Petr 2,5;  Röm 8,9 – vgl. Offb 3,1b;  2.Tim 2,5;  Mt 7,21.23.

 

Viele Gemeinden singen fröhlich Halleluja – doch sie lassen Jesus gar nicht in die Gemeinde! Ihre Bezeichnung „Kirche Christi“ oder „Gemeinde Jesus“ ist nur ein Etikettenschwindel!


33. Eine ernste Warnung zur so genannten Befreiungs-Seelsorge und Inneren Heilung

Gott, der himmlische Vater, möchte, dass seine erlösten, geistlich wiedergeborenen Kinder zu einer tiefen Erkenntnis über ihre Erlösung gelangen (Eph 1,17-20;  3,16-19;  Joh 8,31.32.36;  Kol 1,9-14;  1.Kor 2,12). Durch geistliche Erkenntnis können und sollen sie im Glauben die einzelnen Heilsgüter des Erlösungswerkes Jesu Christi in ihrem Leben realisieren. Der Teufel hat natürlich keinerlei Interesse daran, dass Christen den vollen Umfang ihrer Freiheit und Erlösung erkennen und nutzen. Er möchte sie vielmehr entmutigen und ihren Glauben zerstören. Er möchte ihnen Schwäche, Unwürdigkeit, Belastung und Gebundenheit einsuggerieren. Und das tut er auch – u.a. durch selbsternannte „vollmächtige“ Seelsorgespezialisten, die fragwürdige Seelsorgelehren und –praktiken verbreiten! Dazu gehört auch die sog. „Befreiungs-Seelsorge“, deren Grundlage eine falschen Sichtweise über die Erlösung ist. Aus diesem Grund beobachtet man an wiedergeborenen Christen, die sich der „Befreiungs-Seelsorge“ hingeben, meist eine Zunahme an Ängstlichkeit, Unfreiheit, Unmündigkeit und Gesetzlichkeit. Der „Befreiungsdienst“ verhilft ihnen nicht zur Freiheit, Reife, Mündigkeit und Selbständigkeit, sondern sie geraten in zunehmende Abhängigkeit von ihren Seelsorgern. Diese versprechen ihnen die Befreiung von dämonischen Bindungen, Flüchen, generationsübergreifenden Belastungen, negativen Festlegungen und inneren Schwüren etc., doch in Wirklichkeit bringen sie die Betreffenden mehr und mehr in Gebundenheit. Denn sie vermitteln den von ihnen Betreuten nicht die befreiende Wahrheit der neutestamentlichen Lehre (vgl. Joh 8,31.32.36;  Apg 20,26.27), sondern präsentieren ihnen „listig ersonnenen Irrtum“ (Eph 3,14). Dieser wurzelt einerseits in einer höchst fragwürdigen Erfahrungstheologie: „Die Erfahrung hat gezeigt …“ – und andererseits in dämonisch inspirierten Irrlehren (1.Tim 4,1;  Joh 8,44). Für diese führen sie sogar – wie der Teufel in der Versuchungsgeschichte Christi (Mt 4,6) – falsch interpretierte(!) Bibelstellen an.

Ich habe etliche Fälle beobachtet, in denen Christen eine besagte Seelsorgebetreuung begonnen haben mit dem Ziel, innere Heilung und Befreiung zu erlangen. Doch dann mussten die Betreffenden die sich endlos hinziehende Befreiungs-Seelsorge wieder abbrechen, weil sie die seelische Belastung nicht mehr ertrugen. Unter dem Vorwand der Befreiung redeten ihnen fragwürdige Seelsorgeexperten okkulte Belastung und Gebundenheit ein. Die Seelsorge hinterließ bei den Betroffenen tiefe Verletzungen – und den frustrierenden Eindruck, sie seien in ihrer Persönlichkeit völlig demoliert, gebunden und geistlich minderwertig. (Jetzt hatte der Teufel sie da, wo er sie haben wollte!) Ich kenne keinen einzigen Christen, dem eine solche besagte Seelsorge in überzeugender Weise zu Freiheit, seelischer Gesundheit und geistlicher Reife verholfen hätte.

Aber mehr noch: Es hat sich gezeigt, dass sich im Umfeld des Befreiungsdienstes (der Befreiungs-Seelsorge) immer wieder okkulte Phänomene manifestieren und dämonische Mächte offenbaren. Meist wird das als erfahrungsmäßige Bestätigung angesehen, dass bei den beseelsorgten Personen tatsächlich okkulte Belastung (wenn nicht gar dämonische Besetzung) vorläge. Nur wenige wagen es, solche Interpretationen kritisch zu hinterfragen und die auftretenden Phänomene mit der spezifischen Befreiungs-Seelsorge (und deren Betreiber) in kausalen Zusammenhang zu setzten. Die Befreiungs-Seelsorge verwendet bekanntlich Praktiken (z.B. ein autoritäres Gebieten, dass sich die Geister offenbaren mögen), durch die dämonische Mächte geradezu herausgefordert und regelrecht herbeigerufen werden*. Daher deuten okkulte Phänomene und Manifestationen im Zusammenhang mit dem Befreiungs-Dienst nicht zwangsläufig auf eine bereits bestehende okkulte Belastung des Beseelsorgten hin, sondern möglicherweise auf eine okkulte Beeinflussung durch die Befreiungs-Seelsorge! Durch die verwendeten Praktiken können okkulte Belastungen durch den Seelsorger selbst neu „herbeigerufen“ worden sein! Daher ist es äußerst ratsam, sich von fanatisch „begeisterten“ Befreiungs-Seelsorgern ferne zu halten. Meist sind das selbsternannte, freischwebende** Spezialisten. Sie berauschen sich (und andere) an ihrer exklusiven „Erkenntnis“ (über Satan, Dämonen und okkulte Zusammenhänge – vgl. Offb 2,24) und an ihrer vermeintlichen „Vollmacht“. Doch sie täuschen sich und andere darüber hinweg, dass sie ohne wahre Erkenntnis und ohne den Auftrag des Herrn handeln (siehe Mt 7,22.23). Es kann also paradoxerweise geschehen, dass jemand gerade durch einen solchen „Seelsorge- und Befreiungs-Dienst“ in dämonische Verstrickung gerät! Deshalb müssen Gemeindeleiter äußerst wachsam sein, damit ihre Gemeinde nicht durch solche „Wölfe im Schafspelz“ verwüstet werden (siehe Apg 20,28-32). Selbst langjährige Christen sind schon auf solche Irreführer und deren „listig ersonnenen Irrtum“ hereingefallen (siehe Mt 24,24;  Eph 4,14).

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* Das Gleiche gilt auch für die „Geistliche Kriegsführung“ (= „Strategisches Gebet“).

** d.h. sie sind keinem anerkannten Gemeindeverband angeschlossen und praktizieren die Seelsorge unbeauftragt und unkontrolliert in eigener Regie. Es gibt allerdings auch eingebundene Seelsorger, die trotzdem eine unbiblische Seelsorge praktizieren. Man muss also in jedem Fall mitdenken.

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Überhaupt führt nicht nur das aktive Praktizieren von Okkultismus zu dämonischer Belastung. Die kritisch-ablehnende Faszination an okkulten Phänomenen und eine andauernde Beschäftigung mit diesen Dingen und entsprechenden Medieninhalten können bei Christen vergleichbare Auswirkungen hervorrufen wie die aktive Betreibung okkulter Praktiken.

Selbstverständlich gibt es auch einen echten, neutestamentlichen Befreiungsdienst. Er bewegt sich jedoch primär im Rahmen der Missionierung und Evangelisation – also dort, wo sich Personen zu Jesus bekehren wollen und dadurch gerade im Begriff stehen, den Machtbereich Satans zu verlassen. Dort sind mitunter massive Widerstände und dämonische Manifestationen zu beobachten. Denn durch eine schriftgemäße Bekehrung zu Jesus Christus wechseln die betreffenden Personen „von der Finsternis zum Licht“ und „von der Macht Satans zu Gott“ (Apg 26,18 – siehe auch Kol 1,12-14). Seelsorger, die einen verantwortungsvollen, authentischen (echten) Befreiungsdienst ausüben, gehen mit der Praktizierung der Loslösung und Dämonenaustreibung sehr zurückhaltend um, weil sie wissen, dass damit unter Umständen viel Schaden angerichtet werden kann. Sie wissen auch, dass das eigentliche Problem der Christen nicht der Teufel ist, sondern deren eigenes „Fleisch“ (= die von Adam erworbene sündige Wesensnatur – siehe 1.Kor 3,1;    Gal 5,16.17;  Röm 8,5-9.12-14;  Jak 1,13-15;  1.Kor 10,13) – und dieses kann man nicht „austreiben“, sondern nur durch einen „Wandel im Geist“ (Gal 5,16.17) überwinden.

Der Teufel  ist zwar der „Verführer“ und „Versucher“ (1.Thess 3,5;  Offb 20,7) und nutzt die Sogkraft der sündigen Wesensnatur, um schwache, fleischliche Christen zum Sündigen aufzustacheln. Doch die fleischlichen Begierden selbst kommen nicht vom Teufel, sondern von der sündigen Wesensnatur, die seit dem Sündenfall im Menschen wohnt. Diese verdorbene Wesensnatur – „die Sünde“ (Röm 6,12 – Singular!) - schlummert auch nach der Bekehrung und geistlichen Wiedergeburt noch in den Gläubigen! Die Apostellehre macht das deutlich: „Denn ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt …“ (Röm 7,18). „… treibt nicht Vorsorge für das Fleisch, dass Begierden wach werden!“ (Röm 13,14) „Geliebte, ich ermahne euch …, dass ihr euch der fleischlichen Begierden, die gegen die Seele streiten, enthaltet.“ (1.Petr 2,11) „So herrsche nun nicht die Sünde in eurem sterblichen Leib, dass er seinen Begierden gehorche …“ (Röm 6,12).

Die meisten Versuchungen werden nicht vom Teufel verursacht, sondern sie kommen von der alten, sündigen Wesensnatur: „Keine Versuchung hat euch ergriffen als nur eine menschliche; Gott aber ist treu, der nicht zulassen wird, dass ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen wird, so dass ihr sie ertragen könnt.“ (1.Kor 10,13) Bei Versuchungen ist daher nur in seltenen Fällen ein verbales Widerstehen gegen den Teufel (d.h. gegen dämonische Mächte) angesagt, so wie Jesus das bei seiner Versuchung in der Wüste tat (Mt 4,1.10). Wir können dem Teufel am besten widerstehen, wenn wir „uns Gott unterwerfen“ (Jak 4,7;  Ps 18,4), wenn wir unseren Glauben an Gott und sein Wort aktivieren (1.Petr 5,9) und wenn wir die geistliche Waffenrüstung anlegen (Eph 6,12.13) und „im Geist wandeln“ (Gal 5,16;  Röm 8,12.13). Durch den Wandel im Geist entziehen wir den Versuchungen und dem Versucher die Grundlage: „Wandelt im Geist, und ihr werdet die Begierde des Fleisches nicht erfüllen. Denn das Fleisch begehrt gegen den Geist auf, der Geist aber gegen das Fleisch; denn diese sind einander entgegengesetzt, damit ihr nicht das tut, was ihr wollt.“ (Gal 5,16.17) Wer „voll des Geistes“ ist (Eph 5,18-20), der hat genügend Widerstandkraft gegen die Begierden des Fleisches. Wenn jedoch unser „geistlicher Wasserstand“ gesunken ist, dann kommen das Geröll und allerlei Hindernisse zum Vorschein. Dann erwachen allerlei fleischliche Begierden, und dann machen sich auch wieder alte Verletzungen und Haltungen bemerkbar. Deshalb müssen wir lernen, wie wir zur Fülle des Geistes gelangen. Menschen „voll Geist“ sind Menschen des Wortes Gottes, des Betens und des Fastens, des Glaubens, wahrer Anbetung, des Dienens und der Gemeinschaft mit anderen erweckten Christen (Apg 2,42;  4,31;  13,2.3;  Eph 5,18-20;  Joh 6,63;  7,38.39;  Lk 11,13).

Leider werden die hier aufgeführten Zusammenhänge in vielen evangelikalen Gemeinden kaum gelehrt. Deshalb herrscht bei vielen Christen eine bedenkliche Unwissenheit, die dem Unwesen der Befreiungs-Seelsorger Tür und Tor öffnen (Hos 4,6).

 

Joachim Hübel (Textauszug aus den Seelsorge-Richtlinien

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